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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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»Nein. Und Sie sind nicht hier, um mit mir über das Wasser des Lebens zu philosophieren. Reden wir vom Tod.«
    »Es gibt nicht viel zu reden. Wir hatten jemanden, der es gewesen sein könnte.«
    »Sie hatten? Das heißt, es war der Falsche.«
    »Sieht so aus. Wer könnte Ihre Frau ermordet haben?«
    »Jeder.«
    »Auch Sie?«
    »Nein. Ich war an besagtem Abend hier.«
    »Oder war’s Max Hartmann?«
    Von Barneck nahm sein Glas wieder auf und ließ die Flüssigkeit darin kreisen.
    »Immer dieselben Fragen. Glauben Sie meinethalben, was Sie wollen.«
    »Ich glaube, was im Bereich des Möglichen liegt.« Cüpper schlug die Beine übereinander und lauschte dem Ticken der Uhr. Es wurde dunkler. »Wissen Sie, was mir noch nicht ganz klar ist?«, sagte er. »Die Entführung liegt jetzt mehr als drei Jahre zurück. Ich will überhaupt nicht abstreiten, dass Sie große Angst um Ihr Leben hatten. Aber die hat jeder, der im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht.« Er beugte sich vor. »Und Sie sind nicht der Typ des Feiglings.«
    »Weiter.«
    »Wozu brauchen Sie einen Doppelgänger?«
    Von Barneck klatschte in die Hände. »Weiter, Herr Kommissar.«
    »Hartmann leitet Ihre Geschäfte, stimmt’s?«
    »Ich weiß nicht, was das mit dem Tod meiner Frau zu tun hat.«
    »Wenn er nur ein simpler Angestellter wäre. Aber er ist zu allem Überfluss Ihr Freund. Wichtige Leute halten ihn für Sie. Haben Sie nicht manchmal das Gefühl, Ihre Identität einzubüßen?«
    »Ich habe nie an mir gezweifelt.«
    »Wozu brauchen Sie ihn wirklich?«
    »Es gibt eine alte Binsenweisheit, wonach man nicht zur gleichen Zeit an zwei verschiedenen Orten sein kann. Ich fand das immer schon störend.«
    »Ist es von Vorteil, gleichzeitig an zwei Orten zu sein?«
    »Es kann ungeheuer lukrativ sein. Oft kommt es auf Minuten an, wenn Sie ein gutes Geschäft machen wollen. Sie haben natürlich recht. Was meine persönliche Sicherheit betrifft, brauche ich Max schon längst nicht mehr. Aber dafür gibt es andere reizvolle Möglichkeiten, einen Doppelgänger einzusetzen.«
    »Sie können mit einem italienischen Minister eine Kreuzfahrt unternehmen, wo doch jeder bestätigen wird, dass Sie zur selben Zeit in Moskau waren. Ist es so was?«
    »Wenn Sie meinen.«
    »Komisch. Kommt es mir nur so vor, oder sind Sie nicht sonderlich daran interessiert, dass wir den Fall aufklären?«
    »Natürlich bin ich interessiert. Der Kölner Express ist das auch.«
    »Woran ist Ihre Ehe eigentlich gescheitert?«
    »Am täglichen Gebrauch.«
    »Nicht an was anderem? Seitensprünge beispielsweise?«
    »Mein Gott, Herr Kommissar! Ihre Moral ist ja noch älter als der Whisky da in Ihrem Glas.«
    »Sind Sie einsam?«
    »Und Sie?«
    Cüpper setzte zu einer Antwort an und schluckte.
    »Ich habe gehört, die Einsamkeit macht einen guten Polizisten«, sagte von Barneck. »Sie macht auch einen guten Millionär. Ich bin nicht einsamer als jeder andere, dessen Erfolge man nicht gerne sieht und dessen Misserfolge man nicht gerne teilt. Im Grunde macht es keinen Unterschied, ob Inka tot ist oder nicht. Nicht mal, ob Sie den Mörder finden.«
    »Verdammt!«, entfuhr es Cüpper. »Irgendetwas muss Ihnen doch heilig sein.«
    »Sie neigen zu Sentimentalitäten, bester Freund. Ich kann Ihnen wirklich nicht helfen bei Ihrer schweren Aufgabe. Keine Ahnung, wer sie umgebracht hat.«
    »Kann es jemand aus Italien gewesen sein?«
    Von Barneck war sichtlich verblüfft. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Eine andere Spur. Wir suchen nach einem kleinen, gut aussehenden Mann mit üppigem Schnurrbart.«
    »Ich mache Geschäfte mit den Italienern«, sagte von Barneck. »Das ist alles.«
    »Waren das auch Geschäftsfreunde in jener Nacht?«
    »Ja. Wir kennen uns seit Jahren.«
    »Schön. Ich brauche Informationen über sie. Ihre Adressen und Telefonnummern …«
    »Abgelehnt. Aber ich kann ein Zusammentreffen arrangieren, obwohl ich nicht wüsste, was dabei herauskommen sollte.«
    »Vielleicht der Mörder Ihrer Frau.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Hatte Frau von Barneck Verbindungen zur Mafia?«
    Von Barnecks Hände zerteilten sachte die Luft. »Wer weiß?«
    »Und Sie?«
    »Verschiedentlich. Ich glaube nicht, dass die Mafia etwas mit dem Tod meiner Frau zu tun hat, aber das Leben lehrt uns, vorurteilsfrei an jede These heranzugehen. Halten Sie mich also auf dem Laufenden.«
    Cüpper sah ihn nachdenklich an. »Wie stehen Sie eigentlich zu Marion?«
    »Ist das zu fassen? Sie wechseln Ihre Themen schneller als

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