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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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eine Abgesandte der Inquisition.
    »Also?«, fragte Bodenstein nach.
    »Er hat zwei Spanferkel zum Golfclub gefahren«, erwiderte Frau Conradi anstelle ihres Mannes. Der schien sich plötzlich in seiner Haut nicht mehr ganz wohl zu fühlen.
    »Aha«, Pia machte sich eine Notiz. »Wann waren Sie wieder zu Hause?«
    Conradi öffnete den Mund zu einer Antwort, aber seine Frau war wieder schneller. Und jetzt war klar, dass sie ihrem Mann keineswegs helfen wollte.
    »Um zwei Uhr morgens«, sagte sie scharf. »Stockbesoffen war er.«
    »Red doch nicht so einen Quatsch!«, fuhr Conradi seine Frau an. »Hast du im Laden nichts zu tun? Verschwinde!«
    »Wo waren Sie denn bis um zwei Uhr morgens?«, fragte Pia nach.
    »Ich war im Golfclub«, sagte Conradi, »bis das Essen beendet war. Dann ...«
    »Das würde mich auch interessieren«, unterbrach Frau Conradi ihn.
    »Raus hier!« Er sprang auf und ging zur Tür. Seine Frau wich vor ihm zurück.
    »Ich wette, du warst wieder bei irgendeiner Tussi«, sie lachte gehässig. »Du kannst die Finger ja nicht von den Weibern lassen!«
    Conradi knallte die Tür zu und wandte sich wieder Bodenstein und Pia zu.
    »Ich war nicht betrunken«, sagte er verlegen, »aber stimmt, ich war danach bei einer Bekannten.«
    »Wie heißt diese Bekannte? Wo wohnt sie? Und wann sind Sie bei ihr eingetroffen?«, wollte Pia wissen.
    »Ich will nicht, dass sie Schwierigkeiten bekommt«, Conradi wand sich unbehaglich.
    »Die Schwierigkeiten bekommen Sie, wenn Sie uns kein nachprüfbares Alibi für die Nacht von Dienstag auf Mittwoch vorweisen können«, Pia zuckte die Schultern. Conradi ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken. Bodenstein und Pia warteten, bis sich der Mann endlich zu einer Antwort durchgerungen hatte.
    »Also gut«, sagte er schließlich, »wahrscheinlich kriegenSie es sowieso raus. Ich hab mich mit Mareike getroffen. Mareike Graf.«
    Diese Antwort verschlug Bodenstein und Pia kurzfristig die Sprache.
    »Die Mareike Graf?«, vergewisserte Pia sich. »Die Exfrau von Pauly?«
    »Wir kennen uns schon lange«, Conradi zuckte die Schultern. »Sie hat eine Weile beim Lehnert als Kellnerin gejobbt, als sie Pauly verlassen hatte. Eines Tages kamen wir ins Gespräch. Und seitdem, na ja ...«
    »Sie ist doch noch gar nicht so lange wieder verheiratet«, wandte Bodenstein ein.
    »Kennen Sie ihren Mann?« Conradi winkte ab. »Der hat nur seine Arbeit, das Golfspielen und seine Oldtimerrallyes im Kopf. Zwischen dem und Mareike ist das so eine Art Vernunftehe.«
    Sein Blick wanderte zur geschlossenen Tür.
    »Wie bei mir«, fügte er mit bitterem Unterton hinzu.
    Bodenstein und Pia wechselten einen Blick. Weder Conradi noch Mareike Graf hatten ein echtes Alibi für die Tatzeit und zweifellos ein oder sogar mehrere Motive, Pauly den Tod zu wünschen. Als Jagdpächter besaß Conradi Schlüssel für sämtliche Schranken im Wald, konnte also leicht vom Golfplatz aus direkt an Paulys Haus herangefahren sein. Er war kräftig genug, eine Leiche in seinen Lieferwagen zu heben. Motiv – Mittel – Gelegenheit, alles war vorhanden.
     
    Auch privat schienen die Grafs gerne im Glashaus zu sitzen. Die Villa hinter mannshohen, blickdichten Buchsbaumhecken auf dem Dachberg in Bad Soden bestand zum größten Teil aus riesigen Fenstern. In der Einfahrt hinter einem hohen, schmiedeeisernen Tor parkte ein Oldtimer Jaguar-Cabriovor einer geöffneten Garage, in der noch zwei weitere Autos standen.
    »Dieses Auto würde meinem Sohn vor Neid die Tränen in die Augen treiben«, Bodenstein drückte auf die Klingel. »Wenn ich mich nicht täusche, ist das ein Jaguar XK120 aus den fünfziger Jahren.«
    Ein schlanker, grauhaariger Mann in Polohemd und heller Jeans mit Bügelfalten kam aus dem Haus. Er mochte um die fünfzig sein, hatte einen Schnauzbart und trug eine Brille. Über seiner Schulter hing ein Golfsack, aus dem ein paar Schläger ragten.
    Bodenstein hielt seinen Ausweis hoch.
    »Kriminalpolizei Hofheim. Wir möchten zu Frau Graf.«
    Der Mann öffnete das Tor und musterte Bodenstein und Pia kurz. »Meine Frau kommt sofort. Sie sind sicher wegen ihrem Exmann da.«
    »So ist es«, Bodenstein nickte. »Sind Sie auf dem Weg zum Golfplatz?«
    »Ja. Wir haben heute ein Turnier. Vereinsmeisterschaften.«
    »Aha. Wo spielen Sie?«
    »Hof Hausen vor der Sonne«, Graf warf einen raschen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk.
    »Sie fahren ein schönes Auto«, bemerkte Bodenstein, »ein XK 120, nicht wahr?«
    »Stimmt

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