Mordsgefluester
ich noch an das Auto gedacht, aber als morgens alle wieder wach waren, hatte ich vergessen, das Problem noch einmal anzusprechen.
Gerade als wir ins Haus traten, rief Wyatt auf meinem Handy an, und ich blieb stehen, um es aus meiner Tasche zu angeln. »Ich bin zu Hause«, erklärte ich ihm.
»Gut. Ich bin früher weggekommen als erwartet. Im Moment bin ich auf dem Weg zu mir, um meine Sachen zu holen, also müsste ich in spätestens einer Stunde bei dir sein. Ich kann etwas zum Essen mitbringen, hast du auf etwas besonderen Appetit? Und frag Siana, ob sie mitessen möchte.«
Ich gab die Einladung weiter, Siana nahm an, und dann mussten wir nur noch beschließen, was wir essen wollten. Weil sich eine so wichtige Entscheidung nicht übers Knie brechen lässt, bat ich Wyatt, noch einmal anzurufen, sobald er von zu Hause wegfuhr. Dann setzte ich mich hin und verhielt mich absolut ruhig, bis das Schädeldröhnen nachließ. Ibuprofen, ich komme.
Meine Wohnung war ausgekühlt, da die Klimaanlage noch eingeschaltet war. Siana drehte den Thermostat auf »Heizen«, allerdings auf die niedrigste Stufe, damit die Kälte vertrieben wurde, und machte sich anschließend daran, uns eine heiße Schokolade zu kochen, während wir berieten, was wir essen wollten. Anschließend spülte ich mit meiner Schokolade zwei Ibuprofen-Tabletten hinunter. War das nicht eine geniale Kombination?
Wir einigten uns auf ein schlichtes und tröstliches Abendmahl – Pizza. Da ich Wyatts Vorlieben in Sachen Pizza kannte, rief Siana direkt in der Pizzeria an und gab die Bestellung durch. Ein paar Minuten später läutete das Telefon, das sie an mich weiterreichte. Ich rechnete mit einem Anruf von Wyatt, aber auf dem Display stand »Denver, CO«. Ich habe meine Nummer für alle Telemarketing-Firmen sperren lassen und hatte daher keine Ahnung, wer mich aus Denver anrufen sollte.
»Hallo?«
Schweigen beantwortete meinen höflichen Gruß. Ich probierte es erneut, diesmal ein bisschen lauter. »Hallo?« Ich hörte ein Klicken, dann das Tuten; verärgert drückte ich die AUS-Taste und legte den schnurlosen Apparat auf den Tisch. »Aufgelegt«, erklärte ich Siana, die daraufhin mit den Achseln zuckte.
Wyatt rief fünf Minuten danach an, und ich gab ihm die Pizza-Informationen weiter. Zwanzig Minuten später trudelte er ein, mit seiner Reisetasche sowie einer großen und einer kleinen Pizzaschachtel beladen, und wir stürzten uns wie halb verhungerte Wölfe auf die Pizza. Okay, das ist übertrieben, aber ich war hungrig und er auch.
Er hatte sich umgezogen und Jeans und ein langärmliges, dunkelgrünes Henley-Hemd an, über dem seine Augen vergleichsweise hell wirkten. »Ich habe dich noch nie in Wintersachen gesehen«, sagte ich. »Bis jetzt warst du eine reine Sommerromanze.« Die Erkenntnis, dass ich den Winter mit ihm erleben würde, war eigenartig faszinierend.
Er zwinkerte mir zu. »Dich erwarten zahllose Kälte-Kuscheleinheiten.«
»Gebt mir rechtzeitig Bescheid«, sagte Siana und zupfte eine schwarze Olive aus dem kaugummiartigen Käse, um sie in ihrem Mund verschwinden zu lassen, »damit ich abhauen kann.«
»In Ordnung«, sagte Wyatt und ergänzte dann mit einem leichten Anflug von Sarkasmus: »Ich möchte nicht, dass es zu unbeabsichtigten SPS-Sichtungen kommt.«
Siana verschluckte sich an ihrer Olive, und ich prustete los, woraufhin mein Kopf grauenvoll zu pochen begann, weil ich ihn zu abrupt bewegt hatte. Ich hörte auf zu lachen und fasste mir an den Kopf, woraufhin Siana gleichzeitig zu lachen und zu husten begann – sie ist ein bisschen pervers –, während Wyatt uns beide mit einem selbstzufriedenen Funkeln in den Augen beobachtete.
Das Telefon läutete schon wieder, er ging dran, da wir beide beschäftigt waren, Siana mit Husten und ich mit Kopfhalten. Er warf einen Blick aufs Display und fragte: »Wen kennst du in Denver?«, bevor er die Sprechtaste drückte. »Hallo?« Er machte das Gleiche wie ich zuvor, indem er wiederholt und diesmal lauter »Hallo?« fragte, und legte dann auf.
»Das ist schon das zweite Mal, seit wir nach Hause gekommen sind.« Ich ließ meinen Kopf los und griff nach meinem Pizzastück. »Ich kenne niemanden in Denver. Aber beim ersten Mal wurde auch aufgelegt.«
Er sah nochmals aufs Display. »Wahrscheinlich ist es jemand mit einer billigen Callingcard; deren Anrufe werden oft über Denver geleitet.«
»Wer es auch ist, schmeißt sein Geld zum Fenster raus.«
Noch bevor wir die Pizza aufgegessen
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