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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Noten verteilen müssen, hätte die Tatsache, dass mich – schon wieder! – jemand umzubringen versuchte, die vollen zehn Punkte bekommen. Dass mich niemand bemerkte, hätte neun Punkte bekommen. Mein ungehorsamer Körper folgte mit etwa fünf Punkten abgeschlagen auf Rang drei.
    Trotzdem war ich jahrelang Cheerleader gewesen, von der Junior High angefangen bis zum Ende meiner Collegezeit. Ich hatte meinem Körper schon unzählige Male befohlen, schmerzhafte Dinge zu tun, meist hatte er mir gehorcht. Es war einfach Unfug, dass er mir jetzt, wo es um viel mehr ging, als um einen perfekt gesprungenen Salto, den Gehorsam verweigerte. Hier stand unter Umständen mein Leben auf dem Spiel! Nicht nur das, ich hatte auch das Gefühl, dass etwas über mein Gesicht krabbelte. Damit stand fest, ich musste aufstehen. Ich musste Hilfe rufen.
    Vielleicht hatte ich mir zu viel vorgenommen. In einer einzigen Bewegung aufzusitzen, ohne dass mir die Panik zusätzlichen Schwung verlieh, überstieg eindeutig meine Kräfte. Vielleicht sollte ich lieber noch einmal versuchen, den Arm zu bewegen.
    Das klappte gar nicht so schlecht. Mein rechter Arm schmerzte, aber er tat genau das, was ihm mein Hirn befahl, und hob folglich mühsam (das hatte ihm das Hirn nicht befohlen, das machte er selbst) die Hand, damit ich das, was über mein Gesicht krabbelte, wegwischen konnte.
    Ich erwartete, ein Insekt zu erwischen. Ich machte mich darauf gefasst, ein Insekt zu spüren. Stattdessen spürte ich etwas Nasses, Klebriges.
    Okay, ich blutete also. Das überraschte mich irgendwie, obwohl es das nicht hätte tun sollen. Genauer gesagt überraschte mich nicht die Tatsache, dass ich blutete, sondern dass ich am Kopf oder im Gesicht oder an beiden Stellen blutete. Ich wusste, dass ich mir den Kopf angeschlagen hatte, weshalb die Übelkeit und die Kopfschmerzen auf eine Gehirnerschütterung schließen ließen, aber anscheinend wurde meine Lage immer schlimmerer und schlimmerer, wie jemand mal gesagt hat. Müsste ich genäht werden, falls ich mein Gesicht zerschnitten hatte? So wie die Dinge im Moment liefen, würde ich wie Frankensteins Braut aussehen, bis Wyatt und ich endlich heirateten.
    Diese Erkenntnis schoss auf meinem Nervometer auf gut sieben Punkte hoch. Vielleicht sogar auf die Acht. Meine persönlichen Pläne mit Wyatt konnte ich mir abschminken, wenn mein Gesicht vernarbt und mit abblätterndem Schürfwundenschorf überzogen war, denn wie sollte er bei so einem Anblick vor Lust vergehen?
    Immerhin war er diesmal nicht dabei. Bei den beiden vorigen Mordanschlägen auf mich war er dabei gewesen, und das hatte ihm auf jede nur denkbare Weise höllisch zu schaffen gemacht. Als Bulle war er stinkwütend gewesen. Als Mann war er außer sich vor Zorn. Als der Mann, der mich liebte, hatte er schreckliche Angst um mich gehabt. Natürlich hatte er all das gezeigt, indem er sich noch arroganter und aufgeblasener gebärdet hatte als üblich, und angesichts seines Grundzustandes in diesen beiden Eigenschaften kann sich jede Frau ausmalen, wie unerträglich er dadurch wurde. Nur gut, dass ich ihn damals schon liebte, andernfalls hätte ich ihn umgebracht.
    Dass ich an Wyatt dachte, würde mir keine schnelle Hilfe bringen. Eigentlich bin ich sehr gut darin, unangenehme Aufgaben aufzuschieben, aber das hier duldete keinen Aufschub mehr. Ich musste mich dazu zwingen, mich zu bewegen, auch wenn es noch so wehtat.
    Ich lag auf meiner linken Seite und hatte den linken Arm unter mir eingeklemmt. Also stemmte ich die rechte Hand auf Schulterhöhe auf den Boden und hievte mich unter Schmerzen hoch, bis es mir gelang, mich auf den linken Ellbogen zu stützen. Dann legte ich eine Pause ein, in der ich gegen die Übelkeit und das grässliche Pochen in meinem Kopf ankämpfte, und wartete ab, bis das Schlimmste überstanden war, bevor ich mich aufrecht hinsetzte.
    Okay. Gebrochen war nichts. Ich hatte genug Erfahrung mit Knochenbrüchen, um das feststellen zu können. Schürfwunden, Blutergüsse, Gelenkschmerzen und eine Gehirnerschütterung, aber keine Knochenbrüche. Hätte ich Todesangst empfunden, hätte ich wahrscheinlich aufspringen und davonrennen können, aber offenbar war die dumme Kuh, die mich um ein Haar überfahren hätte, mit ihrem Straßenkoller dorthin abgerauscht, wo ein Straßenkoller hingehört, nämlich auf die Straße. Nachdem ich nicht mehr in unmittelbarer Gefahr schwebte, blieb ich sitzen und wischte mit dem Saum meiner Bluse das Blut aus meinen

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