Mordsfreunde
Gebote abgaben und regelmäßig Bauaufträge der Stadt erhielten?«, fragte Bodenstein.
»Ja«, Zacharias nickte, »das stimmt. Egal, was in Kelkheim und Umgebung gebaut wird, das macht fast immer eine Firma meines Schwiegersohnes. Dafür, dass er von den Verantwortlichen die Angebote der Konkurrenz bekommt, zahlt er ihnen etwas.«
»Pauly lag also gar nicht falsch, wenn er von ›Mafia‹ gesprochen hat«, sagte Bodenstein.
»Er lag überhaupt nicht falsch«, Zacharias nickte müde. »Er hatte mit allem recht.«
»Wenn ich das alles richtig verstehe, dann hatte Ihr Schwiegersohn durch Pauly die größten Schwierigkeiten zu erwarten«, resümierte Bodenstein. »Natürlich wäre es auch für diejenigen, die billige Grundstücke auf der geplanten Trasse erworben haben, ärgerlich gewesen, wenn sie nun kein Geld vom Land dafür bekommen, aber Dr. Bock wäre mehr als nur ein lukrativer Auftrag entgangen. Wobei ... wie konnte er sicher sein, dass er den Auftrag für den Bau der Straße tatsächlich bekommt? Das zu entscheiden ist doch nicht Sache der Städte Kelkheim und Königstein, oder doch?«
»Nein«, bestätigte Zacharias, »das hätte das HessischeLandesamt für Straßen- und Verkehrswesen entschieden. Aber mein Schwiegersohn hat gute Beziehungen zu den betreffenden Entscheidungsträgern. Seine Beziehungen reichen bis nach Berlin.«
»Woher hat Pauly das alles gewusst?«, fragte Bodenstein. »Von Jonas?«
Zacharias verzog das Gesicht, als wolle er in Tränen ausbrechen.
»Ich fürchte, ja«, sagte er mit gepresster Stimme. »Neulich waren Jonas und sein Freund Tarek bei mir im Garten. Sie haben mir dort hin und wieder geholfen, Jonas' Freund arbeitet ja als Landschaftsgärtner. An dem Tag ging es mir schlecht. Mein Schwiegersohn hatte mir gedroht, wenn ich etwas über diese falschen Zahlen sagen würde, würde ich es bitter bereuen. Meine Tochter hat einen Ehevertrag unterschrieben, in dem sie bei einer Scheidung auf alles verzichtet, und Carsten drohte, er werde sie am ausgestreckten Arm verhungern lassen, wenn ich die Sache nicht bis zum Ende durchziehen würde.«
»Er hat Sie also erpresst«, Bodenstein war nicht wirklich erstaunt. Pia hatte mit ihrer Einschätzung, was Bock betraf, recht behalten.
»Ja«, sagte Zacharias, »an dem Abend habe ich jede Menge getrunken, und irgendwann habe ich Jonas und seinem Freund davon erzählt. Ich war so enttäuscht, als ich erkannt habe, dass mich sogar mein eigener Schwiegersohn nur benutzt hat, und dass ich im Falle einer Entdeckung wieder einmal das Bauernopfer sein sollte.«
»Wie hat Ihr Enkelsohn reagiert?«, erkundigte Bodenstein sich.
»Er ist explodiert«, erinnerte Zacharias sich. »Er hasst seinen Vater. Ich hätte wissen müssen, dass er es nicht einfach auf sich beruhen lassen würde. Jonas hat Pauly die nötigenInformationen beschafft. Jetzt ist nicht nur Pauly tot, sondern auch Jonas! Und ich muss damit leben, dass ich zwei Menschen auf dem Gewissen habe!«
»Bis jetzt ist noch gar nicht erwiesen, ob Pauly oder Jonas wegen dieser Sache sterben mussten«, versuchte Bodenstein den Mann zu beruhigen. »Was haben Sie am Dienstagabend bei Pauly gewollt?«
»Ich wollte ihm sagen, dass ich ihn unterstützen würde«, sagte Zacharias müde, »aber ich wollte ihn auch warnen und bitten, alles etwas ruhiger angehen zu lassen. Um meinem Schwiegersohn wirklich einen Strich durch die Rechnung zu machen, hätten wir an die Leute herankommen müssen, die er bestochen hat. Daran war nach Paulys Auftritt nicht mehr zu denken, die sind jetzt alle gewarnt.«
»Haben Sie mit Pauly gesprochen?«, wollte Bodenstein wissen.
»Nein«, Zacharias schüttelte den Kopf, »als ich das Mädchen sah, bekam ich Angst. Offiziell war ich Paulys Gegner. Ich wollte nicht bei oder mit ihm gesehen werden.«
Bodenstein blickte Zacharias unverwandt an. Er glaubte ihm.
»Wir werden Sie gehen lassen«, sagte er. »Nein«, erwiderte der Mann zu Bodensteins Überraschung schnell, »bitte nicht.«
»Wie bitte?«
»Hier bin ich sicher«, Zacharias senkte den Kopf. »Was glauben Sie wohl, warum ich ohne Anwalt mit Ihnen sprechen wollte?«
»Sagen Sie es mir«, sagte Bodenstein, »ich habe mich schon gewundert.«
»Der Anwalt, der mich vertreten soll, ist ein Anwalt, der für meinen Schwiegersohn arbeitet.«
Sander streichelte seiner Tochter übers Haar, sein beunruhigter Blick begegnete dem von Pia.
»Weiß Svenja das schon?«, fragte er leise. Pia nickte stumm. Lukas gab einen
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