Mordsgefluester
imaginären Block.
»Du kannst nicht sprechen?«
Ich schüttelte den Kopf. Endlich hatte er kapiert.
»Überhaupt nicht?«
Ich schüttelte wieder den Kopf.
»Wunderbar!«, sagte er genüsslich, ließ den Motor an und legte den Gang ein.
Als wir endlich bei seinem Haus ankamen, war ich so stinkwütend, dass ich kaum noch still sitzen konnte. Sobald er den Wagen angehalten hatte, löste ich den Gurt und stürmte los, wodurch ich es vor ihm ins Haus schaffte. Ich rannte direkt in diesen traurigen Witz von einem Arbeitszimmer und riss einen Notizblock samt Stift an mich. Er folgte mir auf dem Fuß und hatte schon die Hand ausgestreckt, um mir mein Schreibzeug zu entreißen, als er sah, dass ich keine Beleidigungen, sondern Anweisungen schrieb.
Ruf Mom an! ,lautete meine erste Anordnung. Ich unterstrich sie dreimal und setzte vier Ausrufezeichen dahinter.
Er beobachtete mich aus leicht zusammengekniffenen Augen, erkannte aber die Klugheit meines Wunsches. Nach einem knappen Nicken griff er zum Telefon.
Während er mit ihr redete und ihr die schlechte Nachricht überbrachte, dass jemand mein Haus niedergebrannt hatte, gefolgt von der guten Nachricht, dass mir nichts passiert war, notierte ich die nächsten Punkte.
Vor allem und am dringendsten brauchte ich Kleidung, wenigstens etwas, das ich heute tragen konnte und womit ich einkaufen gehen konnte. Ich führte einen BH, Höschen, Jeans, Schuhe und eine Bluse auf meiner Liste auf, dazu brauchte ich einen Fön und eine Haarbürste. Ich gab die Liste an Wyatt weiter, der sie meiner Mom vorlas. Alles Weitere würde sie übernehmen, das war klar.
Als Nächstes stand ein Anruf im Great Bods auf meiner Liste. Vielleicht würde ich heute später kommen.
Wyatt schnaubte und meinte: »Glaubst du?« Aber er rief gehorsam an.
Danach folgte die Versicherungsgesellschaft, wo aber noch niemand zu erreichen war. Weil ich fair sein wollte, hatte ich auch Wyatts Versicherungsgesellschaft aufgeführt. Auch er musste einen Schaden melden. Dann machte ich eine Liste mit Dingen, die ich kaufen musste. Ich war gerade auf der zweiten Seite angekommen, als Wyatt mir das Notizbuch aus der Hand nahm und mich aus meinem Stuhl zog.
»Deine Einkaufstour kannst du auch später organisieren«, erklärte er und drängte mich dabei zur Treppe. »Du solltest dich mal sehen. Wir müssen beide duschen.«
Da konnte ich ihm nicht widersprechen. Allerdings wollte ich keinesfalls mit ihm duschen. Ich riss mich aus seinem Griff, wobei ich fast gestolpert wäre, und streckte ihm die offene Hand entgegen wie ein Verkehrspolizist. Mit vorgeschobenem Kinn deutete ich erst auf ihn, dann auf mich, und schüttelte anschließend deutlich den Kopf.
»Du willst nicht mit mir duschen?«, fragte er unschuldig. Verflucht noch mal, er wusste genau, wie wütend ich war, und nutzte meine Stimmbandentzündung weidlich aus.
Na schön, sollte er doch sehen, wie weit er mit dieser Tour kam. Ich deutete wieder auf uns beide und formte dann einen Kreis aus Zeigefinger und Daumen der linken Hand, den ich mit dem Zeigefinger der rechten Hand mehrmals schnell durchstieß, wobei ich noch heftiger den Kopf schüttelte als zuvor.
Er grinste. »Du hast keine Ahnung, wie du aussiehst, sonst würdest du nicht glauben, dass ich jetzt an Sex denke. Wir sollten uns erst sauber machen, dann fahren wir in die Zentrale, wo du ein paar Fragen beantworten und eine Aussage machen kannst.« Dann verbesserte er sich: »Eine Aussage aufschreiben kannst.«
Ich hatte so eine Ahnung, wie ich aussehen musste, weil ich ihn nur anzusehen brauchte. Das war aber kein Grund, ihm keine unlauteren Absichten zu unterstellen. Dies war Wyatt, Mr Immergeil. Ich wusste, wie er vorging. Wir hatten mehr als einmal Sex unter der Dusche gehabt.
Im Obergeschoss gab es drei Bäder, aber getreu dem Wyattschen Einrichtungsstil war nur das Bad neben dem großen Schlafzimmer mit Handtüchern ausgestattet. Ich trat vor ihm ein, nahm zwei Handtücher und einen Waschlappen aus dem Wäscheschrank im Bad, dazu das Shampoo und die Spülung aus der Dusche, eines seiner Hemden und einen Morgenmantel aus seinem Kleiderschrank und ging wieder aus dem Zimmer.
»Hey! Wo willst du hin?«
Ich deutete in Richtung des zweiten Badezimmers und ließ ihn alleine duschen. Er sollte in Ruhe über die Unermesslichkeit seiner Sünden nachsinnen können.
Allerdings hatte er recht, was meinen Anblick betraf. Sobald ich sicher hinter der verriegelten Badezimmertür stand, wagte
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