Mordsfreunde
gearbeitet, er und Franjo Conradi haben eine Verbindung zu diesem Double-Life- Spiel und zu Lukas. Versuchen Sie, irgendetwas aus ihnen herauszubekommen.«
Er nahm sein Handy an sich, rief nach Behnke und ging zur Tür.
Vor der Villa der van den Bergs hatten sich die Ü-Wagen einiger Fernsehsender und Dutzende von Reportern eingefunden und warteten geduldig auf Neuigkeiten.
»Der Einzige, der wirklich vom Tod van den Bergs profitieren würde, wäre Lukas«, überlegte Bodenstein laut. »Für ihn als Täter spricht auch, dass wir keine Einbruchspuren am Haus gefunden haben.«
»Warum sollte Lukas seinen eigenen Vater umbringen wollen?«, fragte Behnke erstaunt. Bodenstein erinnerte sich an das, was Tarek Fiedler gesagt hatte.
»Weil er ihm kein Geld mehr gegeben hat. Weil er es satthatte, sich von seinem Vater Vorschriften machen zu lassen.«
»Glaube ich nicht. Der Junge war doch völlig schockiert.«
»War er das wirklich – oder hat er uns etwas vorgespielt? Lukas ist clever, außerdem ist er psychisch krank.«
Bodenstein hielt vor dem Haus der Sanders an.
»Schicken Sie die Presseleute nach Hofheim«, sagte Bodenstein zu seinem Kollegen. »Ich gehe zu Sanders und spreche mit Lukas.«
Aber Lukas war nicht bei den Nachbarn. Er habe sich geweigert, das Haus zu verlassen, sagte ihm die ältere Schwester von Antonia.
»Ist Ihr Vater bei ihm?«, erkundigte sich Bodenstein.
»Nein, Toni ist drüben«, erwiderte Annika Sander. »Papa ist im Zoo.«
Bodenstein bedankte sich und ging zurück zu seinem Auto. Die Pressemeute rüstete sich zum Aufbruch; Minuten später lag die Straße still und verlassen da. Bodenstein klingelte an der Tür, aber nichts regte sich. Behnke zögerte nicht lange und kletterte geschickt über das hohe Tor, dann öffnete er die Tür von innen. Sie gingen über den Rasen um das Haus herum. Die Fenstertüren des Wohnzimmers standen noch immer offen.
»Lukas?«, rief Bodenstein und betrat das Haus. »Lukas!«
Er fuhr erschrocken zusammen, als ein Mädchen in der Tür des Wohnzimmers erschien. Antonia Sander war blass und machte einen verstörten Eindruck. Der Anblick Bodensteins schien sie zu erleichtern.
»Ich habe die Klingel abgestellt«, erklärte sie Bodenstein. »Die haben in einer Tour Sturm geklingelt. Entschuldigung.«
»Schon in Ordnung«, Bodenstein musterte das Mädchen. »Wo ist Lukas? Wie geht es ihm?« Antonia Sander zögerte.
»Er ist ganz komisch«, sagte sie leise, »kommen Sie.«
Sie drehte sich um, Bodenstein und Behnke folgten ihr durchs Wohnzimmer in die Halle und weiter in das Arbeitszimmer, in dem sie vor ein paar Stunden van den Berg gefunden hatten. Jemand hatte die Stühle und die Stehlampe wieder aufgestellt, der Blutfleck auf dem glänzenden Parkettfußboden war nicht entfernt worden. Hinter dem wuchtigen Mahagonischreibtisch saß Lukas und starrte blicklos vor sich hin.
»Hallo, Lukas.«
Der Junge warf Bodenstein einen flüchtigen Blick zu und lächelte verschwommen. Seine Augen waren blutunterlaufen und glänzten stark.
»Ich warte auf einen Anruf«, sagte er leise. »Mama hat doch meine Handynummer nicht.«
Bodenstein hatte eigentlich vorgehabt, den Jungen danach zu fragen, was er gestern Abend gemacht hatte, aber auf einmal empfand er Mitleid. Jetzt war nicht der richtige Moment für Fragen.
»Deine Mutter wird nicht anrufen, Lukas«, sagte er behutsam. »Dr. Röder hat uns gesagt, dass sie vor vierzehn Jahren gestorben ist.«
Lukas starrte ihn an. Sein Mund zuckte, er verschränkte die Arme vor der Brust und krümmte sich zusammen, als habe er Schmerzen. Eine Träne lief über sein Gesicht.
»Der Röder hat doch keine Ahnung«, sagte er mit gepresster Stimme, dann schien ihm etwas einzufallen. »Wo ist Frau Kirchhoff?«
»Sie ist ... sie musste sich um etwas anderes kümmern«, erwiderte Bodenstein ausweichend.
»Ihr Handy ist aus«, sagte Lukas. »Ich habe schon versucht, sie anzurufen. Ist sie krank?«
»Nein.«
Lukas blickte zwischen Bodenstein und Behnke hin und her.
»Sie verheimlichen mir was«, stellte er fest. »Ihr ist doch nichts zugestoßen, oder?«
»Das kann ich dir im Augenblick leider nicht sagen, Lukas«, entschied sich Bodenstein für einen Mittelweg. »Fühlst du dich in der Lage, uns ein paar Fragen zu beantworten?«
»Muss das jetzt sein? Ich bin müde. Ich will schlafen.«
»Lass uns zu uns rüber gehen«, mischte sich Antonia ein, »ich mache uns Frühstück.«
Lukas' Augenlider flackerten, er blickte sich
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