Mordsfreunde
schwanger.«
»Das wäre ein Ding«, Pia schüttelte den Kopf. Es wäre allerdings eine Erklärung für Svenjas schlechtes Aussehen. Bei manchen Schwangeren hielt die typische Übelkeit den ganzen Tag über an.
»Er hatte ungefähr hundert SMS auf dem Handy«, sagte sie. »Die letzte hat er an Svenja geschrieben, um 22:56 Uhr. Kurz darauf muss er gestorben sein. Kronlage schätzt, dass der Tod zwischen 22:30 Uhr und 23:00 Uhr eingetreten ist.«
Pia blätterte in den Ausdrucken.
»Die letzten Anrufe hat Jonas um 22:19 Uhr und 22:23 Uhr getätigt, jeweils an Svenja. Um 22:11 Uhr hat er den letzten Anruf entgegengenommen, leider hatte der Anrufer seine Nummer unterdrückt. Danach kamen noch vier Anrufe, die er nicht mehr annehmen konnte, ab 0:22 Uhr war das Handy aus.«
Bodenstein blickte sie abwartend an, während sie suchend hin und her blätterte.
»Es gab nur Jonas' Fingerabdrücke an dem Gerät«, sagte sie, »und kein erkennbares Motiv für einen Mord. Und warum war das Handy noch über eine Stunde lang angeschaltet?«
Dr. Carsten Bock öffnete ihnen in schwarzem Hemd und schwarzer Hose die Tür, sein ohnehin hageres Gesicht war eingefallen, er wirkte übernächtigt.
»Wie geht es Ihrer Frau?«, erkundigte Bodenstein sich, als sie die Empfangshalle der schlossähnlichen Villa in Richtung Bibliothek durchquerten.
»Wie soll es ihr schon gehen? Sie hat Beruhigungsmittel genommen«, erwiderte Bock. »Ihre Mutter ist bei ihr.«
Er ließ Bodenstein und Pia vorbei in die Bibliothek gehen, dann schloss er die Tür hinter sich.
»Haben Sie schon Neuigkeiten?«
»Ihr Sohn starb durch Fremdeinwirkung«, Bodenstein nickte. »Der Täter muss ihn aufgehängt haben, um seine Tat zu vertuschen.«
»Und was werden Sie jetzt tun?« Die Stimme von Bock klang belegt.
»Wir suchen nach jemandem, der ein Motiv hatte, Jonas zu töten«, sagte Pia. »Nicht weit vom Fundort haben wir sein Handy gefunden. Allerdings werden wir aus den Namen inseinem Adressbuch und den Fotos, die er gemacht hat, nicht klug. Wir hoffen, dass Sie uns weiterhelfen können.«
»Ich werde es versuchen.«
Pia ließ das Gesicht von Bock nicht aus den Augen. Irgendetwas an dem Mann weckte ihr Misstrauen. Er verhielt sich nicht so, wie sich Eltern verhielten, die mit dem gewaltsamen Tod ihres Kindes konfrontiert wurden. Dr. Carsten Bock war weit von einem Schock entfernt, seine Kälte und Emotionslosigkeit ließen Pia frösteln. Sie öffnete ihre Tasche, holte die Ausdrucke der Fotos aus Jonas' Handy hervor und reichte sie dessen Vater, der sie rasch durchblätterte.
»Erkennen Sie irgendwelche Personen oder Orte, an denen die Bilder gemacht worden sein könnten?«, fragte sie. »Hier, die Freundin Ihres Sohnes kannten Sie doch sicher, oder?«
»Ja, natürlich kenne ich Svenja«, antwortete Bock, »und das hier ist Lukas van den Berg. Einige kommen mir bekannt vor, aber ich kann Ihnen nicht mit Namen weiterhelfen.«
»Können Sie uns den Namen des Freundes sagen, bei dem Jonas wohnte, nachdem er hier ausgezogen ist?«
Bock blätterte in den Fotos, tippte auf ein Bild und verzog sein Gesicht.
»Bei dem hier. Tarek Fiedler.« Pia betrachtete das Foto und erkannte den jungen Mann mit den asiatisch anmutenden Gesichtszügen und dem schulterlangen schwarzen Haar, der Esther Schmitt am Samstagmorgen mit dem Lieferwagen an der Ruine ihres Hauses abgeholt hatte. Außerdem hatte Pia ihn am gleichen Abend auch auf der Burg in Königstein gesehen.
»Sie hatten kein gutes Verhältnis zu Ihrem Sohn, oder?«, fragte Bodenstein. Bock zögerte.
»Jonas hatte sich in den letzten Monaten sehr verändert«, er fuhr sich mit einer Hand über sein hageres Gesicht. »Früher hat er gerne Sport gemacht, war ein guter Tennisspielerund begeisterter Segler. An den Wochenenden haben wir oft Touren mit dem Mountainbike gemacht. Aber seitdem er diesen Tarek kennengelernt hatte, interessierte ihn das alles nicht mehr. Auf einmal hockte er nur noch am Computer und redete übers Geldverdienen.«
»Sie haben den Freund Ihres Sohnes nicht gemocht?«, erkundigte Pia sich. Bock wirkte plötzlich angespannt.
»Nein«, er reichte ihr die Fotos. »Ich fand ihn auf Anhieb unsympathisch. Jonas hatte immer einen großen Freundeskreis, aber auf einmal drehte sich alles nur noch um diesen Tarek. Als ich herausgefunden habe, dass Tarek sich bei uns als IT-Manager beworben hatte, wurde ich misstrauisch.«
»Wieso?«, fragte Pia.
»Ich hatte den Eindruck, dass es Tarek nicht
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