Mordsfreunde
jedes Wort. Lukas ging es nicht um Geld, ihm ging es um seine Hackerehre. Lieber würde er sich mit einem gigantischen Knall aus der Community verabschieden, als sein geistiges Eigentum zu vermarkten.
»Svenja?«, fragte Bodenstein, der näher gekommen war. »Wieso hat Lukas den Wurm so genannt?«
Franjo warf ihm einen kurzen Blick zu.
»Tarek meint, weil er total versessen auf Svenja ist. Aber umgekehrt ist es nicht genauso.«
»Was meinst du damit?«, wollte Bodenstein wissen. Franjo verzog das Gesicht.
»Na ja«, druckste er. »Ich hab keine Ahnung, aber Tarek behauptet, es hätte Lukas verrückt gemacht, dass Svenja das einzige Mädchen ist, das nicht in ihn verliebt ist.«
Bodenstein starrte den Jungen an. In seinem Gehirn ordneten sich die losen Puzzlestücke wie von selbst und fügten sich zu einem logischen Ganzen zusammen, das er bis dahin nicht verstanden hatte. Behnke und Kathrin Fachinger kamen herein, als Ostermanns Telefon klingelte. Er nahm ab und lauschte eine Weile.
»Das war das Labor«, sagte er schließlich betroffen. »Die DNA vom Blut an einem Küchenhandtuch stimmt mit der von der Gewebeprobe aus Jonas' Mund überein. Sein Mörder war also bei Pia im Haus.«
»Ich kann mir denken, wer das war«, murmelte Bodenstein. »Ich war blind.«
»Dr. Bock?«, vermutete Behnke. »Oder Sander?«
»Nein«, Bodenstein schüttelte den Kopf. »Kommt mit in mein Büro.«
»Und ich?«, meldete sich Franjo Conradi schüchtern.
Bodenstein blickte den Jungen an, der wie ein verschrecktes Kaninchen aussah.
»Wo warst du an dem Abend, als Pauly ermordet wurde?«
»Im Grünzeug. Auf der Versammlung«, erwiderte der Junge. »Das habe ich neulich doch schon ...«
»Kannst du dich erinnern, ob Lukas den ganzen Abend da war?«
Der Junge zog die Stirn in Falten und überlegte angestrengt.
»Die Versammlung war so um halb neun zu Ende«, sagte er. »Wir saßen vorne im Bistro. Die Svenja kam rein, total verheult. Ich weiß das noch, weil ein paar Jungs blöde Bemerkungen gemacht haben.«
»Weiter«, drängte Bodenstein.
»Svenja hat mit Lukas geredet, dann ist sie wieder raus. Lukas war erst noch da, aber irgendwann war Sören alleine hinter dem Tresen.«
»Ist Lukas noch mal wiedergekommen?«
»Ich glaub nicht«, Franjo warf Bodenstein einen unsicheren Blick zu. »Aber die Andi hat ihn noch mal gesehen, als sie heimgefahren ist.«
»Andi?«
»Andrea. Andrea Aumüller.«
Der Name rief eine dunkle Erinnerung in Bodenstein wach.
»Das Mädchen, das gestern angerufen hat und mit Ihnen sprechen wollte«, erinnerte Kathrin Fachinger ihn.
»Was hat Andrea gesehen?«, fragte Bodenstein. Franjo zögerte.
»Diesen grünen Pick-up vom Opel-Zoo. An der Kreuzung in Münster. Lukas war oft damit unterwegs, wenn Tonis Vater nicht da war.«
Bodenstein ließ den Jungen stehen und ging in sein Büro.Er hatte gewusst, dass mit Lukas irgendetwas nicht stimmte. Lukas war an dem Abend, an dem Pauly ermordet worden war, mit dem Pick-up unterwegs gewesen, wie Tarek Fiedler es gesagt hatte. Als die von ihm angebetete Svenja heulend das Grünzeug verlassen hatte, war er ihr gefolgt. Zu Pauly. Niemand anderes als Lukas hatte Pauly erschlagen und später auf der Wiese am Zoo entsorgt, als die Gelegenheit günstig gewesen war. Bodenstein wählte die Nummer von Dr. Sander. Besetzt. »Verdammt.«
»Was ist denn, Chef?« Behnke erschien in der Tür.
Bodensteins Handy summte. Es war Sander.
»Ich wollte Sie auch gerade anrufen«, sagte er, dann lauschte er angespannt auf das, was Sander ihm mitteilte.
»Was? Er ist weg? Das gibt's doch nicht! Warten Sie auf uns, wir sind in fünfzehn Minuten bei Ihnen.«
Er knallte den Hörer auf die Gabel und drehte sich um.
»Ostermann«, sagte er, »leiten Sie eine Großfahndung nach Lukas van den Berg ein. Er hat uns alle schön an der Nase herumgeführt. Von wegen, er kann nicht Auto fahren!«
»Könnten Sie uns mal aufklären, Chef?«, fragte Behnke verwirrt. Bodenstein nahm seine Dienstwaffe aus der Schreibtischschublade und steckte sie ein.
»Die Erntearbeiter haben angeblich eine Frau mit schulterlangen blonden Haaren bei Frau Kirchhoff gesehen. Das war keine Frau, sondern Lukas! Ostermann, rufen Sie auch diese Andrea an und fragen Sie, was sie an dem Abend genau gesehen hat. Wir fahren zu Sander. Ich bin mir ganz sicher, dass der Junge Svenja in seine Gewalt gebracht hat, und wahrscheinlich auch Frau Kirchhoff. Sie hatte ihn wohl durchschaut und ist deshalb zu einer Gefahr
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