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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ohne Sirene, wofür ich wirklich dankbar war, weil mein Schädel auch so genug dröhnte.
    All das kam mir vertraut vor. Und in diesem Fall nervte die Vertrautheit total.

4
    Wyatt war das Letzte, was ich sah, bevor die Hecktüren des Notarztwagens geschlossen wurden, und das Erste, was ich sah, als sie wieder geöffnet wurden.
    Er sah so grimmig, eisig und zornig aus, dass ich wieder nach seiner Hand fasste, als ich aus dem Wagen geladen wurde. »Mir ist wirklich nicht viel passiert«, sagte ich. Was, bis auf die Gehirnerschütterung, stimmte. Ich war verbeult, aber okay. Ich wollte betont tapfer klingen, was ihn überzeugt hätte, dass ich wohlauf war, und setzte die dazu passende Mitleid schindende Miene auf, aber mein Kopf schmerzte zu sehr, als dass ich die Kraft dafür aufgebracht hätte, weshalb ich im Endeffekt aufrichtig klang, und das nahm er mir natürlich nicht ab.
    Im Moment war ich schlicht überfordert mit diesem Mann/Frau-wer-ist-obenauf-Ding. Man hätte meinen sollen, dass er erleichtert reagiert hätte, aber nein, ich sah ihm an seinem vorgeschobenen Kinn an, dass er sich höllische Sorgen machte. Männer sind so pervers.
    Ich nahm meine ganze Kraft zusammen. »Das ist alles deine Schuld«, sagte ich so entrüstet, wie es mir noch möglich war.
    Er ging, meine Hand haltend, neben der Bahre her, und sah mich aus schmalen Augen an. »Meine Schuld?«
    »Nur wegen deiner dämlichen Deadline war ich heute Abend einkaufen. Wenn du auf mich gehört hättest, hätte ich tagsüber einkaufen können, wie es zivilisierte Menschen tun, aber nein, du musstest mir ein Ultimatum stellen, und nur deswegen war ich heute Abend zur gleichen Zeit wie diese durchgeknallte, straßencholerische, Buick fahrende Kuh auf dem Parkplatz.«
    Seine Augen wurden noch schmaler. Zu meiner Erleichterung entspannte sich der grimmige Blick ein wenig. Er kam zu dem Schluss, dass es mir nicht allzu schlecht gehen konnte, wenn ich noch so Dampf abließ. »Wenn du es geschafft hättest, etwas so Simples wie eine Hochzeit zu planen«, erklärte er mit einer unverschämten Ignoranz gegenüber den Millionen Details, aus denen sich eine Hochzeit zusammensetzt, »dann hätte ich gar nicht erst einschreiten müssen.«
    »Simpel?«, stotterte ich. »Simpel? Du glaubst, eine Hochzeit ist simpel? Ein Raketenstart ist simpel. Quantenphysik ist simpel. Eine Hochzeit zu planen ist wie einen Krieg zu planen –«
    »Ein passender Vergleich«, murmelte er halblaut, aber ich verstand ihn trotzdem.
    Ich riss meine Hand aus seiner. Manchmal wollte ich ihn nur noch ohrfeigen.
    Dwight, der die Bahre schob, begann zu lachen. Dwayne war viel netter als Dwight. Ich sagte: »Ich will nicht, dass Sie meine Bahre schieben. Dwayne soll sie schieben. Wo ist Dwayne?«
    »Der kümmert sich um den Papierkram und bringt Ihre Einkäufe«, antwortete Dwight fröhlich und schob meine Bahre ungerührt weiter.
    Der Abend verlief ganz und gar nicht nach Plan, aber die Nachricht, dass Dwayne meine Einkäufe hereinbrachte, munterte mich immerhin halbwegs auf. Dass ich bis dahin keinen Gedanken an meine Einkäufe und ganz besonders meine neuen Schuhe verschwendet hatte, lässt erkennen, wie mir der Schädel dröhnte. »Hat er auch meine Schuhe?«
    »Die hast du an«, antwortete Wyatt, wobei er Dwight fragend über meinen Kopf hinweg ansah, als wollte er sich erkundigen, ob ich eventuell einen Hirnschaden davongetragen hatte.
    »Keine Angst, ich drehe nicht am Rad, ich meine die neuen Schuhe. Die, die ich heute Abend gekauft habe.« Während ich das erklärte, rollte mich Dwight in ein Untersuchungszimmer. Dwayne folgte keine dreißig Sekunden später, vollbepackt mit Clipboards, Papieren, meiner Handtasche und mehreren Plastiktüten. Ich erspähte die Tüte aus dem Laden, in dem ich meine Schuhe gekauft hatte, und seufzte erleichtert. Sie waren nicht verloren gegangen. Dann übernahm ein effizientes Geschwader von Krankenschwestern das Kommando; Wyatt wurde hinausgeschickt, und Dwayne und Dwight erstatteten Bericht über meinen Zustand, wobei ihre Diagnose in etwa dem entsprach, was ich mir bereits zusammengereimt hatte. Dann verschwanden auch sie, der Vorhang wurde zugezogen, und man schnitt mir die Kleider vom Leib. Ich finde es schlimm, wie die Leute in der Notaufnahme mit unserer Kleidung umgehen, auch wenn ich einsehe, dass es notwendig ist. Selbst jemand, der bei Bewusstsein ist, könnte seinen eigenen Gesundheitszustand falsch einschätzen, darum muss alles schnell und

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