Mordsfreunde
starkes Motiv, Sie waren zum Tatzeitpunkt am Tatort, und Sie hatten die Mittel, um den Mann zu töten und seine Leiche später abzutransportieren. Ich nehme Sie hiermit vorläufig fest wegen des Verdachtes, Hans-Ulrich Pauly getötet zu haben.«
»Aber ich habe es nicht getan«, flüsterte Zacharias beschwörend, »wirklich nicht. So glauben Sie mir doch!«
»Dann drücken Sie die Daumen, dass wir das Mädchen mit dem Moped finden«, erwiderte Bodenstein und griff zum Telefon, um einen Beamten zu rufen, der Zacharias in eine der Zellen bringen sollte.
Montag, 19. Juni 2006
Nach der kriminaltechnischen Untersuchung von Zacharias' Mercedes Kombi sah es düster für ihn aus. Obwohl das Auto vor nicht allzu langer Zeit äußerst gründlich gereinigt, der Teppichboden im Kofferraum sogar shampooniert und mit chemischen Reinigungsmitteln behandelt worden war, hatte man zweifelsfrei Blutspuren festgestellt. Aufgrund dieser Beweise hatte der Haftrichter am Montagmittag eine Entlassung Zacharias' gegen Zahlung einer Kaution abgelehnt und den Haftbefehl bestätigt. Vor seinem Abtransport ins Untersuchungsgefängnis Weiterstadt hatte Bodenstein noch einmal mit dem Mann gesprochen. Zacharias hatte zusammengesunken auf der Pritsche in seiner Zelle gesessen, ohne Gürtel, Krawatte und Schnürsenkel bot der Mann ein Bild des Jammers. Immer wieder hatte er beteuert, er habe Pauly nicht einmal gesehen, geschweige denn getötet, und das Blut im Kofferraum seines Autos stamme nicht von einem Menschen, sondern von einem Wildschwein, das er von einem befreundeten Jäger gekauft und zu Conradi zwecks fachgerechter Zerlegung transportiert habe.
»Erzählen Sie mir irgendetwas, das Sie entlastet«, hatte Bodenstein gesagt. »Nennen Sie mir einen Zeugen, der Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt irgendwo gesehen hat und so Ihre Unschuldsbeteuerungen untermauern kann. So, wie es sich im Moment darstellt, sieht es nicht gut für Sie aus.«
Zacharias hatte sein Gesicht in den Händen verborgen und immer nur den Kopf geschüttelt. Er sei direkt von Pauly zu seinem Gartengrundstück gefahren und dort bis zum nächsten Morgen geblieben. Warum? Weil er allein sein wollte. Weil er begriffen hatte, dass sein eigener Schwiegersohn ihn nur benutzt hatte. Weil er das Gejammer seiner Frau nicht mehr hören konnte. Ganz zum Schluss, als Bodenstein schon hatte gehen wollen, hatte er endlich etwas Vernünftiges von sich gegeben.
»Ich kenne das Mädchen mit dem Moped«, hatte Zacharias mit dumpfer Stimme gesagt. »Es war die Freundin meines Enkelsohnes Jonas.«
Bodenstein und seine Mitarbeiter hielten Staatsanwalt und Haftrichter am Montagvormittag ordentlich auf Trab. Ein Paar, das im zweiten Stock des Hauses Starkeradweg 52 in Sulzbach wohnte, hatte Mareike Graf und Conradi Dienstagnacht um halb eins im Treppenhaus gesehen. Den Golfclub hatten beide laut Aussage mehrerer Gäste aber bereits um kurz nach zehn verlassen. Weder Frau Graf noch ihr Liebhaber konnten oder wollten erklären, wo sie sich in diesen gut zwei Stunden aufgehalten hatten. Dazu kam der Befund aus der Rechtsmedizin, dass Paulys Leiche Totenflecken mit dem Muster einer Palette aufgewiesen hatte, wie sie in einem der beiden Lieferwagen der Metzgerei Conradi lag. In Kombination mit den Motiven, die Mareike Graf und auch Conradi hatten, war die Ausstellung der Haftbefehle kaum mehr als eine Formsache. Für eine Vorführung von Vater und Sohn Schwarz in der Rechtsmedizin reichte der Verdacht, dass Erwin Schwarz am Dienstagabend noch einmal in Paulys Haus gewesen war und wahrscheinlich gemeinsam mit seinem Sohn das Haus drei Nächte später angezündet hatte. Außerdem hatte Pia einen Durchsuchungsbeschluss für dieRäume des Bistros Grünzeug erhalten. Mit diesem in der Tasche machte sich Ostermann in Begleitung von einigen Beamten auf den Weg in die Hauptstraße.
Die ausgebrannten und inzwischen abgekühlten Trümmer des Hauses von Pauly wurden ein weiteres Mal gründlich von Experten des Landeskriminalamtes untersucht, als Pia an der Ruine vorbei auf den Hof von Erwin Schwarz fuhr.
Bodenstein hörte sich gerade mit unbewegter Miene die Vorwürfe von Frau Schwarz an. Renate Schwarz war eine stämmige, energische Person mit einem harten Gesicht, in das Wind und Wetter, aber auch viele Sorgen tiefe Falten gegraben hatten.
»Mein Mann und mein Sohn sollen das Haus vom Pauly angezündet haben?« Sie stemmte die Arme in die Seiten. »Sind jetzt alle auf einmal bekloppt geworden?
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