Mordsfreunde
Einkaufszettel schreiben.«
»Die beiden sind sicherlich auch auf die Idee mit diesemInternetcafe gekommen, stimmt's?«, bemerkte Bodenstein beiläufig. Pia, die sich aufs Zuhören und Beobachten verlegt hatte, bemerkte, dass Esther Schmitt für den Bruchteil einer Sekunde die Gesichtszüge entgleisten.
»Das Internetcafe, ja, ja«, sagte sie schnell. »Möchten Sie noch einen Latte macchiato trinken, Herr Hauptkommissar?«
»Ich fürchte, das verzeiht mir mein Blutdruck nicht«, lehnte Bodenstein höflich ab, obwohl er noch nie Probleme damit gehabt hatte. »Dabei habe ich wirklich selten einen so guten Kaffee getrunken.«
Pia verdrehte die Augen, aber Esther Schmitt schien unter seinen Blicken beinahe dahinzuschmelzen; sie drückte ihre kleinen Brüste heraus und kicherte wie ein Backfisch. Kaum vier Tage nach dem Tod ihres Lebensgefährten war sie ganz offensichtlich auf der Suche nach einem neuen Mann.
»Ach ja«, Bodenstein tat, als würde es ihm gerade wieder einfallen. »Würden Sie uns noch schnell den Keller zeigen?«
Jetzt war die Rote Zora in der Klemme. Pia hätte sie vielleicht mit einer knappen Absage beschieden, zu Bodenstein wollte sie aber nicht unhöflich sein. Sie betraten das Haus, gingen durch die Tür mit der Aufschrift »Privat«. Esther Schmitt sortierte eine Weile klappernd die Schlüssel. Schließlich steckte sie einen Schlüssel ins Schloss. Ihre Miene verdunkelte sich, sie warf Bodenstein einen hilfesuchenden Blick zu.
»Geht nicht auf«, sie stellte sich ratlos, »ich weiß auch nicht, wieso.«
»Sie brauchen eine Chipkarte«, half Pia ihr auf die Sprünge.
»Ach, richtig. Das ist ja seit kurzem so«, Esther Schmitt lächelte verlegen. »Da habe ich gar nicht mehr dran gedacht.Tut mir leid, wirklich. Ich kann Ihnen im Moment nicht weiterhelfen.«
Wenig später gingen sie die Bahnstraße entlang.
»Was für eine Schauspielerin«, grinste Bodenstein.
»Nur halb so gut wie Sie«, entgegnete Pia. »Mit diesem Internetcafe ist irgendetwas faul. Ich würde gerne Ostermann mit einem Durchsuchungsbeschluss hinschicken.«
»Das machen wir«, Bodenstein warf einen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett. »Zwanzig vor elf. Zeit für die Kirche.«
Das Kelkheimer Kloster mit seinem markanten Kirchturm beherrschte weithin sichtbar als Wahrzeichen der Stadt die Landschaft. Begleitet vom Läuten der Kirchenglocken strömten die Gläubigen in die Kirche, vorwiegend ältere Leute, aber auch junge Familien mit Kindern.
»Was machen wir hier?«, fragte Pia, als Bodenstein auf dem Parkplatz anhielt.
»Wir holen Herrn Zacharias ab«, entgegnete Bodenstein. »Er hatte die Gelegenheit, sich bei uns zu melden, was er nicht getan hat.«
»Woher wissen Sie, dass er hier ist?«, wollte Pia erstaunt wissen.
»Er ist im Pfarrgemeinderat von St. Josef und geht jeden Sonntag hier in die Kirche.«
»Und woher wissen Sie das nun schon wieder?«
»Weil ich auch dort in die Kirche gehe«, erwiderte Bodenstein, »leider nur noch unregelmäßig in der letzten Zeit. Ah, da ist er!«
Er stieg aus seinem Auto aus. Pia folgte ihm. Norbert Zacharias war ein feiner älterer Herr, schlank und hochgewachsen, mit einem weißen Haarschopf und einem schmalen, sonnengebräunten Gesicht, der bei Bodensteins Anblick erschrocken zusammenzuckte.
»Ich hätte mich gleich morgen bei Ihnen gemeldet«, versicherte er und verriet damit, dass er Bodensteins Visitenkarte gefunden hatte.
»So lange können wir nicht mehr warten«, entgegnete Bodenstein höflich. »Sie müssen uns aufs Kommissariat begleiten.«
»Hat das nicht noch eine Stunde Zeit?« Zacharias blickte sich unbehaglich um, seine weißgelockte Frau machte ein Gesicht, als würde sie vor Scham am liebsten im Erdboden versinken. Bodenstein blieb unnachgiebig. Zacharias händigte seiner Frau den Autoschlüssel aus und ergab sich widerspruchslos in sein Schicksal.
»Sie sitzen ganz schön in der Bredouille«, stellte Bodenstein fest, als sie sich wenig später in seinem Büro gegenübersaßen. »Wieso haben Sie überhaupt diesen Beratervertrag angenommen?«
»Der Bürgermeister hat mich dazu gedrängt«, antwortete Zacharias, »er sagte, ich würde mich mit den Vorschriften und Abläufen besser auskennen als jeder andere, außerdem sei der Vertrag gut dotiert.«
»Aber gerade vor dem Hintergrund dessen, dass Sie damals wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit von Ihrem Amt als Bauamtsleiter der Stadt Kelkheim zurücktreten mussten, hätten Sie eigentlich
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