Mordsfreunde
ablehnen müssen«, sagte Bodenstein.
Zacharias errötete leicht.
»Ich musste nicht zurücktreten«, protestierte er schwach, »ich bin in Rente gegangen. Ich habe mich weder damals noch heute bestechen lassen.«
»Pauly hat etwas anderes behauptet«, erwiderte Bodenstein. »Er hat Ihnen vorgeworfen, dass Sie von den falschen Zahlen, die die Ingenieure Ihres Schwiegersohnes allen Gutachten zugrunde gelegt haben, gewusst hatten. Er behaupteteweiterhin, die Dauerzählstelle in Königstein sei absichtlich vergessen worden, weil sich die dort gemessenen geringeren Verkehrszahlen ungünstig auf die Gutachten ausgewirkt hätten. Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?«
»Ich gebe zu, dass es auf den ersten Blick so aussehen mag.« Zacharias hatte sich sehr gründlich auf die Befragung durch die Leute vom Bund für Umwelt-, Natur- und Tierschutz in Europa, kurz BUNTE, und andere B8-Gegner vorbereitet. »Die Berechnungen und Messungen, die im Vorfeld eines Raumordnungsverfahrens gemacht werden müssen, sind außerordentlich umfangreich und komplex. Weder ich noch die Mitarbeiter der Firma Bock haben die Zahlen der Zählstelle in Königstein mit Absicht unberücksichtigt gelassen. Es ist ein Fehler passiert.«
»Ein Fehler, der allerdings weitreichende Folgen hatte«, sagte Bodenstein, »denn der geplante Ausbau der B8 wurde ja in erster Linie mit einer Verkehrsentlastung begründet. Wenn aber die Verkehrszahlen viel niedriger sind als den Berechnungen zugrunde gelegt, dann entfällt das Hauptargument für den Ausbau der Straße, oder nicht?«
»Es geht ja nicht nur um den Verkehr«, erwiderte Zacharias. »Eine große Rolle spielt auch die Umweltbelastung durch Schadstoffe und Lärm.«
»Wie auch immer«, Bodenstein blätterte in seinen Unterlagen, »Pauly hat behauptet, es gäbe Mauscheleien zwischen den Verantwortlichen der Städte Kelkheim und Königstein und dem Hessischen Landesamt für Straßenbau und Verkehr und sogar dem Bundesministerium. Er sagte, es gehe einzig und allein um das finanzielle Interesse der Firma Bock und um Eigeninteressen verschiedener Grundstücksbesitzer im Gebiet der geplanten Trasse.«
»Das ist doch Unsinn und typisch für Pauly«, Zacharias winkte ab. »Vermutungen und Spekulationen, die jederGrundlage entbehren. Warum beschäftigt sich die Polizei überhaupt damit?«
»Weil wir den Mörder von Herrn Pauly suchen«, sagte Pia. »Er hatte herausgefunden, dass die Herren Schwarz und Conradi und auch Sie vor nicht allzu langer Zeit ziemlich wertloses Grünland erworben haben, das sich genau im Bereich der geplanten Straße befindet. Es kann Ihnen nicht recht gewesen sein, dass er diese Tatsachen publik gemacht hat.«
Darauf erwiderte Norbert Zacharias nichts.
»Sie haben am Dienstagabend gegen 22 Uhr den Stammtisch im Goldenen Löwen verlassen«, kam Bodenstein zum eigentlichen Kern seines Anliegens. »Wo sind Sie danach gewesen?«
»Ich bin eine Weile herumgefahren und war dann in meinem Garten im Schmiehbachtal. Ich wollte für eine Weile allein sein.«
»Wo genau sind Sie ... herumgefahren?« Pia ging um den Schreibtisch herum und lehnte sich neben dem Stuhl ihres Chefs ans Fensterbrett. »Zufällig auch im Rohrwiesenweg?«
Die Röte in Zacharias' Gesicht wurde um ein paar Nuancen dunkler. Er fuhr sich mit einer Hand übers Kinn.
»Ach, warum soll ich lügen?«, sagte er nach einer Weile mit müder Stimme. »Ja, ich war im Rohrwiesenweg. Ja, ich war bei Pauly im Hof. Ich hatte eigentlich nur vor, mit ihm zu reden, ganz vernünftig, von Mann zu Mann.«
»Haben Sie es getan?«, fragte Pia.
»Was getan?« Zacharias blickte sie misstrauisch an.
»Mit Pauly geredet.«
»N... nein«, er schüttelte den Kopf. »Ich hatte gerade den Hof betreten, als ein Mädchen mit einem Moped auftauchte. Das Mädchen guckte mich an und stellte das Moped ab. Da verließ mich der Mut, und ich bin wieder zu meinem Auto gegangen.«
Bodenstein wandte sich um und sah Pia an, dann stand er auf.
»Diese Geschichte sollen wir Ihnen glauben, Herr Zacharias?«, sagte er. »Ich denke, es war ganz anders. Sie waren im Hof und gerieten mit Pauly in Streit. Im Zorn erschlugen Sie ihn, genau in dem Moment, als das Mädchen mit dem Moped kam. Sie hat Sie und Pauly gesehen.«
»Nein, nein, das ist nicht wahr!«, unterbrach Zacharias ihn und sprang auf. »Ich habe Pauly gar nicht gesehen, ich ...«
»Setzen Sie sich wieder hin«, Bodensteins Stimme wurde scharf, »ich glaube Ihnen kein Wort. Sie hatten ein
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