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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Boxen voll. Außerdem habe ich endlich einen positiven Bescheid vom Bauamt bekommen. Wenn wir jetzt noch die Finanzierung durchkriegen, können wir im nächsten Frühjahr mit dem Abriss der alten und dem Bau der neuen Reithalle beginnen.«
    »Ach. Wie hast du das mit dem Bauamt hingekriegt?«, erkundigte sich Bodenstein bei seinem Bruder, »die hatten doch stärkste Bedenken wegen des Denkmalschutzes der alten Reithalle.«
    »Der Leiter vom Bauamt geht gerne gut essen«, erwiderte Quentin.
    »Das ist Bestechung.«
    »Ach was«, Quentin winkte lässig ab. »Ihr Bullen nehmt alles viel zu genau.«
    »Nicht nur wir Bullen«, sagte Bodenstein. »Übrigens sitzen der Leiter vom Bauamt und der, der ihn bestochen hat, seit heute Morgen in U-Haft. Und zwar genau deswegen. Ich hoffe für dich, dass er deinen Vorgang abgeschlossen und unterschrieben hat, sonst kannst du nur auf einen ebenso verfressenen Amtsnachfolger hoffen.«
    »Red keinen Unsinn«, Quentin setzte sich kerzengerade auf.
    »Tu ich nicht«, erwiderte Bodenstein. »Schäfer hat sich nicht nur von dir bestechen lassen.«
    Neue Gäste erschienen auf der Terrasse, wurden von Quentins Frau Marie-Louise begrüßt und zum letzten freien Tisch geleitet.
    »Ist das da drüben nicht Thordis' Mutter«, bemerkte Cosima in einem etwas spöttischen Tonfall, »euer beider Jugendschwarm?«
    Die Brüder Bodenstein wandten die Köpfe. Tatsächlich. Es war Inka Hansen, in Begleitung einiger Herren und Damen. Bodenstein traute seinen Augen nicht, als er Dr. Christoph Sander erkannte.
    »Schau mal einer an«, murmelte er.
    »Das sind Vorstand und Stiftungsrat vom Opel-Zoo in Kronberg mitsamt Damen«, erklärte Quentin. »Sie kommen einmal im Monat zum Essen. Wenn im Herbst ihr eigenes Restaurant fertig ist, werden wir sie wohl als Gäste verlieren.«
    Bodenstein beobachtete, wie Dr. Sander Inka Hansen galant den Stuhl zurechtrückte. Sie dankte ihm dafür mit einem Lächeln, für das er vor fünfundzwanzig Jahren bereitwillig gemordet hätte. So, wie es aussah, hatte sich Pia Kirchhoff vergebliche Hoffnungen auf diesen Sander gemacht. Die Art und Weise, wie der Zoodirektor und seine Tierärztin miteinander umgingen, sich anlächelten und gemeinsam in einer Speisekarte blätterten, zeugte von Vertrautheit. Ein attraktiver Witwer und eine nicht minder attraktive alleinstehende Frau, die durch ihre Arbeit viele Berührungspunkte und gemeinsame Interessen hatten – eine ideale Kombination. Wie passte dagegen eine noch verheiratete Kriminalbeamtin in das Leben eines Dr. Sander? Bodensteins Misstrauen gegenden Mann wurde stärker. Und ganz plötzlich wusste er, was ihn die ganze Zeit schon gestört hatte.
     
    Pia hatte den ganzen Spätnachmittag und Abend in höchster Anspannung, wenn auch vergeblich, darauf gewartet, dass Sander sich bei ihr meldete. War er verärgert, weil sie ihn nicht gewarnt hatte? Oder hatte Bodenstein ihn womöglich etwa verhaftet? Die Ungewissheit machte sie schrecklich nervös.
    Es war Viertel vor zehn, als ihr Handy summte. Zu ihrer Enttäuschung war es Bodenstein, nicht Sander.
    »Frau Kirchhoff«, er sprach leise, im Hintergrund war das Klappern von Geschirr und Stimmengewirr zu hören. »Darf ich Ihnen eine sehr persönliche Frage stellen?«
    »Wieso? Ich meine: ja. Natürlich.«
    »Dr. Sander und Sie – ist das etwas Ernstes oder nur ein ... hm ... Flirt?«
    Pia merkte, wie ihr Herz bei der Erwähnung von Sanders Namen bis in ihre Kniekehlen sackte. Unwillkürlich dachte sie an das, was heute Morgen vielleicht geschehen wäre, wenn ihr Chef nicht angerufen hätte.
    »Wieso müssen Sie das wissen?«, fragte sie vorsichtig. »Oder sind Sie einfach mal wieder neugierig?«
    »Nein, es ist ernst«, sagte Bodenstein mit gedämpfter Stimme. »Je länger ich über alles nachdenke, desto mehr habe ich das eigenartige Gefühl, dass wir – oder speziell Sie – Teil einer genau geplanten Inszenierung sind.«
    »Wie kommen Sie darauf?« Pia schluckte beklommen und richtete sich auf. »Was für ein Interesse sollte ...«, es fiel ihr schwer, seinen Namen auszusprechen, »... Sander daran haben, irgendetwas zu inszenieren?«
    »Das ist mir auch nicht ganz klar. Es hängt vielleicht mit Svenja zusammen, der besten Freundin seiner Tochter. Odermit Lukas. Die zwei sind irgendwie in unsere Fälle verwickelt, Sander weiß das und will sie schützen. Aber es ist nur so ein Gefühl von mir.«
    Bodenstein und seine Gefühle! Die hatten ihn schon öfters getrogen. Pia dachte

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