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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Sie sind von der Kriminalpolizei.« Sie straffte sich. Ihre Stimme gewann an Festigkeit. »Hören Sie, ich mag hundemüde sein, aber wenn morgens um sechs die Kripo bei mir schellt und mir erzählt, Inka sei tot, dann wird sie ja wohl kaum an Altersschwäche gestorben sein. Soviel hab ich schon begriffen!«
    »Warum so schroff?«
    »Weil Sie mir was unterstellen.«
    »So? Was denn?«
    »Dass … ach, vergessen Sie’s.« Sie zog den Kimono enger um die Schultern.
    »Ich unterstelle Ihnen gar nichts«, sagte Cüpper, »ich habe einfach nur ein paar Fragen.«
    »Gut. Fragen Sie.«
    »Wann haben Sie Inka von Barneck das letzte Mal gesehen?«
    Sie seufzte. »Gestern.«
    »Ach was! Ich denke, Sie hatten sich nichts mehr zu sagen?«
    »Doch, leider schon.«
    »Mhm. Warum haben Sie sich eigentlich zerstritten?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ich weiß nicht, ob es eine Rolle spielt. Vielleicht ja, vielleicht auch nicht. Aber Sie sollten es mir erzählen.«
    Sie zog an ihrer Zigarette und ließ den Rauch entweichen, als sei er die Erklärung für alles.
    »Inka und ich haben vor einigen Jahren eine Werbeagentur gegründet, gleich hinterm Neumarkt«, sagte sie schließlich. »Ich hatte in Düsseldorf bei ein paar großen Läden gearbeitet und die Nase voll, mich von inkompetenten Idioten rumkommandieren zu lassen. Um eine Agentur aufzumachen, fehlte mir allerdings das nötige Kleingeld. Also habe ich Inka gefr… ihr einen Vorschlag unterbreitet. Nun, Inka war von der Idee begeistert. Nicht, dass sie irgendwas von Werbung verstand, aber sie fand es einfach schick, eine Agentur zu haben. Wir einigten uns darauf, dass sie den Laden finanziert und Kunden ranbringt, während ich die Arbeit mache. Das war in Ordnung so. Sie hatte die Kontakte und das Geld und ich die Ahnung, eigentlich das ideale Gespann.«
    »Hatten Sie Erfolg?«
    »Von Anfang an.« Sie bedachte ihn mit einem verzerrten Lächeln. »Inka machte zur Bedingung, dass wir so repräsentativ wie möglich auftreten. Sie kannte Entscheider aus mittelständischen Unternehmen, mit denen man eine Menge Geld verdienen kann. Aber die sind halt alle etwas eitel, sie brauchen Glanz und Gloria und teure Agenturbroschüren, sie wollen, sagen wir mal, das, was Klein Erna sich unter Werbung vorstellt, die große, schillernde Designerwelt. Inka kannte ihre Pappenheimer und steckte irrsinnig viel Geld in die Ausstattung, kaufte Kunstwerke und weiß der Kuckuck was für teuren Kram. Ich war dagegen. Ein bisschen feine Tapete ist ja prima, aber ich bekam es richtiggehend mit der Angst zu tun, als ich sah, was sie da anschleppte. Nun gut, sie hatte fünfzig Prozent und gewissermaßen das Sagen, denn die Kunden kamen alle über sie. Aber der ganze Aufwand hat sich schließlich ausgezahlt.«
    »Welche Rolle spielte Inka von Barneck, außer dass sie Geld ins Unternehmen steckte? Ich meine, arbeitete sie richtig mit?«
    »Inka? Arbeiten?« Jetzt lachte sie wirklich. »Ich glaube, sie hat in ihrem ganzen Leben keinen Finger krumm gemacht. Inka trieb sich auf Partys und Empfängen rum und schleppte mir die Gäste an. Wenn die das erste Mal die Agentur betraten, hatte Inka schon alles klargemacht, den ganzen verdammten Deal. Keine Ahnung, wie sie das schaffte. Das Agenturgeschäft ist hart, man kommt sich vor wie auf der Fuchsjagd.«
    »Tja.« Cüpper betrachtete sie nachdenklich. »Ich möchte wetten, dass Sie mit Inkas Arbeitsweise nie so richtig glücklich waren.«
    Astrid Hasling stützte das Kinn in die Hände. »Ja und nein.«
    »Wann genau war dieser Streit?«, fragte er.
    »Vor etwa einem Jahr. Es ging um nichts Konkretes. Wahrscheinlich war es eher mein Fehler. Da schlich sich so ein Unbehagen ein, ich meine, ich hab Tag und Nacht gearbeitet, aber die Kunden klebten an Inka wie die Fliegen am Leim. Sie hat … sie hatte eine unglaubliche Präsenz, wickelte alle um den Finger. Naja, wir haben uns halt einfach nicht mehr so verstanden. Um es kurz zu machen, ich hatte sie satt mit ihrem kosmopolitischen Getue und ihren tausend Beziehungen. Gut, wir lebten davon, und wir lebten nicht schlecht, aber dass alles nur an Inka hing und dass sie eigentlich nichts dafür tat … vielleicht war’s Neid und dieses Gefühl, hinter ihr zurückzustehen, was mich irgendwann auf die Palme brachte. Inka war reich. Für sie war alles nur ein Riesenspiel, für mich ging’s um die pure Existenz. Ich konnte sie einfach nicht mehr ertragen, also haben wir unsere privaten Kontakte auf Eis gelegt. Unsere

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