Mordsfreunde
auch schon gedacht, dass die Brandstifter Ihnen einen großen Gefallen getan haben.«
»Wollen Sie mir unterstellen, ich hätte das Feuer gelegt?« Mareike Graf stemmte empört die Arme in die Taille. »Das ist unverschämt! Mein Mann hat mich um halb zwölf in Kelkheim bei der Polizei abgeholt, und danach war ich zu Hause. Ich war völlig erschöpft.«
»Es könnte von langer Hand geplant worden sein«, Pia beobachtete die Frau scharf.
»Warum hätte ich Ullrich dann noch das Geld geben sollen? Das ergibt doch gar keinen Sinn!«
»Haben Sie es ihm denn wirklich gegeben?«, erwiderte Pia. »Können Sie uns einen Abbuchungsbeleg zeigen?«
Mareike Graf ließ sich nicht so schnell den Schneid abkaufen.
»Selbstverständlich kann ich das«, sagte sie schnippisch. »War es das jetzt? Ich habe noch einen Termin.«
»Ja«, sagte Bodenstein, »das war's erst mal. Ein schönes Wochenende, Frau Graf.«
»Ich habe gerade alle Untersuchungsergebnisse aus dem Labor bekommen«, begrüßte Ostermann Pia und Bodenstein eine halbe Stunde später im Besprechungsraum.
»Das ist gut«, Pia hängte ihre Tasche über die Lehne eines Stuhles, »neue Spuren werden wir nämlich vom Tatort nicht mehr kriegen. Das Haus von Pauly ist letzte Nacht abgebrannt.«
Kathrin Fachinger kam herein, gefolgt von Frank Behnke, der Pia geflissentlich übersah.
Als sie alle um den Tisch Platz genommen hatten, begann Ostermann mit den Ergebnissen, die aus dem Labor des Landeskriminalamts gekommen waren. Das Hufeisen war zweifellos die Tatwaffe. Man hatte Blut und Haare des Opfers feststellen können, aber keine Fingerabdrücke des Täters. Paulys Notebook war so nachdrücklich beschädigt worden, dass die Experten dem Gerät bisher keine Daten entlocken konnten. Der abgebrochene Spiegel und die abgesplitterten gelben Plastikteile, die auf der Straße vor Paulys Hofeinfahrt gelegen hatten, stammten von einem Motorroller der Marke Honda.
»Wir haben Patrick Weishaupt mit Bisswunden an Hand und Bein ohne Alibi«, resümierte Pia, »dazu Conradi, Mareike Graf und Stefan Siebenlist mit starken Motiven und äußerst wackligen Alibis und ein unbekanntes Mädchen mit einem gelben Roller als mögliche Tatverdächtige. Im ganzen Haus gibt es Blutspuren, die identisch mit dem Handabdruck am Tor sind. Ich denke, wenn wir wissen, zu wem dieses Blut gehört, haben wir auch den Mörder von Pauly.«
»Das Mädchen scheidet aus«, erwiderte Ostermann. »Sie kann den Toten nicht weggeschafft haben.«
»Vielleicht hatte sie einen Helfer«, vermutete Kathrin.
»Aber vielleicht ist sie auch nur deshalb so überstürzt geflüchtet, weil sie die Leiche von Pauly gesehen hat«, gab Bodenstein zu bedenken, »und womöglich den oder die Täter. Das bedeutet, dass wir möglichst schnell dieses Mädchen finden müssen.«
Das Telefon auf dem Tisch klingelte. Bodenstein, der am nächsten saß, nahm ab. Er hörte einen Augenblick zu, nickte und bedankte sich.
»Das war Dr. Kirchhoff«, sagte er und blickte in die Runde. »Der blutige Handabdruck am Tor und die Blutspuren in Paulys Haus stammen von Patrick Weishaupt.«
»Ich hab's gewusst«, Pia schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Jetzt bin ich ja mal gespannt, wie sich dieses ungewaschene Bürschchen da wieder herauswindet.«
»Ich kümmere mich um den Haftbefehl«, sagte Ostermann.
»Gut«, Bodenstein erhob sich, »Frau Fachinger und Frank, Sie hören sich mal auf Hof Hausen vor der Sonne und bei den Nachbarn im Starkeradweg in Sulzbach um. Ich möchte wissen, wann Conradi und Frau Graf den Golfclub verlassen haben und in der Wohnung eingetroffen sind.«
»Bis Patrick hier ist, würde ich gerne noch mal mit Lukas sprechen«, Pia ergriff ihre Tasche. »Er scheint im Grünzeug jeden zu kennen, vielleicht auch ein Mädchen mit einem gelben Roller.«
Die Parkplätze am Opel-Zoo waren überfüllt. Bei dem herrlichen Wetter hatte es zahlreiche Besucher in den Zoo gelockt. Pia schob sich mit den Menschenmassen den Weg hinunter zur unteren Kasse und überlegte, wie sie Lukas indiesem Gewühl finden sollte. Sie bezahlte den Eintritt, ließ sich eine Quittung geben und nahm einen Prospekt über den Zoo mit. Einen Moment blickte sie sich unschlüssig um, dann ging sie zu einem Schaukasten hinüber, in dem ein Plan des Zoos hing.
»Kann ich Ihnen helfen?«, sagte plötzlich jemand hinter ihr. Pia drehte sich um. Ihr Herz machte einen heftigen Satz, als sie in die dunklen Augen von Zoodirektor Sander
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