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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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dass er andere Prioritäten setzte. Er verliebte sich in Eva.«
    »Ach!«, entfuhr es Rabenhorst.
    »Eine Zeitlang spielte sie mit dem Gedanken, nachzugeben«, nickte Cüpper. »Wissen Sie, der Bursche ist zwar ein Arsch, aber einer von den reichen und attraktiven. Dann tauchte eines Tages Max auf. Und was soll ich Ihnen sagen?«
    »Eva wechselte das Lager.«
    »Bingo.«
    »Aber wieso?«, fragte Rabenhorst verwundert. »Sie sehen gleich aus! Was hat Hartmann, was von Barneck fehlt?«
    »Charme. Humor. Er ist romantisch, alles Eigenschaften, die von Barneck abgehen. Anfangs war er einfach der bessere Fritz, aber dann begann sie ihn dafür zu lieben, dass er Max war. In Evas Augen sind sie übrigens kein bisschen gleich. Sie kann die zwei auf Anhieb auseinanderhalten, etwas, das bisher selbst engen Freunden nicht gelungen ist.«
    Rabenhorst schürzte die Lippen. »Und wie reagierte von Barneck auf ihren Verrat?«
    »Tja, Rabenhorst, das ist ein dicker Hund. Er weiß es nicht. Sie und Max halten ihre Beziehung seit fast zwei Jahren geheim. Eva sagt, Fritz liebt sie immer noch. Er hat sich damit abgefunden, dass sich ihr Verhältnis auf das rein Geschäftliche beschränkt. Wenn er allerdings herausbekäme …«
    »Du lieber Himmel!«, stöhnte Rabenhorst. »Die Ehefrau treibt’s mit der Mafia, der Ehemann will’s mit der Sekretärin treiben, aber die treibt’s mit dem Doppelgänger, und der Doppelgänger treibt’s womöglich wieder mit der Ehefrau.«
    »Jetzt nicht mehr«, flötete Cüpper.
    »Trauen Sie der Dame?«
    »Sie ist kooperativ, ohne dass man sie erst groß drum bitten muss. Was zugegebenermaßen auch ein Trick sein kann.«
    Rabenhorst musterte die Liste der Verdächtigen.
    »Und von Barnecks italienische Besucher? Was ist mit denen?«
    »Könnte eine Spur sein.« Cüpper schloss die Augen und massierte sich die Schläfen. Leichtes Kopfweh machte ihm zu schaffen. »Alles könnte eine Spur sein«, seufzte er. »Am besten kümmern Sie sich erst mal um die Alibis von Holger Renz und Ulrich Stoerer. Ich möchte ein paar Leute von der Liste streichen.«
    »Gut. Was machen Sie derweil?«
    »Ich fahre noch mal zu von Barneck«, sagte Cüpper und fingerte nach seinen Autoschlüsseln. »Mal sehen, ob …«
    Das Telefon schellte. Er ließ die Schlüssel wieder fallen und griff zum Hörer. »Cüpper.«
    »Ich muss Sie sehen.«
    »Wer ist ich?«
    Kurze Pause. »Ach ja. Ich hatte einen Moment lang vergessen, dass Sie mich aus Ihrer Erinnerung gestrichen haben.«
    Cüpper pfiff leise durch die Zähne. »Sieh mal an. Haben wir wieder Ohrfeigen zu verteilen?«
    »Reden Sie keine Scheiße!« Erneute Pause. »Sorry. Mein Tiger ist gestorben. Haben Sie Zeit?«
    »Wann?«
    »Wann, bestimmen Sie. Ich sage, wo.«
    Cüpper überlegte kurz. »Halb acht.«
    »Einverstanden. Kommen Sie in den Stadtgarten. «
    »Warum in den Stadtgarten ?«
    »Ulli spielt mit seiner Band.«
    »Au Backe! Gibt’s da wenigstens was zu essen?«
    »Irgendwas wird’s geben. Kommen Sie?«
    »Ja.«
    »Gut. Bis später.«
    »Tut mir leid für Ihren Tiger.«
    Lange Pause. Schließlich dachte Cüpper schon, sie wäre einfach weggegangen.
    »Marion?«
    »Geschenkt.«
    Fritz von Barneck
    Die Villa, fand Cüpper, sah immer wieder anders aus. Jetzt, im wiedereinsetzenden Nieselregen, kam sie ihm vor wie eine Fata Morgana, grauflächig, kaum durch Licht im Inneren erhellt, fast gespenstisch. Cüpper dachte an das Schloss der Bestie von Krull, das jeden Morgen woanders auftauchte, um die Menschen für die Dauer von vierundzwanzig Stunden in Angst und Schrecken zu versetzen.
    Aber das war nur ein alter Kasten in Marienburg, und darin saß nur ein müder, abgebrühter Millionär.
    Oder vielleicht doch ein Ungeheuer?
    Der Kies knirschte unter seinen Schuhsohlen, als wolle er ihn anmelden. Diesmal öffnete der Butler.
    »Guten Abend, Schmitz«, sagte Cüpper und musste plötzlich niesen. Was war das jetzt wieder? Butler-Allergie?
    Schmitz war untröstlich. Unangemeldete Besuche seien immer ein Problem. Er könne nicht garantieren, dass von Barneck Zeit habe, werde aber sein Möglichstes tun.
    »Keine Eile«, sagte Cüpper und überlegte schnell, ob es im Bereich des physikalisch Möglichen lag, bei dreißig Grad und Dauerregen eine Grippe zu bekommen. Vorsichtshalber entschied er sich dagegen. »Ich hätte Sie ganz gerne was gefragt.«
    »Die Polizei wünscht meine Aussage?« Schmitz’ kleiner Körper schien zu wachsen. »Ich stehe hundertprozentig zu Ihrer

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