Mordsfreunde
Direktorin Wüst gesagt hat. Gleichgültig war er wohl den wenigsten.«
»Hat Lukas etwas über dieses Internetcafe im Grünzeug gesagt?«, erkundigte sich Bodenstein.
»Nein. Es gab keine Gelegenheit mehr, darüber zu sprechen.«
»Bei einem Konzert ist das schwierig«, Bodenstein schenkte sich noch einen Kaffee nach. Pia war froh, dass ihr Chef nicht mehr wissen wollte. Sie hatte die halbe Nacht wach gelegen und über Lukas' Verhalten nachgedacht. Um halb zweimorgens hatte er ihr noch eine SMS geschickt. »Ich hoffe, Sie nehmen mir mein Verhalten nicht übel«, hatte er geschrieben, »aber ich habe alles so gemeint, wie ich es gesagt habe.« Sie hatte nicht darauf geantwortet.
»Wir waren gestern Abend bei meinem Bruder zum Essen, und ich habe von ihm ein paar sehr interessante Dinge erfahren«, sagte Bodenstein gerade. Pia wusste, dass Quentin von Bodenstein, der das familieneigene gleichnamige Hofgut samt Landwirtschaft, Reitbetrieb und Gastronomie betrieb, ein absoluter Gegner des Straßenausbaus war.
»Die letzte Vorstandssitzung des Königsteiner BUNTE-Ortsverbandes hat vor zehn Tagen bei Quentin stattgefunden«, berichtete Bodenstein. »Pauly hatte einen Tag zuvor der Vorsitzenden erzählt, dass er an vertrauliche E-Mail-Korrespondenz zwischen der Bock Consult und Sachbearbeitern beim Hessischen Landesamt für Verkehrswesen und beim Bundesverkehrsministerium gelangt ist. Aus diesen E-Mails soll angeblich hervorgehen, dass die beiden Ministeriumsmitarbeiter hohe Summen von Bock erhalten sollten, wenn verschiedene Straßenbauprojekte durch seine Firmen realisiert werden könnten. Unter anderem eben auch die B8.«
Pia stellte die Kaffeetasse auf ihren Schreibtisch und setzte sich.
»Wo sind diese E-Mails?«, fragte sie. »Und wer hat sie Pauly besorgt?«
Sie ließ ihren Computer hochfahren, rückte die Tastatur ihres Computers zurecht und gab ihr Passwort ein.
»Wahrscheinlich sind sie auf dem Notebook, das Patrick demoliert hat. Die Identität seines Informanten hat Pauly nicht preisgegeben, aber er hat versichert, dass es jemand sei, der Bock gut kennt.«
»Warum die Heimlichtuerei?«, wollte Pia wissen. »Pauly hat doch sonst alles sofort publik gemacht.«
»Entweder«, überlegte Bodenstein, »wollte er seinen Informanten schützen, oder er ist auf illegalem Weg an die Informationen gelangt und hatte keinen eindeutigen Beweis für die Echtheit der E-Mails.«
»Damit können wir Bock leider gar nichts nachweisen«, Pia öffnete ihr E-Mail-Postfach und überflog die eingegangenen Mails. »Ich habe eine E-Mail vom Labor bekommen. Ach, schau mal einer an. Sie haben die Fingerabdrücke auf dieser Einverständniserklärung zwischen Mareike Graf und Pauly analysiert.«
»Und?«, fragte Bodenstein neugierig.
»Es sind nicht nur die von Mareike Graf und Pauly drauf«, erwiderte Pia. »Na, das ist ja interessant.«
Das Bistro Grünzeug war geschlossen, aber das Tor zum Hof stand offen. Bodenstein und Pia trafen Esther Schmitt im Innenhof an, der mit seinen zahllosen Topfpflanzen wie eine grüne Oase wirkte. Sie saß an einem der Tische im morgendlichen Sonnenschein, vor sich ein Becher mit Kaffee und die Sonntagsausgabe der FAZ. »Guten Morgen«, grüßte Bodenstein höflich.
»Guten Morgen«, erwiderte sie erstaunt. »Was führt Sie denn um diese Uhrzeit an einem Sonntagmorgen hierher?«
»Ihre Fingerabdrücke, die wir an einer Stelle gefunden haben, an der sie nicht sein dürften.«
»Und wo sollen sie sein?«, fragte sie. Bodenstein neigte den Kopf zur Seite und schenkte ihr ein warmes und vertrauliches Lächeln, als seien sie Komplizen.
»Es erscheint uns rätselhaft«, er senkte seinen Bariton beinahe zu einem Flüstern, so dass sie sich ein Stück zu ihm hinbeugen musste, »aber Ihre Fingerabdrücke sind auf der Einverständniserklärung, die Herr Pauly ein paar Stunden, bevor er ermordet wurde, unterschrieben hat. Für seine Unterschrifthat er von Mareike Graf angeblich fünfzigtausend Euro erhalten, die bis jetzt spurlos verschwunden sind.«
Pia verdrehte die Augen. Wenn Bodenstein diese Verhörtaktik anwandte, kam sie sich überflüssig vor. Allerdings verfing sein Charme unbestreitbar bei der spröden Esther, denn sie war so zugänglich wie noch nie.
»Dafür gibt es eine Erklärung«, sagte sie bereitwillig. »Mareike war am Donnerstag gleich bei mir, kaum dass der Schwarz ihr erzählt hatte, was mit Ulli passiert ist. Sie hielt mir das Blatt hin und sagte, sie gebe mir
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