Mordsfreunde
es ihm gefiel, wenn Thordis in Zukunft in seinem Haus ein und aus gehen würde.
»Na, dann mach das mal«, bevor die Situation noch peinlicher werden konnte, drückte er auf einen Schalter, das Garagentor ging auf. »Gute Nacht.«
Die Kelkheimer Feuerwehren aus drei Stadtteilen kämpften mit einem Großaufgebot gegen ein Übergreifen der Flammen auf das benachbarte Reihenhaus. Bodenstein hatte sein Auto weiter vorne abgestellt und ging zu Fuß näher. Er blieb stehen und beobachtete die Einsatzkräfte, schwarze Silhouetten vor dem glühend roten Inferno, in das sich Haus, Bäume und Schuppen verwandelt hatten. Kreuz und quer lagen die Schläuche, die Motoren und Aggregate der Löschfahrzeuge brummten, aus mehreren Schläuchen spritzte Wasser in die hochlodernden Flammen, wo es augenblicklich zischend verdampfte. Die ganze Szenerie, das stumme Zucken der Blaulichter unter der dicken schwarzen Rauchwolke, hatte auf die Entfernung etwas Wahnsinniges an sich. Bodensteins erster Gedanke war, dass der Brand Mareike Graf ziemlich gut in den Kram passen würde. Ein Mann kam quer über die Straße auf ihn zu.
»Hallo, Bodenstein«, sagte er, »was machen Sie denn hier?«
Bodenstein erkannte Jürgen Becht, seinen Kollegen vom K10, zuständig für Brandsachen.
»In dem Haus wurde der Mann ermordet, den wir vorgestern am Opel-Zoo gefunden haben«, erklärte er. »Gestern Abend haben wir noch das ganze Haus durchsucht.«
Noch hundertfünfzig Meter vom Brandort entfernt war die Hitze des Feuers zu spüren.
»Die Feuerwehr geht von Brandstiftung aus.« Becht zog an seiner Zigarette und starrte missmutig in die Flammen.
»Wieso?«, fragte Bodenstein. »Wie können sie das beurteilen?«
»Um zehn vor vier kam der Notruf von der Nachbarin«, erklärte Becht. »Sie hat gegen zwanzig vor vier ein Auto anfahren hören, dann klirrte es, und Minuten später stand schon das Haus in Flammen. Wie klingt das für Sie?«
»Ziemlich eindeutig. Sie hat übrigens auch mich angerufen.«
Plötzlich fiel Bodenstein ein, dass er gestern die Anweisung gegeben hatte, die beiden Frauen nach zwei Stunden laufen zu lassen!
»War noch jemand im Haus, als das Feuer ausbrach?«, fragte er besorgt.
»Ja«, Becht nickte, »die beiden hatten ziemliches Glück. Die Frau ist mit einer leichten Rauchvergiftung und ein paar oberflächlichen Brandwunden davongekommen.«
»Die beiden?«, vergewisserte Bodenstein sich.
»Ja«, erwiderte Jürgen Becht, »die Bewohnerin und ein Mann. Bevor die Feuerwehr kam, ist der aber abgehauen. Die Frau ist im Krankenhaus in Bad Soden. Zur Beobachtung.«
Durch das Chaos der Löscharbeiten näherte sich Elisabeth Matthes im Morgenrock. Bodenstein begrüßte sie und bedankte sich für den Anruf.
»Ich habe in der Küche gesessen, weil ich nicht schlafen konnte«, Elisabeth Matthes glühte vor Wichtigkeit, entzückt darüber, einmal im Mittelpunkt von aufregenden Ereignissen stehen zu können und einen aufmerksamen Zuhörer gefunden zu haben. »Da habe ich das Auto kommen hören. Es fuhr bis in den Wendehammer, ganz langsam.«
Sie machte eine dramatische Pause.
»Haben Sie erkannt, was es für ein Auto war?«, fragte Bodenstein.
»Selbstverständlich«, sie nestelte einen Zettel aus der Tasche ihres Morgenrocks und reichte ihn Bodenstein. »Ein weißer Lieferwagen. Die Autonummer war seltsam. ERA-82 TL.«
Bodenstein warf einen Blick auf den Zettel. Ein polnisches Kennzeichen. Die Nachbarin hatte einen Mann aussteigen und zum Haus von Pauly gehen sehen, wenig später hatte es geklirrt, und dann hatte es auch schon nach Feuer gerochen.
»Ich habe den Mann aus dem Tor kommen und weglaufen sehen. Da hat's schon gebrannt«, Frau Matthes dachte nach, ob sie etwas bei ihrer Schilderung vergessen hatte. Bodenstein reichte den Zettel an seinen Kollegen Becht weiter und bat ihn darum, das polnische Kennzeichen zu überprüfen. Mit einem Krachen stürzten die Dachbalken ein, ein heller Funkenregen spritzte in den verrauchten Nachthimmel.
»Ich habe mich gewundert, dass die Hunde gar nicht gebellt haben«, sagte die Nachbarin, »die machen doch sonst immer sofort Theater.«
»Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen? Ist der Mann, der weggelaufen ist, in den weißen Lieferwagen gestiegen?«
Frau Matthes zögerte. Ein großer, glatzköpfiger Mann, der bei den Löschfahrzeugen gestanden und mit den Feuerwehrleuten gesprochen hatte, kam näher. Bodenstein erkannte Erwin Schwarz, den Landwirt von gegenüber.
»Nein, mehr
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