Mordsfreunde
Trost.«
»Kann sein«, Antonias Stimme klang auf einmal bitter. »Mir hat sie's ja nicht einmal gesagt, dass sie bei ihm war. Aber Svenja war total verrückt mit dem Pauly. Seitdem sie ihn kannte, hat sie kein Fleisch mehr gegessen und war gegen Autos und Umweltverschmutzung und so. Das hat sie früher nicht die Bohne interessiert.«
»Warum haben Jo und Svenja am Samstag auf der Burg gestritten?«
»Das hat Svenja mir nicht erzählt.«
Antonia war verletzt, weil ihre beste Freundin offensichtlich große Geheimnisse vor ihr hatte.
»Was war Jonas für ein Mensch?«, fragte Pia. »Hast du ihn gemocht?«
Antonia überlegte einen Moment.
»Ja, eigentlich schon«, sagte sie, »obwohl er sich auch total verändert hat. Alles hat sich verändert, seit ... ach, egal.«
»Seit wann?«, fragte Pia nach. Antonia konnte nicht mehr weitersprechen, weil sie weinen musste. Pia wartete geduldig, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte.
»Wie hat Jo darauf reagiert, als Svenja ihm gesagt hat, dass sie schwanger ist?«, fragte sie.
»Ich glaube, er war ziemlich sauer.« Antonia wischte sich die Tränen ab. »Svenja kam am Dienstag mit diesem Ultraschallbild zu mir und war ganz durcheinander. Dann hat sie Jo das Bild geschickt. Er hat ihr eine SMS zurückgeschickt. Als Svenja die gelesen hat, ist sie in Tränen ausgebrochen und weggefahren. Sie wollte ihn suchen und mit ihm reden.«
»Das hätte sie vielleicht zuerst tun sollen«, sagte Pia nüchtern.
»Ja, vielleicht«, Antonia zuckte die Schultern, »sie hatte an dem Abend auch übelst Krach mit ihm. Später hat sie mich ja noch mal angerufen und geheult.«
Das Mädchen verstummte, als die weiße Katze plötzlich den Kopf hob und von ihrem Schoß sprang. Pias Herz machte unvermittelt einen Satz, als Dr. Christoph Sander und Lukas auf den Treppenstufen erschienen, die in den Wintergarten führten. Die Katze strich miauend und um Aufmerksamkeit heischend um Sanders Beine. Antonia sprang auf und flüchtete in die Arme ihres Vaters.
»Papa«, schluchzte sie und klammerte sich an ihm fest.«Jo ist tot!«
»Was?« Lukas wurde blass und blickte fassungslos zu Pia hinüber. »Nein! Das ist doch nicht wahr, oder?«
»Doch, leider«, Pia erhob sich und ging zu den Männern hinüber. »Ich habe ihn gestern gefunden.«
Norbert Zacharias hatte fünf Minuten lang mit sich gerungen, er schien vor Bodensteins Augen im Zeitraffer zu altern.
»Ich habe es viel zu spät durchschaut«, flüsterte er plötzlich. »Ich habe geglaubt, sie wollten mich tatsächlich als Berater, weil ich mich mit den Vorschriften bei Raumordnungs- und Planungsverfahren auskenne. Aber das war nicht so. In Wirklichkeit brauchten sie einen Sündenbock. So wie damals ...«
Er schloss die Augen und kämpfte vergeblich gegen die Tränen.
»Ich bin nicht bestechlich«, stieß er hervor, »vielleicht bin ich einfach zu gutgläubig.«
»Um was ging es damals?«, fragte Bodenstein.
»Um die Bebauungspläne im Kelkheimer Stadtgebiet«, Zacharias' Stimme klang tonlos. »Der Regionale Planungsverband hatte Bauerwartungsland in Ruppertshain, Fischbach und Münster in Bauland umgewandelt. Da fiel Funke und Schwarz auf, dass ihre Grundstücke in Münster knapp außerhalb der ausgewiesenen Bereiche lagen. Sie hatten beide schon Pläne gemacht und wollten ihre Grundstücke an die Baugesellschaft meines Schwiegersohnes verkaufen. Das war für sie eine Katastrophe. Sie beschimpften mich, ich hätte die Pläne falsch gelesen und warum denn wohl in Ruppertshain gebaut werden sollte. Kurzum, sie zwangen mich dazu, beim Verband eine Änderung zu erwirken. Das sorgte natürlich in der Bevölkerung für gewaltige Empörung. Die Ruppertshainer liefen Sturm, als sie erfuhren, dass nur noch ein schmaler Streifen unterhalb des Zauberbergs Bauland werden sollte. Aber die geänderten Bebauungspläne wurdenvom Magistrat abgesegnet, Funke, Schwarz und Conradi verkauften ihre Grundstücke in der Stadtmitte für viel Geld an meinen Schwiegersohn, und der baute dort im großen Stil. Die Opposition erzwang eine Überprüfung, man entdeckte meine Intervention und natürlich die Verbindung zu Bock – und schon war der Skandal da. Funke riet mir, ich solle aus gesundheitlichen Gründen in Rente gehen, bevor es ein Disziplinarverfahren geben konnte. Er versprach mir, mich nicht hängen zu lassen.«
»Stimmt es, dass die Firmen Ihres Schwiegersohnes in der Vergangenheit immer wieder bei öffentlichen Ausschreibungen die niedrigsten
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