Mordsgefluester
waren.
Diese Provinzpolizisten schenkten mir so wenig Beachtung, dass diese Irre kein Problem gehabt hätte, sich von der anderen Seite an das Auto heranzuschleichen und mich abzuknallen. Sobald mir der Gedanke in den Kopf geschossen war, setzte ich mich auf und sah mich panisch um, aber weit und breit war keine Irre zu sehen. Also jedenfalls nicht die Irre, die ich suchte.
Mir fiel ein, dass ich ein Päckchen Atemfrische-Kaugummis in meine Ledertasche gesteckt hatte. Also tastete ich darin herum, bis ich die Packung gefunden hatte, drückte einen Kaugummi aus der Folie und begann ihn zu kauen. Während des Kauens riss ich die nächste Seite aus meinem Terminkalender und schrieb: Vergiss Jazz und Sally, die Hochzeit ist abgesagt!!! Nachdem der Kaugummi gründlich durchweicht war, nahm ich ihn aus dem Mund, zupfte ihn in zwei Hälften und klebte mit der einen Hälfte die Irren-Notiz ans Fenster und mit der anderen Hälfte direkt darunter die Jazz-und-Sally-Notiz.
Dann stanzte ich den nächsten Kaugummi aus der Folie und riss ein weiteres Blatt aus meinem Terminkalender.
Weil die Heckscheibe schräg abfiel, brauchte ich beide Hälften des Kaugummis, um diese Notiz an Ort und Stelle zu halten. Diesmal stand Männer sind Arschlöcher darauf.
Das Päckchen enthielt insgesamt zehn Kaugummis. Ich brauchte alle auf.
Als endlich jemand zu mir hersah, hatte ich die Heckscheibe und beide Seitenfenster mit Nachrichten zugepflastert.
Durch eine der freien Stellen – es gab nicht mehr viele – sah ich, wie ein uniformierter Polizist herschaute, die Augen zu einem »Was zum Teufel« -Blick aufriss, dann seinen Kollegen anstupste und auf den Streifenwagen deutete. Ein paar ihrer Kollegen bemerkten die Geste und sahen ebenfalls her. Das bemerkte sogar DeMarius, obwohl er mein Klopfen und Schreien ignoriert hatte – als ich noch klopfen und schreien konnte, natürlich –, und wandte sich zu mir um. Grinsend schüttelte er den Kopf und zog die Taschenlampe aus dem Gürtel, während er auf den Streifenwagen zukam.
Ich drehte ihm den Rücken zu und verschränkte die Arme. Auf gar keinen Fall würde ich darum betteln, jetzt, wo es zu spät war, aus dem Auto gelassen zu werden.
Er schwenkte mit dem Strahl der Stablampe über meine Nachrichten, wenigstens über die beiden auf dem Seitenfenster. Eine Sekunde später hörte ich ihn brüllen. Er zog die Tür auf, riss die Stalker-Notiz vom Fenster und knallte die Tür wieder zu. Selbst wenn ich in der Lage gewesen wäre zu protestieren, hätte er mich nicht gehört, weil er schon zu Wyatt hinüberrannte.
Der nackte Fleck auf dem Fenster war ästhetisch unbefriedigend. Ich hatte noch nicht alles gesagt, was ich zu sagen hatte, darum schrieb ich eine weitere Nachricht und heftete sie wieder an. Dazu musste ich denselben Kaugummi nehmen, mit dem ich die Stalker-Nachricht angeklebt hatte, aber der war noch weich genug. Was nur gut war, denn auf gar keinen Fall hätte ich ihn nochmals in den Mund gesteckt, um ihn durchzukauen.
Ich sah nicht zu Wyatt hin, es interessierte mich nicht, wie er reagierte. Das war mir egal, denn alles, was er noch unternehmen konnte, kam zu spät. Sie war längst weg, und ich war so was von ultra-angenervt, dass es nicht mehr in Worte zu fassen war.
Ich sah Wyatt mit grimmigem Gesicht auf den Streifenwagen zukommen. Automatisch rutschte ich in die Mitte der Bank, klammerte mich an meiner Decke fest und starrte eisern nach vorn.
Er kam an die linke Tür. Als er sie aufzog, rutschte ich nach rechts. Er beugte sich ins Wageninnere und bellte: »Bist du sicher? Kannst du sie beschreiben? Wo war sie?«
Es gab so vieles, was ich ihm an den Kopf werfen wollte, angefangen mit »Spar dir die Mühe, sie ist längst weg, nur weil du so ein Arschloch bist«, aber ich bekam sowieso keinen Ton über die Lippen, weshalb ich es gar nicht erst versuchte. Stattdessen schnappte ich mir wieder meinen Terminkalender, kritzelte wutentbrannt »blond, mit Kapuze, WAR hier«, riss die Seite heraus und streckte sie ihm hin. Sie jetzt noch suchen zu wollen war vergebliche Liebesmühe, sie würde bestimmt nicht mehr hier herumlungern, aber er könnte mir nicht vorwerfen, ich würde nicht kooperieren. Sie war entkommen, es war allein seine Schuld, und ich hatte fest vor, es dabei zu belassen.
Manchmal bleibt uns nichts anderes übrig, als uns mit einem moralischen Sieg zu begnügen.
Wyatt überflog hastig den Zettel, reichte ihn an DeMarius weiter und begann Befehle auszuspucken,
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