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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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dieses Kommunikationsdefizit mit einer Handbewegung ab, weil mir klar war, dass er nicht die Absicht hatte, etwas daran zu ändern. »Was hast du herausgefunden?«
    »Nicht viel«, gab er zu. Seine Augen glitzerten ärgerlich. »Zum einen hat das Einkaufszentrum ein uraltes System, das mit Videobändern statt digital arbeitet. Das Band ist kaum mehr zu gebrauchen; ich konnte kein Kennzeichen ausmachen, sondern nur sehen, dass der Wagen tatsächlich ein Buick war. Unsere Techniker meinen, das Band hätte schon vor Monaten ausgewechselt werden müssen, weil es im wahrsten Sinn des Wortes Löcher hat. Sie konnten nichts Vernünftiges darauf erkennen.«
    »Das Einkaufszentrum wechselt die Bänder nicht regelmäßig aus?«, fragte ich entrüstet. Das Einkaufszentrum schlampte? Ich fühlte mich hintergangen.
    »Das unterlassen viele Geschäfte, wenigstens solange nichts passiert. Danach bekommt der Zuständige ordentlich Feuer unter dem Hintern, und anschließend werden die Bänder eine Zeitlang so gewartet, wie es sein sollte. Du würdest nicht glauben, mit welchem Dreck wir manchmal arbeiten müssen.« Er klang zynisch. Wyatt hielt nicht viel von Menschen, die bei der Arbeit schlampten.
    Er fasste unter die Decke, griff nach meinem Schenkel, und ich spürte seine feste, leicht raue und ach so warme Hand. »Sie hat dich nur um ein paar Zentimeter verfehlt«, sagte er mit rauer Stimme. »Ich hätte fast einen Herzanfall bekommen, als ich sah, wie knapp das war. Wenn du nicht so schnell reagiert hättest, hätte sie dich umgebracht.«

7
    Meine Mom erschien wenig später mit frischen Anziehsachen, die sie in den winzigen Wandschrank hängte, bevor sie den Hausschlüssel in meine Handtasche zurückgleiten ließ. »Ich kann nicht lange bleiben.« Sie wirkte verärgert, gehetzt und unglaublich schön, weil Mom eben so ist, sie kann gar nicht anders aussehen. »Wie geht es dir, mein Schatz?«
    »Besser«, sagte ich, das war die Wahrheit. Schließlich konnte ich diese grauenhaft glibbrigen Eier essen, oder etwa nicht? Das »Besser« wurde durch ein »Geringfügig« eingeschränkt, aber ich musste mich mit dem begnügen, was ich bekommen konnte. »Danke, dass du meine Sachen hergebracht hast. Jetzt kümmere dich um deine Arbeit und mach dir keine Sorgen um mich.«
    Sie schenkte mir einen ironischen »Aber-sicher« -Blick. »War schon ein Arzt da?«
    »Nein.«
    Ihr Ärger nahm deutlich zu. »Wo ist Siana?«
    »Sie ist in die Cafeteria gegangen, als ich gekommen bin«, erklärte Wyatt und sah auf die Uhr. »Das war vor etwa zwanzig Minuten.«
    »Ich kann nicht bleiben, bis sie wieder heraufkommt, ich müsste schon seit fünf Minuten weg sein.« Sie beugte sich über mein Bett, gab mir einen Kuss auf die Stirn, hauchte Wyatt im Vorbeigehen einen Abschiedsschmatz auf die Wange und war im nächsten Moment aus der Tür, nicht ohne mir ein »Ruf mich auf dem Handy an, wenn du mich brauchst« zuzuwerfen, bevor sie aus meinem Blickfeld verschwand.
    »Du hast ihr nichts von den Überwachungsbändern erzählt«, bemerkte Wyatt. Er arbeitete immer noch daran, unsere Familiendynamik zu entschlüsseln. Während er dem Glauben anhing, dass die kalte, harte Wirklichkeit die stabilste Grundlage für unser Handeln darstellt, teilten Mom und ich die Neigung, die Wirklichkeit nur tangential zu streifen und alles Schlechte zu verdrängen, bis wir es verarbeitet hatten und bereit waren, es anzugehen. Ich hatte die ganze Nacht das Geschehen verarbeitet, außerdem war ich dabei gewesen und wusste daher ganz genau, in welcher Gefahr ich geschwebt hatte, darum war ich schon einige Tangenten abgegangen und inzwischen durchaus bereit, mich der kalten, harten Wirklichkeit zu stellen.
    »Sie weiß, dass mich jemand überfahren wollte. Es bringt nichts, wenn ich ihr erzähle, wie knapp ich dieser blöden Kuh entwischt bin. Mom ist sowieso gestresst, und das würde ihr nur noch mehr Sorgen machen.« Der Vorfall war vorüber … bis auf den Genesungsteil. Nachdem es keine Möglichkeit gab, die Irre aufzuspüren, war es für alle Beteiligten wahrscheinlich das Beste, den Zwischenfall zu vergessen und weiterzumachen. Ich hatte das schon getan; mir blieb nichts anderes übrig. Immerhin musste ich einkaufen gehen! Dieser Quatsch hatte mich schon einen ganzen Tag gekostet und würde mich wahrscheinlich noch mehr kosten, dabei hatte ich wahrlich keine Zeit zu vergeuden.
    Wyatt sah nochmals auf die Uhr. Seine Tage waren unglaublich hektisch, und ich wusste, dass es

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