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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Hand, drängte sich durch die wartenden Menschen und zog Pia mit sich. Hinter dem Granittresen der Rezeption beherrschten zwei junge Frauen und ein Mann in dunkelblauen Uniformen mit Dauerlächeln höflich und bestimmt die Einlasskontrolle. Lukas präsentierte dem Trio, dessen Gnade über Ge- oder Misslingen eines Samstagabends entschied, die Plastikkarte, die durch ein Lesegerät gezogen wurde.
    »Dürfte ich bitte Ihren Personalausweis sehen?« Der Mann war misstrauisch. Seitdem Terroranschläge auf Hochhäusernicht mehr bloße Utopie waren, hatte man auch in Frankfurt die Sicherheitsbestimmungen verschärft. Lukas reichte ihm den gewünschten Ausweis. Nach einer eingehenden Prüfung wurde das gefrorene Lächeln des Mannes herzlich, beinahe devot.
    »Herzlichen Dank«, er gab Lukas den Ausweis und die Plastikkarte zurück. »Willkommen im Maintower. Bitte sehr ...«
    Das begehrte Eingangstürchen ging mit einem Surren auf, und Pia folgte Lukas durch eine Sicherheitskontrolle zu den Aufzügen.
    »Wie hast du das denn hingekriegt?«, flüsterte Pia, als sie alleine mit einem Sicherheitsmann im Aufzug standen.
    »Der Name meines Vaters öffnet in Frankfurt Tür und Tor«, Lukas zwinkerte ihr zu. Der Aufzug schoss in Sekunden einhundertsiebenundachtzig Meter hoch.
    »Du willst mich beeindrucken«, stellte Pia fest.
    »Natürlich«, Lukas grinste entwaffnend. »Wenn Sie schon mal mit mir ausgehen, dann nicht in irgendeine Spelunke.«
    Beim Betreten des Maintower-Restaurants verschlug es Pia kurz den Atem. Acht Meter hohe Panoramascheiben gewährten einen Ausblick über die ganze Stadt. Zu ihren Füßen breitete sich ein grandioses Lichtermeer aus.
    »Guten Abend, Herr van den Berg«, begrüßte sie die Restaurantleiterin genauso zuvorkommend wie zuvor das Bodenpersonal. »Was können wir für Sie tun?«
    »Meine Freundin ist das erste Mal hier«, Lukas gab sich blasiert. »Deshalb möchte sie gerne am Fenster sitzen. Am liebsten in der Bar.«
    »Selbstverständlich. Einen Moment bitte«, beflissen eilte die Frau davon. Sekunden später war der Tisch bereit, irgendjemand hatte für den Sohn des Bankvorstandes van den Berg den Platz räumen müssen. Die Aussicht aus den biszum Boden reichenden Glasfenstern war atemberaubend, die Cocktails suchten ihresgleichen. Lukas' Gesellschaft tat Pia gut, seine Aufmerksamkeit und seine unaufdringliche Zuvorkommenheit waren Balsam für ihre enttäuschte Seele. Sander, Henning und ihre beruflichen Probleme waren so weit entfernt wie der Mond. Zum Teufel mit den Männern und den Gefühlen! Nach dem fünften Cocktail hatte sich Pias Laune erheblich gebessert.
    »Hier wird's allmählich öde«, fand Lukas auf einmal. »Lass uns woanders hinfahren.«
    »Ich bin dabei«, erwiderte Pia. Sie hatte einen ordentlichen Schwips, und unter Lukas' Blicken fühlte sie sich so jung und begehrenswert wie lange nicht mehr. Das Alarmsystem ihrer Vernunft hatte sich mit einem letzten, schwachen Flackern längst abgeschaltet. Seit Jahren war sie immer vernünftig und besonnen gewesen, aber in dieser Nacht wollte sie es einmal nicht sein.

Sonntag, 25. Juni 2006
    Der Notruf ging um Viertel nach sieben bei der Zentrale ein. Der Anrufer teilte mit, dass im Haus des Nachbarn eine Leiche läge. Der wachhabende Beamte informierte die Besatzung eines Streifenwagens, unter der angegebenen Adresse nachzuschauen. Polizeiobermeister Krause und Polizeimeisterin Bernhardt waren gerade in der Nähe, fuhren in die Freiligrathstraße 52 und kletterten über das mit Kameras gesicherte Tor, nachdem sich auch nach mehrfachem Klingeln im Haus nichts rührte. Sie gingen durch einen parkähnlich angelegten Garten um die Villa herum zur Rückseite des Gebäudes, stiegen vorsichtig durch kunstvoll angelegte Blumenrabatten und betraten durch die weit geöffneten Terrassentüren das Haus. Wie der Nachbar gesagt hatte, fanden sie einen nur mit einer Badehose bekleideten Mann auf dem Parkettfußboden vor dem Schreibtisch. Um seinen Kopf hatte sich eine Blutlache gebildet, die bereits geronnen war. Polizeiobermeister Krause ging neben der Leiche in die Knie und legte die Finger an die Halsschlagader des Mannes.
    »Ruf einen Notarzt an!«, sagte er zu seiner Kollegin. »Der Mann lebt noch!«
     
    »Was ist passiert?«, fragte Bodenstein, der gleichzeitig mit den Beamten der Spurensicherung eingetroffen war.
    »Jemand muss versucht haben, ihm den Schädel einzuschlagen«,erwiderte der Notarzt. »Er hat auch Blutergüsse an den Armen

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