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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Straße, schon gar nicht dann, wenn der Königsteiner Kreisel umgebaut ist.«
    »Aha«, Bodenstein betrachtete den Mann, der zusammengesackt auf seinem Stuhl saß. »Was passiert, wenn Sie das eingestehen?«
    »Tja«, Zacharias zuckte die Schultern, »das Hessische Landesamt für Straßen und Verkehrswesen hat ja schon empfohlen, neue Gutachten mit den richtigen Zahlen in Auftrag zu geben. Allerdings von einem neutralen Gutachter, der nachweislich nichts mit mir oder mit Bock zu tun hat. Ich fürchte, es wird kein neues Raumordnungsverfahren mehr geben.«
    »Was bedeutet das für Sie persönlich?«
    »Ich verliere den Beratervertrag«, er machte nicht den Eindruck, als ob ihm das schlaflose Nächte bereiten würde.
    »Was sagt Ihr Schwiegersohn dazu? Welche Konsequenzen hat das alles für ihn und seine Firma?«
    Zacharias blickte auf. Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten.
    »Wenn die Straße nicht gebaut wird, geht ihm ein großer Auftrag durch die Lappen«, sagte er. »Er wird viel Geld verlieren.«
    »Wieso das?«, erkundigte Bodenstein sich. »Das Geld für die Gutachten hat er doch sicher schon bekommen, insofern haben nur die Auftraggeber ihr Geld in den Sand gesetzt.«
    »Ganz so einfach ist es nicht«, bekannte Zacharias. »Da hängt noch viel mehr dran. Aber das führt jetzt zu weit.«
    »Ich weiß nicht, ob es zu weit führt«, Bodenstein beugte sich vor. »Was wusste Ihr Enkelsohn über diese ganze Sache?«
    Plötzlich erschien ein alarmierter Ausdruck in Zacharias' stumpfen Augen, er richtete sich auf.
    »Jonas? Was soll er gewusst haben?«
    »Das würde ich gerne wissen«, sagte Bodenstein. »Es ist sehr wichtig. Wir vermuten nämlich, dass Pauly seine Informationen von Jonas erhalten haben könnte. Pauly war Jonas' Tutor, die beiden haben sich gut verstanden. Zu seinem Vater hingegen hatte Jonas kein gutes Verhältnis.«
    Zacharias starrte nur vor sich hin.
    »Herr Zacharias«, mahnte Bodenstein, »antworten Sie bitte. Ich frage Sie das nicht aus Spaß. Ihr Enkelsohn ist am Montagabend ermordet worden.«
    Augenblicklich wich alle Farbe aus dem Gesicht des ehemaligen Bauamtsleiters der Stadt Kelkheim.
    »Jonas ist tot?«, flüsterte er fassungslos. »Das kann nicht sein.«
    »Doch, leider«, sagte Bodenstein. »Er hatte mit Freunden seinen Geburtstag auf Ihrem Gartengrundstück gefeiert. Am nächsten Tag haben wir dort seine Leiche gefunden.«
    »O mein Gott, Jo«, flüsterte Zacharias, »Jo, was habe ich nur angerichtet!«
    Er begann am ganzen Körper zu zittern, Tränen glänzten in seinen Augen. Nur mit größter Mühe gelang es ihm, seine Fassung aufrechtzuerhalten. Bodenstein kam sich beinahe grausam vor, den Mann so zu quälen, aber er spürte, dass Zacharias nur noch einen kleinen Anstoß brauchte, um ihm etwas Wichtiges zu gestehen.
     
    Die Sanders wohnten in Bad Soden in einem schlichten Einfamilienhaus aus den fünfziger Jahren, das mit seinem altmodischen Charme und der zum Teil von Efeu bewachsenen Fassade nicht mehr so recht zwischen die neu erbauten Paläste passte, die, ähnlich wie im Johanniswald in Königstein, mittlerweile auch dieses Wohngebiet der Besserverdienenden dominierten. Vor der Garage parkte ein alter Passat mit einem Kindersitz auf der Rückbank, daneben stand ein knallgelber Motorroller, bei dem ein Außenspiegel fehlte. Pia betätigte die Klingel. Im Innern des Hauses ertönte ein melodisches Läuten, wenig später öffnete eine junge Frau mit einem Kleinkind im Arm die Tür. Pia stellte sich vor und fragte nach Antonia und Svenja.
    »Sie sind draußen im Garten«, sagte die junge Frau, ganz offensichtlich eine von Antonias älteren Schwestern. »Kommen Sie doch rein.«
    »To-ni!«, das Kind klatschte in die Händchen, »To-ni! Toni!«
    Pia lächelte es pflichtschuldig an und folgte der jungen Frau ins Haus. Sie hatte schon vor einer ganzen Weile festgestellt, dass ihr das Gen für mütterlichen Überschwang beim Anblick von kleinen Kindern und Babys völlig fehlte.
    »Sie waren im Zoo, als die Leiche von diesem Mann gefunden worden ist, nicht wahr? Mein Vater hat von Ihnen erzählt.«
    »Lei-che!«, jauchzte das kleine Kind. »Lei-che! To-ni!«
    Pia war es im Allgemeinen ziemlich gleichgültig, was man von ihr erzählte, aber in diesem speziellen Fall hätte sie nur zu gerne gewusst, was Dr. Sander seinen Töchtern über sie erzählt haben mochte.
    »Ist Ihr Vater auch da?« Sie stellte die Frage beiläufig, als ob es sie nicht sonderlich interessierte, und war

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