Mordsfreunde
dabeihaben. Deshalb haben Ulli und ich Ihnen diesen Raum zur Verfügung gestellt. Unentgeltlich. Dafür haben sie hin und wieder im Bistro ausgeholfen oder uns mit ihrem Know-how unterstützt.«
»Die Jungs. Das klingt ziemlich vage. Gibt es auch Namen?«
»Lukas und Tarek. Die anderen kenne ich nur mit Spitznamen.«
»Vielleicht kennen Sie ja die Namen Ihrer weiblichen Kundschaft besser«, sagte Pia. »Wir suchen nämlich nach einem Mädchen mit einem gelben Roller, bei dem der Außenspiegel abgebrochen ist. Sie war am Tatabend bei Ihrem Lebensgefährten und ist möglicherweise eine sehr wichtige Zeugin. Angeblich ist sie die Freundin eines Jungen namens Jonas Bock. Kennen Sie den?«
Esther Schmitts Gesicht verfinsterte sich. Es konnte ihr nicht gefallen, dass in ihrer Abwesenheit junge Mädchen in ihrem Haus ein und aus gegangen waren.
»Nie gehört«, erwiderte sie schroff.
»Na gut«, Pia zuckte die Schulter. »Aber wenn Sie ein Mädchen kennen, das einen beschädigten gelben Roller fährt, rufen Sie uns bitte an. Wir sind davon überzeugt, dass sie regelmäßig hier verkehrt.«
»Ich höre mich um«, versprach Esther Schmitt zurückhaltend, »aber hier wimmelt es von kleinen Mädchen mit Rollern.«
»Ich gehe davon aus, dass Ihnen an einer Aufklärung desMordes an Ihrem Lebensgefährten gelegen ist«, erwiderte Pia kühl. »Sie haben meine Nummer.«
Die Beamten, die im Nachbarhaus gewesen waren, kehrten zurück und berichteten, dass tags zuvor alle Computer von ein paar jungen Männern mit einem Miettransporter der Firma Turtle Rent abtransportiert worden waren. Sie hatten dreimal fahren müssen, aber offenbar nicht sehr weit, denn sie waren immer nach einer Stunde wieder zurück. Das würde sich überprüfen lassen, denn irgendjemand musste das Auto angemietet haben.
Pias Handy meldete sich just in dem Augenblick, als sie unter der Dusche stand und sich die Haare wusch. Mit einem Fluch drehte sie das Wasser ab und stürzte aus der Dusche. Das Handy lag in der Küche auf dem Tisch.
»Kirchhoff!«, meldete sie sich atemlos und betrachtete verärgert die Wasserlache, die sich unter ihren Füßen bildete.
»Christoph Sander«, sagte eine Männerstimme, »entschuldigen Sie bitte die Störung um diese Uhrzeit.«
Pias Herz machte unwillkürlich ein paar rasche Schläge.
»Sie stören nicht«, erwiderte sie schnell. »Was macht Ihre Hand?«
»Meine Hand?« Sander klang irritiert. »Ach so, das. Ist schon fast wieder verheilt.«
Pia merkte, dass sie ihn aus dem Konzept gebracht hatte.
»Ich habe über unser Gespräch am Samstag nachgedacht«, sagte Sander, »über das Mädchen, das Sie suchen.«
Pia war ein winziges bisschen enttäuscht, dass es ihm nur um den Fall ging.
»Die beste Freundin meiner Tochter fährt einen gelben Roller«, fuhr Sander fort. »Als die beiden eben zusammen weggefahren sind, habe ich gesehen, dass bei Svenjas Rollerein Spiegel abgebrochen ist. Da ist mir wieder eingefallen, was Sie mir gesagt haben.«
»Wie heißt das Mädchen?«, fragte Pia aufmerksam.
»Svenja. Svenja Sievers.«
Der Name löste bei Pia eine verschwommene Erinnerung aus. Sie hatte ihn vor nicht allzu langer Zeit schon einmal gehört. Aber wo? Und in welchem Zusammenhang?
»Meine Tochter ist mit Svenja eng befreundet«, erklärte Sander, »aber seit ein paar Tagen ist das Mädchen völlig verändert. Am Samstag muss sie auch noch Streit mit ihrem Freund gehabt haben und ist seitdem nur noch am Heulen.«
Pia richtete sich auf und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
»Kannten die Mädchen Pauly?«, fragte sie.
»Bedauerlicherweise, ja«, antwortete Sander. »Durch Svenjas Freund sind sie in die Pauly-Clique geraten. Zum Glück besaß meine Tochter genug gesunden Menschenverstand, um diesen Typen zu durchschauen, aber Svenja hat sich von Pauly schwer beeindrucken lassen.«
Pia ging zurück ins Badezimmer und wickelte sich ein Handtuch um ihren Körper, als könnte Sander sie sehen.
»Wo sind die Mädchen jetzt?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht. Antonia hat nichts gesagt.«
»Wo wohnt Svenja?«, wollte Pia wissen. »Was ist mit ihren Eltern? Wissen die vielleicht, wo die Mädchen sind?«
»Ich fürchte, die wissen noch weniger als ich«, antwortete Sander. »Svenja versteht sich nicht gut mit ihrer Mutter, und ihr Stiefvater arbeitet Nachtschicht am Flughafen.«
»Es ist wohl aussichtslos, jetzt einfach aufs Geratewohl nach den beiden zu suchen«, Pia setzte sich auf den Rand der Badewanne und
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