Mordsfreunde
wandte sich um. »Ich habe Verstärkung und Suchhunde angefordert. Die sind in ein paar Minuten da.«
»Er könnte immer noch meine Waffe haben«, gab Pia zu bedenken.
»Ich weiß«, Bodenstein schüttelte den Kopf, »ich hätte viel eher auf Tarek als Täter kommen müssen. Es war doch offensichtlich, wie er versucht hat, Lukas als Verdächtigen hinzustellen.«
»Tarek war immer neidisch auf Lukas und Jo«, bemerkte Antonia. »Er wollte alles haben, was die beiden hatten, hat sich regelrecht in unsere Clique gedrängt. Seit er im letzten Sommer plötzlich aufgetaucht ist, ist alles anders geworden. Ich hab Lukas immer gesagt, dass Tarek falsch und hinterhältig und nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, aber Lukas wollte das nicht glauben.«
Sie schluchzte auf.
»Ich hasse ihn!«, stieß sie hervor und blickte Pia an. »Jo ist tot! Und Lukas' Vater auch fast. Und was dieses gemeine Schwein mit Svenja und mit Ihnen gemacht hat!«
Plötzlich brach sie in Tränen aus. Pia nahm sie tröstend in die Arme und fragte sich gleichzeitig, wer von ihnen beiden dringender Trost brauchte.
»Wir kriegen ihn«, murmelte sie und hielt das Mädchen ganz fest an sich gedrückt. »Wir kriegen diesen Mistkerl, und dann wird er für alles, was er angerichtet hat, büßen.«
Bodensteins Handy klingelte. Er hörte ein paar Sekunden schweigend zu, seine Miene wurde finster. Tarek hatte auf dem Parkplatz am Busbahnhof eine Autofahrerin mit einer Waffe bedroht, sie zum Aussteigen gezwungen und war nun in ihrem silberfarbenen Touareg in Richtung Kreisel unterwegs. Drei Polizeifahrzeuge waren direkt hinter ihm, das SEK wurde zurückbeordert. Bodenstein, Pia, Sander und Antonia stiegen in Bodensteins BMW, nachdem Pia sich ungeachtet dessen, was jemand von ihr denken mochte, hinter der Mauer zum Kurpark erleichtert hatte. Ostermann hatte weitere, haarsträubende Neuigkeiten. Bodenstein ließ das Autotelefon laut gestellt.
Tarek hatte schon vor einer Weile herausgefunden, dass Svenja ein Verhältnis mit Jonas' Vater hatte. Er war es gewesen, der die kompromittierenden Fotos von Svenja und Dr. Bock gemacht hatte, die Bodenstein in dem Buch in Jonas'Schreibtisch gefunden hatte. Tarek hatte Svenja mit seinem Wissen über ihre Affäre zum Schweigen über den Mord an Pauly gezwungen, aber wenig später hatte er selbst Jonas die Fotos gegeben. Als er befürchten musste, dass Svenja und Jonas sich trotzdem wieder vertragen könnten, hatte er die Bilder auf Svenjas Webseite gestellt und die E-Mails verschickt. Svenjas Entführung wiederum war ein Druckmittel gegen Lukas gewesen, genauso wie die Einbrüche bei Pia, weil Tarek gewusst hatte, dass Lukas Svenja und Pia mochte. Er hatte jeweils von Svenjas und Jonas' Handy aus die letzten SMS geschrieben. Jonas hatte sterben müssen, weil er dahintergekommen war, dass Tarek die E-Mails verschickt hatte.
»Und warum wollte er Lukas' Vater umbringen?«, fragte Sander.
»Wahrscheinlich auch, um es Lukas in die Schuhe zu schieben«, erwiderte Ostermann. »Von Franjo weiß ich, dass er Lukas' Schlüssel schon vor einiger Zeit hat nachmachen lassen. Fest steht, dass Tarek van den Bergs Mercedes genommen hat, um Andrea Aumüller zu überfahren. Sie hat ihn nämlich an dem Abend, an dem er Pauly ermordet hat, im Pick-up vom Zoo erkannt.«
»Aber welche Rolle spielte Franjo dabei?«, wollte Pia wissen. »Was hat ihn dazu gebracht, Tarek zu helfen?«
»Tarek hat Franjo das Blaue vom Himmel versprochen«, erklärte Ostermann. »Nachdem er ihm erzählt hat, dass Lukas und Jonas alleine allen Profit für Double Life einstreichen wollten, hat er ihm gesagt, er werde dafür sorgen, dass er ein gleichberechtigter Partner beim Verkauf der Rechte sein würde. Und als Franjo bei der Entsorgung von Paulys Leiche Gewissensbisse gekriegt hat, war es zu spät, um auszusteigen. Tarek hat ihm klipp und klar gesagt, dass er ihn umbringen würde, wenn er einen Ton sagt.«
Bodenstein manövrierte den BMW durch die engen Sträßchender Altstadt, vorbei an der St.-Angela-Schule und rechts Richtung Limburger Straße.
»Wo ist Franjo jetzt?«, fragte er.
»Bei mir.«
»Bringen Sie ihn in eine Zelle und passen Sie auf ihn auf. Tarek ist uns entwischt. Er hat ein Auto, eine Waffe und nichts mehr zu verlieren.«
Der silberne Touareg fuhr mit hoher Geschwindigkeit durch den Königsteiner Kreisel. Bodenstein war sich der Gefahr für sämtliche Verkehrsteilnehmer bewusst, aber er konnte es nicht riskieren, dass Tarek
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