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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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und den Piercings in seinen Ohrläppchen passen.
    »Nein, haben Sie nicht«, Pia stellte sich und Behnke vor. »Es geht um Ihren Freund Jonas Bock.«
    Tarek zog seine Arbeitshandschuhe aus. »Ich hab's schon gehört«, sagte er. »Er hat sich erhängt.«
    »Ach. Wer hat Ihnen das denn gesagt?«, fragte Pia. »Ein Freund. Schlechte Nachrichten sprechen sich schnell herum.«
    »Wir gehen davon aus, dass Jonas ermordet worden ist, genauso wie Hans-Ulrich Pauly.«
    Diese Mitteilung schien den jungen Mann nun doch zu überraschen.
    »Jo ist ermordet worden?«, fragte er bestürzt.
    »Es sieht alles danach aus«, bestätigte Pia. »Können Sie uns erzählen, ob Jonas mit irgendwem Streit hatte?«
    »Er hatte Zoff mit seiner Freundin«, Tarek war von der Nachricht wirklich mitgenommen. »Mehr weiß ich nicht. Dann hat er sich über Esther geärgert. Am Sonntag hat er kaum ein Wort geredet, und am Montag war er auch mies drauf.«
    »Was für eine Computerfirma ist das, die Lukas und Jonas aufbauen wollen?«
    »Lukas, Jo und ich«, verbesserte Tarek Fiedler. »Die Off Limits Internetservices GmbH.«
    »Ach? Eine GmbH ... Und was machen die so?«
    »Gestaltung von Internetauftritten«, sagte Tarek Fiedler. »Im Moment entwickeln wir ein System mit einem eigenen Server, über den die Kunden ihre Webseiten online verwalten können.«
    »Was heißt ›wir‹?«, fragte Pia. »Sind Sie auch daran beteiligt?«
    Tarek Fiedler hob die Augenbrauen.
    »Sie denken wohl, ich bin nur ein dämlicher Gärtner, was?« Seine Stimme hatte plötzlich einen aggressiven Beiklang. »Klar. Ein tätowierter und gepiercter Halbchinese aus dem Kohlenpott, der als Gärtner für die feinen Leute hier schuftet, muss ein Depp sein.«
    »Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Pia kühl. »Aber um IT-Manager bei der Firma Bock zu werden, waren Sie auf jeden Fall nicht qualifiziert genug.«
    Damit hatte sie einen wunden Punkt getroffen. Der junge Mann starrte sie an, dann lachte er ohne Erheiterung.
    »Ich hab halt keinen reichen Vater, der mir ein Studium finanziert«, sagte er. »In Deutschland muss man ja für alles irgendeinen Abschluss und ein Zeugnis haben.«
    »Man braucht keinen reichen Vater zum Studieren«, antwortete Pia. »Wozu gibt es BAföG?«
    Obwohl ihr Dr. Bock nicht sympathisch war, konnte sie dessen Abneigung gegen Tarek Fiedler nachvollziehen. Die Herablassung in Tareks Augen verwandelte sich in Feindseligkeit. Pia bemerkte, dass ihre Taktik, den jungen Mann aus der Reserve zu locken, aufzugehen schien. Genau in diesem Augenblick ergriff Behnke, der bisher geschwiegen hatte, das Wort.
    »Woher haben Sie Jonas gekannt?«, fragte er.
    »Aus dem Grünzeug«, erwiderte Tarek. »Ich hab Esther kennengelernt, als ich im Tierheim in Sulzbach gearbeitet habe. Sie ist die Vorsitzende vom Tierschutzverein.«
    »Ach, im Tierheim haben Sie auch schon gearbeitet?« Pia tat erstaunt. »Sie halten es wohl nirgendwo lange aus, hm?«
    Tarek warf ihr einen kurzen Blick zu, dann wandte er sich an Behnke.
    »Was soll denn das hier werden? Will die mich anmachen, oder was?«
    Behnke nutzte die Gelegenheit, die sich ihm bot.
    »Ist jetzt ja gut, Frau Kirchhoff. Kommen wir zur Sache«, sagte er mit der nachsichtigen Herablassung eines Lehrers, der eine besserwisserische Schülerin in die Schranken weisen musste. Pia warf ihrem Kollegen einen wütenden Blick zu. Tarek Fiedler bemerkte das und grinste spöttisch.
    »Warum habt ihr am Sonntag die Computer abgebaut?«, fragte Behnke.
    »Esther wollte Miete von uns haben. Da hatten wir keinen Bock drauf.«
    »Konnten Sie sie nicht überreden, auf die Miete zu verzichten?«
    »Ich verstehe mich gut mit Esther«, gab Tarek zu, »aber wenn es ums Geschäft geht, ist sie knallhart.«
    »Ich hatte den Eindruck, dass Sie sich nicht nur gut mit ihr verstehen, sondern ziemlich vertraut mit ihr sind«, sagte Pia und warf Behnke einen warnenden Blick zu, sie nicht wieder zu unterbrechen. »Ist das erst so, seitdem ihr Lebensgefährte tot ist?«
    Tarek machte sich kaum die Mühe, sie anzusehen.
    »Ulli war ein guter Freund von mir«, antwortete er. »Deshalb kümmere ich mich ein bisschen um Esther, jetzt, wo sie ganz alleine dasteht.«
    »Aha«, sagte Pia.
    »Will die mir was unterstellen?«, wandte Tarek sich an Behnke. »Bei der blöden Fragerei komm ich mir so vor, als würde ich etwas Schlimmes tun, nur weil ich einer Freundin in einer Notlage zur Seite stehe.«
    »Regen Sie sich nicht auf«, sagte Behnke und lächelte

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