Mordsfreunde
freundlich und lächelte. Von seiner Verärgerung war ihm nichts mehr anzumerken.
»Bodenstein. Haben Sie Zeit, mir ein paar Fragen zu beantworten?«
»Klar«, der junge Mann nickte. Sein Handy meldete sich mit einer Melodie, aber er beachtete es nicht.
»Die Leiche von Herrn Pauly wurde auf der Ladefläche eines Lieferwagens vom Opel-Zoo transportiert«, sagte Bodenstein, »wir fragen uns jetzt, wie sie dahin gekommen ist und wer die Gelegenheit hatte, dieses Auto zu benutzen.«
Das Lächeln auf dem Gesicht des jungen Mannes verschwand.
»Ach, ich verstehe«, sagte er. »Sie haben sicherlich mit Sander gesprochen. Ich hatte mit ihm Streit, als er mich gefeuerthat. Nicht zu fassen, dass er mir einen Autodiebstahl zutraut.«
»Tut er nicht«, erwiderte Bodenstein, »aber wir verfolgen jede Spur, auch wenn sie noch so unwahrscheinlich ist.«
Tareks Handy klingelte penetrant weiter.
»Wieso fragen Sie nicht Lukas nach dem Auto? Er nimmt immer die Pick-ups mit, wenn Sander nicht da ist.«
»Ich denke, er hat keinen Führerschein.«
»Keine Ahnung. Auto fahren kann er aber.«
Bodenstein fragte sich, wieso der junge Mann seinen Freund Lukas anschwärzte. War er vielleicht eifersüchtig? Er dachte daran, dass Sander Tarek Fiedler als einen Menschen charakterisiert hatte, der sich ständig ungerecht behandelt fühlte.
»Was machen Sie genau in der Firma von Lukas und Jonas?«, fragte er.
»Die Firma gehört uns zu gleichen Teilen«, verbesserte Tarek, »allerdings hatte ich nicht das Geld, das wir für die GmbH gebraucht haben, deshalb sind offiziell Lukas und Jo als Geschäftsführer eingetragen. Intern gibt's aber keine Hierarchie. Jeder macht das, was er am besten kann.«
»Und was können Sie am besten?«
»Programmieren«, Tarek lächelte. »Natürlich nur noch völlig legale Sachen. Ich habe meine Lektion gelernt.«
»Wie kommen Sie mit Lukas zurecht?«
»Meistens gut«, der junge Mann wurde nachdenklich. »In der letzten Zeit hat er sich ziemlich verändert.«
»Inwiefern?«
»Schwer zu sagen. Er ist manchmal ... total abwesend, dann flippt er ohne Grund aus und brüllt herum. Aber er kriegt ja auch wahnsinnigen Druck von seinem Vater. Der hat ihm den Geldhahn zugedreht, das ist schon bitter für jemanden wie Lukas.«
»Wieso?«
»Das Geld für die Firma kommt vom alten van den Berg und von Jo's Vater. Größtenteils, ohne dass die das mitbekommen haben. Lukas und Jo haben es ... hm ... geklaut ist nicht das richtige Wort. Sie wollen es zurückzahlen, mit Zinsen.«
Sein Handy klingelte wieder, diesmal mit einer anderen Melodie. Tarek Fiedler warf einen Blick aufs Display.
»Gibt es sonst noch etwas?«, fragte er ungeduldig. »Ich habe noch ziemlich viel zu tun.«
»Warum haben Sie Franjo Conradi zusammengeschlagen?«
»Wer behauptet denn so was?«
»Sie haben Verletzungen an den Fingerknöcheln«, bemerkte Bodenstein. »Und Franjo hat welche im Gesicht. Ich habe nur kombiniert.«
Plötzlich wirkte der junge Mann nervös.
»Wir hatten Streit. Nichts Wichtiges.«
»Dafür, dass es um nichts Wichtiges ging, sieht Franjo aber ziemlich mitgenommen aus«, sagte Bodenstein. »Wie sehen denn Leute nach einem Streit mit Ihnen aus, bei dem es um etwas Wichtiges ging?«
»Auf jeden Fall sind sie nicht tot«, Tarek Fiedler lächelte, aber seine Augen blieben ernst, »so wie ein Freund von mir, der mit jemandem Streit hatte.«
»Jonas?«
»Genau. Er hatte Streit. Mit Lukas.«
Die erdrückende Hitze des Tages war einem lauen Sommerabend gewichen. Von der Terrasse des Schlossrestaurants hatte man einen herrlichen Blick durch das Tal bis hoch nach Ruppertshain. Bodensteins Bruder Quentin hatte sich zu Cosima und ihm an den Tisch gesetzt, nachdem sie gegessen hatten. »Ich habe übrigens eine neue Einstellerin bei mir im Stall«,sagte Quentin gerade. »Eure zukünftige Schwiegertochter. Thordis Hansen.«
»Tatsächlich?« Bodenstein erinnerte sich an die frühmorgendliche Begegnung neulich in der Garage, die beinahe peinlich geworden wäre. »Seit wann?«
»Seit vorgestern. Die Besitzverhältnisse auf Gut Waldhof sind noch immer ungeklärt, die Anlage verlottert.«
»Schade drum«, bemerkte Bodenstein. Im vergangenen Jahr hatte er nicht nur den alten, sondern auch den neuen Besitzer der noblen Reitanlage am Ortsrand von Kelkheim hinter schwedische Gardinen befördert.
»Mir soll's recht sein«, Quentin winkte einem der Kellner und deutete auf die leere Rotweinflasche. »Ich habe jetzt alle
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