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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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genau«, Graf lächelte mit Besitzerstolz. »Baujahr 1953. Ich habe das Auto vor zehn Jahren als Schrotthaufen gekauft und komplett restaurieren lassen. Ich fahre leidenschaftlich gerne Oldtimerrallyes.«
    Mit klappernden Absätzen näherte sich Mareike Graf. Selbst an einem Samstagvormittag war sie elegant gekleidet, die dreireihige Perlenkette an ihrem Hals musste ein kleines Vermögen wert sein.
    »Guten Morgen«, gurrte sie strahlend und tätschelte ihremMann den Arm. »Musst du nicht los, Häschen? Es ist schon Viertel nach elf.«
    Es war eindeutig, dass sie ihn los sein wollte, bevor Bodenstein oder Pia mit dem Grund ihres Besuches herausrücken konnten. Der Blick, mit dem Manfred »Häschen« Graf seine hübsche Ehefrau verschlang, ließ sich ganz und gar nicht mit dem Begriff »Vernunftehe« in Einklang bringen. Mareike Graf drückte ihrem Mann einen Kuss auf die Wange und wartete, bis er sich in seinen Jaguar XK 120 gesetzt und winkend rückwärts aus der Ausfahrt gefahren war. Ihr Gesicht war makellos geschminkt, und wenn Pia nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, wie sich dieses zierliche, gepflegte Püppchen mit Esther Schmitt geprügelt hatte, hätte sie es nicht für möglich gehalten.
    »Was kann ich für Sie tun?«, flötete sie.
    »Was haben Sie Ihrem Mann eigentlich erzählt, wo Sie gestern gewesen sind?«, fragte Pia. Frau Graf war ihr gestriger Auftritt kein bisschen peinlich.
    »Die Wahrheit natürlich«, antwortete sie. »Mein Mann und ich haben keine Geheimnisse voreinander.«
    »Aha«, Pia betrachtete Mareike Graf abschätzend, »dann weiß er ja sicher auch von Ihrem Verhältnis mit Franz-Josef Conradi.«
    Das hatte Mareike Graf nicht erwartet.
    »Wie kommen Sie denn darauf?« Einen Augenblick rang sie um Fassung, hatte sich aber schnell wieder im Griff.
    »Herr Conradi hat es uns gesagt«, entgegnete Pia.
    »Na ja, es stimmt«, räumte Mareike Graf ein, als sie merkte, dass leugnen zwecklos war. »Für Sie mag sich das eigenartig anhören, dass ich mit einem anderen Mann als meinem eigenen schlafe, aber es ist nicht so. Ich kenne Manfred seit meinem Studium. Er war Dozent an der Uni in Darmstadt, ich hatte mich in ihn verliebt.«
    Sie zuckte geziert die Schultern.
    »Manfred hatte als junger Mann Hodenkrebs. Er hat ihn überlebt, aber seitdem ist er . nun ja . Sie verstehen.«
    »Nein«, sagte Pia gnadenlos, »ich verstehe nicht.«
    Mareike Graf funkelte sie wütend an.
    »Er kann nicht mehr«, sagte sie deutlich. »Vor unserer Hochzeit haben wir die Vereinbarung getroffen, dass ich ...«
    »Dass Sie – was?«, beharrte Pia.
    »Mein Verhältnis zu Herrn Conradi ist sehr diskret«, erwiderte Mareike Graf kühl. »Es geht niemanden etwas an, was sich in meiner Ehe abspielt oder nicht, und schon gar nicht die Polizei.«
    »Ich fürchte doch«, mischte Bodenstein sich ein. »Herr Conradi hat für die Zeit, als Ihr Exmann ermordet wurde, kein anderes Alibi als das, dass er mit Ihnen zusammen war.«
    »Wieso braucht er denn ein Alibi?«, fragte Mareike erstaunt.
    »Weil er verdächtig ist«, sagte Bodenstein. »Genauso wie Sie. Wo waren Sie am vergangenen Dienstag zwischen 21:30 und 23:00 Uhr?«
    »Ich war gegen halb neun bei Ulrich«, erinnerte sie sich ohne das geringste Zögern, als hätte sie mit dieser Frage gerechnet. »Nachdem er die Einverständniserklärung unterschrieben hatte, bin ich zum Golfclub gefahren. Der Vorsitzende hat seinen sechzigsten Geburtstag gefeiert.«
    »Wie lange waren Sie dort?«
    »Als Herr Conradi fertig war mit dem Aufräumen, sind wir nach Sulzbach in unsere Wohnung gefahren«, sie lächelte beinahe spöttisch. »Starkeradweg 52, vierter Stock.«
    »Wann genau ist das gewesen?«
    »Mein Gott«, Mareike Graf verdrehte die Augen, »ichschaue doch nicht dauernd auf die Uhr! Gegen elf vielleicht.«
    »Sie sind vorher nicht noch mal bei Ihrem Exmann vorbeigefahren?«
    »Nein! Wieso denn auch?«
    »Um sich mit Hilfe von Herrn Conradi Ihr Geld wiederzuholen.«
    »Unsinn«, Mareike Graf schüttelte den Kopf.
    »Sie wissen ja sicherlich schon, dass Ihr Haus im Rohrwiesenweg letzte Nacht abgebrannt ist«, sagte Pia. »Die Feuerwehr geht von Brandstiftung aus. Falls sich das Geld noch im Haus befunden haben sollte, wird nun nichts mehr davon da sein.«
    Mareike Graf starrte sie einen Moment an, dann erschien ein amüsiertes Lächeln auf ihrem Gesicht.
    »Na, so was«, sagte sie, »das Haus ist abgebrannt. Wie auf Bestellung.«
    »Sie sagen es«, Pia nickte, »wir haben uns

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