Mordsdeal
die Geschäfte. Es soll alles zur Zufriedenheit meiner Kunden laufen.«
»Herr Wagner ist zurzeit verhindert, aber Sie können auch mit mir darüber reden. Soviel ich weiß, ist er mit Pillen bestens versorgt. Die Bestellung habe ich immer abgewickelt.«
»Ach so, ja, es gibt da etwas Neuartiges, für den Mann ab 80. Ich würde Sie gerne einmal persönlich kennen lernen. Am Telefon lässt sich so etwas schlecht erklären. Wann passt es Ihnen?«
»Im Moment gar nicht. Könnte ich auch zu Ihnen kommen? Sagen wir, nächste Woche?«
»Ja, selbstverständlich. Haben Sie etwas zu schreiben? Ich nenne Ihnen meine Adresse.«
Es hatte ewig gedauert. Zuerst fand Hilla kein Papier, dann keinen Kugelschreiber, der schrieb, und als sie einen gefunden hatte, katapultierte die gedrückte Feder das obere Teil durch die Gegend, weil es nicht richtig festgedreht war.
Sie sah auf das Display und kritzelte nur mit der Mine die Telefonnummer ab. Die Adresse von Daniel Looser brauchte sie nicht, die war ihr nur zu gut bekannt.
»Am besten ist, Sie rufen vorher kurz durch. Ich erwarte laufend Kunden und möchte Sie ungern warten lassen.« Seine Stimme wurde vor Aufregung immer heller: »Ich gebe Ihnen mal meine Nummer …«
»Nicht nötig«, meinte Hilla und verabschiedete sich höflich.
Sie blieb äußerlich gelassen, riss die Telefonnummer aus der Fernsehzeitung und legte sie gut beiseite.
17
Mias Laune verbesserte sich sekündlich. Sie stand in der Werkstatt und erfreute sich an der Ordnung, die sie gestern geschaffen hatte. Unnötiger Müll war im hohen Bogen in die Tonne geflogen – getrennt natürlich. Danach hatte sie gründlich durchgefegt, wobei das so ähnlich war, als würde man in der Wüste staubsaugen wollen.
Nun erstrahlten ihre Skulpturen im neuen Licht.
In einer Stunde musste sie nach Rheinberg fahren. Kein besonderer Akt. Über die Autobahn erreichte sie die Kneipe in ungefähr 10 Minuten. Da blieb genügend Zeit, sich ein wenig aufzubrezeln. Man wusste ja nie, wer einem begegnete und ob man sich im Spiegel sah.
Das Telefon dudelte. Sie hätte sich nicht voreilig über die verbliebene Zeit freuen sollen. Die Verbindung war schlecht, klang wie vom anderen Ende der Welt, und das im Zeitalter der Digitalisierung, aber sie hatte verstanden, was sie verstehen musste, und verabschiedete sich nach nur zwei Minuten mit überschwänglicher Freude und dem Versprechen, sich bald zu melden.
Mia unterbrach die Verbindung mit einem Druck auf das Hörersymbol und ging einen Moment in sich.
Sie legte sich eine Geschichte zurecht, die sie unbedingt loswerden musste, bevor sie heute Abend undercover unterwegs war.
Sie trommelte mit den Fingern auf den Kopf der Steinbüste. Endlich ging Sameja an den Apparat, meldete sich freundlich wie immer.
»Auch ich wünsche dir einen schönen Abend. Hallo Sameja. Was machst du am Samstag?«
»Mit Romeo nach einer Wohnung Ausschau halten. Wieso? Hast du eine für uns?«
»Nein, aber ich habe für zwischendurch eine andere Idee, was du machen kannst: Hast du Lust, mit nach Düsseldorf zu kommen? Ich treffe mich dort mit einem Manager vom Marketing-Concept. Die suchen besondere Trödelmarktstände. Ach, was soll ich dir das jetzt alles erzählen, jedenfalls könnte es auch für dich und deine afrikanische Kunst interessant sein. Aber das können wir alles dort besprechen. Um 15 Uhr müssen wir da sein. Wir fahren mit meinem Beauty.«
»Ja, prima. Bin gespannt, was du da wieder angeleiert hast. Wie machst du das bloß?«
»Ich habe da so meine Beziehungen. Lass dich überraschen.«
Mia war wieder unterwegs in Sachen Heiner. Beinahe wäre sie am Zugzwang vorbeigefahren. Sie riss das Steuer herum und bog hinter den Schranken rasant nach links ab. Nach wenigen Metern sah sie die Eckkneipe, die bereits von außen gemütlich wirkte. Dementsprechend gut besucht war das Restaurant. Mia öffnete die Tür. Ein Stimmengewirr ertönte. Der typische Kneipengeruch von frisch gezapftem Bier und Zigaretten strömte ihr entgegen. Hinter der langen Theke auf der rechten Seite sah sie zwei junge, hübsche Bedienungen, vermutlich Studentinnen, die sich etwas dazuverdienten.
»Hallo. Kann mir zumindest eine von euch sagen, welcher Club sich hier jeden Monat trifft? Immer Anfang des Monats?« Das Mädel mit den blonden Haaren verschwand lachend mit ihrem vollen Tablett an den Ecktisch. Mia sah ihr hinterher. Die andere grinste nur und meinte: »Tja, ich weiß nicht, ob ich Ihnen die Auskunft geben
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