Mordsfreunde
Warum hätten die das denn tun sollen?«
Bodenstein überhörte die Beschimpfungen.
»Ist Ihnen in der Nacht zu Samstag nicht aufgefallen, dass Ihr Mann nicht im Haus war?«, fragte er.
»Natürlich ist mir das aufgefallen«, entgegnete die Frau in einer Stimmlage, die in den Ohren schmerzte, »er war draußen bei der Feuerwehr. Wir mussten ja befürchten, dass der Brand auf unseren Hof übergreift.«
»Beruhigen Sie sich«, sagte Bodenstein besänftigend.
»Beruhigen!«, schnaubte die Bauersfrau empört. »Sie haben meinen Mann und meinen Sohn verhaftet! Wie soll ich denn da ruhig sein?«
»Sie sind nicht verhaftet«, berichtigte Bodenstein. »In ein paar Stunden sind sie wieder da.«
»Sie sollten ganz woanders nach dem Mörder von diesem Pauly suchen als hier bei uns«, riet sie Bodenstein und Pia, »der halbe Ort hatte Gründe, ihn zur Hölle zu wünschen.Wir haben zu seinen Lebzeiten genug unter diesem grässlichen Kerl gelitten.«
»Inwiefern?«
»Wissen Sie, wie oft die die Straße so zugeparkt haben, dass wir mit den Traktoren und Maschinen nicht mehr durchgekommen sind?«, erregte sich die Frau. »Im Sommer haben sie bis morgens früh im Garten gesessen, gelacht und gesungen, die Köter vom Pauly haben bei uns das Heu vollgeschissen und eine von unseren Katzen totgebissen!«
Frau Schwarz redete sich immer mehr in Rage und präsentierte dabei unabsichtlich ein potenzielles Mordmotiv nach dem anderen. Bodenstein und Pia lauschten interessiert und hüteten sich davor, sie zu unterbrechen.
»... und diese rothaarige Zicke«, ereiferte sich die Bauersfrau, »wie die mit unserem Matthias umgesprungen ist, das war eine Frechheit! Sobald der Pauly aus dem Haus war, hat sie ihn rüber gerufen und im Garten schuften lassen wie einen Leibeigenen! Ich hab ihm immer gesagt, dass die ihn nur ausnutzt, aber das wollte er ja nicht hören. Er hat sich eingebildet, er hätte Chancen bei der! Pah! Die hat dem Bub nur den Kopf verdreht, damit sie einen billigen Sklaven hat, sonst gar nichts!«
Pias Handy summte. Es war Ostermann, und er hatte schlechte Nachrichten.
Zehn Minuten später stand Pia in einem völlig leer geräumten Keller unterhalb des Bistro Grünzeug. »Mist«, sagte sie. »Zu spät.«
»Die Vögel sind ausgeflogen«, bestätigte Ostermann. »Was jetzt?«
Pia überlegte einen Augenblick. Wenn sie wollte, hätte sie das Lokal schließen und durchsuchen lassen können, aber das erschien ihr als reine Zeitvergeudung. Sie hatte die Computermit eigenen Augen gesehen, die Kabelstränge, die vielen Bildschirme, das elektronische Kartenlesesystem, die Überwachungskamera am Eingang. Wenn jemand die Energie aufgewandt hatte, das alles innerhalb kürzester Zeit an einen anderen Ort zu transportieren, dann war sicherlich auch alles andere, was irgendwie verdächtig oder verboten sein konnte, längst aus den Räumen des Grünzeug entfernt worden. Sie wusste ja nicht einmal, wonach sie genau suchte.
»Wir nehmen uns die direkten Nachbarn vor«, entschied sie deshalb und schickte die Beamten in die Nachbarhäuser, Ostermann und sie gingen zurück ins Bistro. Esther Schmitt stand hinter dem Tresen und sonnte sich unverhohlen in ihrem Triumph.
»Und?«, rief sie und grinste hämisch.
»Sie haben ordentliche Mieter gehabt«, erwiderte Pia. »Die haben Ihnen die Räume besenrein übergeben.«
»Tatsächlich?« Esther Schmitt riss die Augen auf. »Na, so was!«
»Zeigen Sie uns bitte den Mietvertrag? Und die Kontoauszüge des Kontos, auf das die Mietzahlungen eingegangen sind?«
Da verging der Frau das Grinsen.
»Es gibt keinen Mietvertrag«, sagte sie schroff, »und auch keine Mietzahlung. Ich habe den Raum kostenlos zur Verfügung gestellt.«
»Ich weiß ja, dass Sie gerne nur die halbe Wahrheit erzählen«, Pia lächelte. »Das mit den fünfzigtausend Euro fiel Ihnen ja auch erst etwas später ein. Aber vielleicht können Sie sich daran erinnern, wem Sie den Raum zur Verfügung gestellt haben und wozu.«
Esther Schmitt lief rot an.
»Wir haben jetzt nichts zu tun. Meine Kollegen können Ihnen gerne suchen helfen«, schlug Pia vor. »Ich gehe dochdavon aus, dass Sie die Miete nicht schwarz kassiert haben. Und auch die Stromkosten für die vielen Computer müssen erheblich gewesen sein.«
»Ist ja gut«, Esther Schmitt knallte das Handtuch auf die Spüle. »Ein paar von den Jungs hatten irgendwann die Idee, ein Internetcafe zu eröffnen. Sie hatten nicht viel Geld und wollten auch nicht lauter Fremde
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