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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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niedergebrannt hatte, aber sie war verschwunden. Natürlich war sie das; sie wollte sich an ihrem Werk ergötzen und mir ihre Schadenfreude demonstrieren, aber sie würde bestimmt nicht länger als nötig hier ausharren.
    Zornes- und Schmerzenstränen begannen mir übers Gesicht zu laufen. Wütend wischte ich sie ab. Diese Kuh würde mich auf gar keinen Fall zum Heulen bringen. Nichts davon würde mich zum Heulen bringen.
    Ich wühlte mein Handy aus der Tasche und rief Wyatt an.
    Halb rechnete ich damit, dass er nicht ans Telefon gehen würde, was mich so wütend gemacht hätte, dass mein Ärger womöglich bis zur Rente nicht mehr verraucht wäre. Also kniete ich mich wieder auf die Polster und hielt nach ihm Ausschau, während ich dem Tuten lauschte. Gleich darauf sah ich ihn, er war größer als die meisten anderen Männer und hatte den Kopf leicht zur Seite geneigt, während er dem Feuerwehrhauptmann zuhörte, der ihm über den Lärm hinweg etwas ins Ohr brüllte, und dann sah ich ihn nach seinem Handy greifen. Offenbar hatte er das Handy auf Vibrieren gestellt, was angesichts des Lärmpegels ziemlich geschickt war. Er sagte etwas zu dem Feuerwehrhauptmann, sah nach, wer angerufen hatte, klappte das Handy auf und drückte es an sein Ohr, während er sich einen Finger ins andere Ohr steckte.
    »Gedulde dich noch ein, zwei Minuten!«, brüllte er in den Apparat.
    Ich klappte den Mund auf, um ihm die Leviten zu lesen, um ihn anzuschreien, dass er sie davonkommen ließ – aber kein Laut kam über meine Lippen. Nicht mal ein Quieken.
    Ich versuchte es noch mal. Nichts. Ich hatte meine Stimme verloren. Hektisch schabte ich mit dem Fingernagel über das Mikrophon, in der Hoffnung, dass er wenigstens zu mir hersehen würde. Verflucht noch mal, er würde das kleine Kratzen garantiert nicht hören. Frustriert und inspiriert zugleich begann ich mit dem Handy gegen das Fenster zu schlagen.
    Notiz an mich selbst: Handys sind nicht so stabil wie ein Autofenster.
    Das verdammte Ding flog mir in der Hand auseinander, der Akkudeckel löste sich, die Abdeckung auf der Vorderseite verabschiedete sich in Richtung Fußmatte – wo sie meinetwegen verrotten konnte, denn ich würde auf gar keinen Fall in diesem Wagen im Fußraum herumkrabbeln, um danach zu suchen. Ein weiteres elektronisches Dingsbums zischte mir um die Ohren. Kurz gesagt, es war ein vergebliches Unterfangen.
    Aaargh! Ich konnte sehen, wie Wyatt das Handy zuklappte und wieder an seinen Gürtel steckte. Nicht ein einziges Mal sah er in meine Richtung, dieser Riesenarsch!
    Was hatte ich noch in meiner Tasche? Das Messer natürlich, aber es würde mich nur Zeit kosten und mir eine Menge Ärger einbringen, wenn ich damit die Polster bearbeitete, weil ich ziemlich sicher bin, dass die Stadt wenig begeistert ist, wenn ihre Streifenwagen tatsächlich in Streifen geschnitten werden. Das Messer nutzte mir nichts. Außerdem lagen in der Tasche noch mein Portemonnaie, mein Scheckheft, ein Lippenstift, Taschentücher, Stifte, mein Terminkalender – na also! Allmählich nahm die Sache Gestalt an. Ich riss eine Seite aus meinem Terminkalender, nahm einen Stift und schrieb in dem flackernden, satanischen Flammenschein: Sag Wyatt, die Irre ist hier, ich habe sie gesehen! .
    Diese Nachricht presste ich ans Fenster, dann begann ich wieder gegen die Scheibe zu trommeln. Ich klopfte und klopfte und klopfte, doch DeMarius, dieser störrische Esel, weigerte sich, mir das Gesicht zuzuwenden und herzusehen.
    Meine Hand begann wehzutun. Wenn ich nicht Angst gehabt hätte, mir die nächste Gehirnerschütterung einzufangen, hätte ich den Kopf gegen das Fenster geschlagen; er fühlte sich sowieso schon an, als hätte ich ihn gegen eine Mauer gedonnert. Wenn ich Schuhe angehabt hätte, hätte ich angefangen, gegen das Fenster zu treten. Es gab eine Menge Wenns, und keines davon half mir weiter.
    Ich legte den Zettel beiseite und begann an dem Metallgitter zu ziehen, das die Rückbank von den Vordersitzen trennte und die Polizisten schützte. Das Gitter war nicht zum Verbiegen gedacht; andernfalls hätten, da bin ich sicher, schon kräftigere Menschen als ich daran herumgebogen. So viel zu diesem Bemühen.
    Ich konnte nichts weiter unternehmen. Wieder presste ich den Zettel an die Scheibe, drückte meinen Kopf dagegen, damit er nicht verrutschte, schloss die Augen und wartete ab. Irgendwann würde mich jemand aus dem Wagen lassen, und dann würden sie alle erfahren, was für dumme Idioten sie

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