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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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fragte Cüpper schließlich.
    »Und Sie?«
    Wieder wurde es still im Raum.
    Notariat
    Päffgen griff mit vergilbten Fingern zur Zigarettenschachtel und fand sie leer. Sein ohnehin lippenloser Mund zog sich zusammen, bis er einer schlecht gelaunten Spardose glich.
    »Frau Sechser!«, rief er scharf.
    Aus dem Nebenzimmer kam seine Sekretärin hereingeeilt und rückte das falsche Stirnband auf dem falschen Haar zurecht. Sie trug die Perücke mit dem verschossenen Streifen Stoff nun schon, seit Päffgen sie eingestellt hatte, und das war vor fünfunddreißig Jahren gewesen. Mittlerweile litt er unter dem manischen Drang, sie ihr vom Kopf zu reißen und in eine Waschmaschine zu stecken, aber er fürchtete sich zu sehr vor dem, was dann zum Vorschein käme. Außerdem konnte es sich ein angesehener Notar nicht leisten, mit so einem Blödsinn womöglich in der Presse zu landen.
    »Frau Sechser«, befand er ungnädig, »Sie wissen jenau, dass ich ohne Zijaretten nicht arbeiten kann.«
    »Ist die Packung leer?«, erschrak sie.
    »Leer is jar kein Ausdruck. Seiense mal so opportun und holense ’n paar Päckchen.«
    »Meinen Sie nicht, Ihre Gesundheit …«
    »Ich habe Sie nicht einjestellt, um mir medizinische Vorträje zu halten. Hier ist Jeld.«
    »Drei Schachteln an einem Vormittag!«
    »Besser, als ne Flachmann in der Schublad. Einstweilen darf ich dann mal um den Vorjang von Barneck bitten.«
    Sie stakste beleidigt in ihr Reich und klapperte Dutzende von Hängeordnern durch, bis sie den richtigen gefunden hatte. Geziert legte sie ihm die Akte auf den Schreibtisch, nahm den Hunderter und rauschte mit vorgerecktem Kinn hinaus.
    Päffgen sichtete die Unterlagen und wählte eine Nummer. Am anderen Ende wurde abgehoben.
    »Herr von Barneck? Juten Tach. Päffgen, Notar zu Köln.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Es jeht um Ihre Frau.«
    Eine kurze Pause entstand.
    »Meine Frau ist tot.«
    »Ich darf Ihnen mein Bedauern zur Kenntnis jeben und einen Termin zur Testamentseröffnung jleich dazu.«
    » –! –!«
    »Hallo? Sind Sie noch da?«
    »Zur was???«
    Päffgen blinzelte irritiert. »Na, Ihre Frau hat doch ein Testament hinterlassen!«
    »Sie hat … ach ja, sicher. Natürlich.«
    »Wussten Sie das nicht?«
    »Doch, doch! Wann?«
    »Wenn et Ihnen passt, morjen um drei in meinem Büro.«
    »Augenblick … ja, geht in Ordnung.« Päffgen gab ihm die Adresse, beendete das Gespräch und schüttelte den Kopf. Seltsam! Nachdenklich griff er zur Zigarettenpackung.
    Leer.
    »Frau …!«
    Ach so. Die war ja welche holen. Er wählte die nächste Nummer. Ried, Marion.
    Billard
    »Kann es sein«, fragte Rabenhorst, »dass Sie von Barneck einfach nicht mögen?«
    »Hm«, machte Cüpper.
    »Aber Sie verdächtigen ihn. Vielleicht zu Unrecht.«
    »Weiß nicht, ob ich ihn wirklich noch verdächtige.«
    Rabenhorst griff nach der neuen Liste. Sie war kürzer als die erste, aber alles andere als aufschlussreich.
     
    1. FRITZ VON BARNECK
    Motiv für den Mord an Inka von Barneck:
    a) Geld.
    b) Rache für Untreue.
    Alibi: Die Party.
    Allerdings: a ) …  könnte Hartmann der Gastgeber gewesen sein.
    b ) …  könnte er Hartmann für den Mord bezahlt haben
    c ) …  könnte er einen Killer engagiert haben, siehe Punkt 2.
     
    Motiv für den Mord an Max Hartmann:
    a)  Beseitung eines Mitwissers, der entweder für ihn mordete oder ihn deckte.
    b)  Rache für Untreue.
    c )   Hartmann war zu mächtig geworden.
    Alibi: Philharmonie.
    Allerdings: …  könnte er einen Killer engagiert haben , siehe Punkt 2.
     
    2 . DER ITALIENER
    Motiv für beide Morde:
    a ) Killer im Auftrag von Barnecks,
    b) Killer im Auftrag der Mafia, um
    b1 ) …  Inka von Barneck und Max Hartmann zu töten.
    b 2 ) …  Inka von Barneck und Fritz von Barneck zu töten.
     
    »b2 würde immerhin erklären, warum Hartmann von Barnecks Outfit trug«, sagte Rabenhorst.
    »Ja«, stimmte Cüpper zu. »Vielleicht hat Eva Feldkamp recht, und von Barneck wusste, welche Gefahr ihm drohte. Also schickte er Hartmann. Falls er selber aber diesen Italiener angeheuert hat, musste er Hartmann irgendwie dazu bewegen, ihn zu treffen. Das konnte er am besten unter dem Vorwand eines Doppelgängerjobs. Erklärungen gibt es genug.«
    »Wir dürfen trotz allem nie vergessen, dass von Barneck unschuldig sein kann. Der Anschlag könnte ihm gegolten haben, ohne dass er etwas davon wusste.«
    »Was wiederum nicht erklärt, warum Hartmann dann in seiner Rolle auftrat.«
    »Hartmann könnte

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