Mordshunger
befasst. Beide waren klar zu erkennen.
»Da hätten wir ja unsere Verbindung«, sagte Cüpper.
»Sieht so aus.«
»Inka und Max! Verdammich! Haben Sie eine Ahnung, wie alt die Fotos sind?«
»Tja. Die Negative hat die Katz gefressen. Aber da vorne auf dem Stuhl liegt eine Illustrierte, sehen Sie?« Rabenhorsts Finger umrundete einen verwaschenen Fleck. »Krüger hat einen langen Blick darauf geworfen und behauptet, dass es sich um eine Ausgabe von Moda di Milano handelt. Woraus wir folgern wollen, dass Max und Inka in Italien was miteinander angefangen haben. So, und hier«, der Finger wanderte die Bettkante entlang, »sehen wir Hartmanns linken Arm. Er stützt sich gegen das Kopfteil des Bettes ab, an sich nichts Ungewöhnliches bei dieser Stellung. Nur, dann ist da noch dieses Foto. – Und dann das. – Auf dem da liegen sie quer. – Hier sie auf ihm. – Da ganz was Akrobatisches! – Und wo ist Hartmanns Hand?«
Cüpper räusperte sich. »Er drückt sie immer gegen dieselbe Stelle.«
»Aber wozu?«
»Fernauslöser.«
»Glaube ich auch. Hartmann hat die Fotos selbst geschossen. Wir haben aber noch ein paar gefunden.« Er reichte Cüpper einen weiteren Stapel. Auf dem ersten Abzug war ein Stadtpark im Zwielicht zu sehen. Ob Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, ließ sich nicht bestimmen. Im Hintergrund eine Kirche zwischen kastenförmigen Häuserreihen.
»Mailand?«, fragte Cüpper.
»Möglich. Bleibt zu überprüfen.«
Die nächsten Bilder waren gezoomt. Gestalten unter Bäumen. Inka von Barneck, außerdem ein dunkelhaariger, schlanker Mann mit Schnurrbart und überflüssiger Sonnenbrille, was die Tageszeit betraf.
Cüpper runzelte die Stirn. Hastig sah er den Stapel durch: Inka und der Unbekannte eng umschlungen. Küsse, leidenschaftlich! Seine Hand unter ihrer Bluse. Ihre in seiner Hose. Eine ganze Serie, beinahe ein Film.
»Interessant, nicht wahr?« Rabenhorst verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste. »Hier ein Skandälchen, da ein Affärchen. Unsere Inka.«
Cüpper schwieg. Mit spitzen Fingern fischte er vier der Fotos heraus und legte sie in eine Reihe.
»Sieh mal einer an«, murmelte er.
»Was denn?« Rabenhorst rückte neugierig näher. »Ach, das da. Ja, sie greift ihm an die …« Er sah genauer hin. »Nein, verdammt, das tut sie nicht!«
»Warten Sie. Wir nehmen das Ganze mal unter die Lupe.«
Unter dem Vergrößerungsglas sahen sie eine bizarre szenische Abfolge. Wie sie ihn küsste, zu sich heranzog und dabei den Reißverschluss seiner Hose öffnete. Auf dem folgenden Bild war ihre Hand darin verschwunden. Dann, auf dem dritten, zog sie sie wieder hervor – und außerdem noch etwas, weiß und winzig, und ließ es zwischen die Falten ihres Kleides gleiten, auf dem letzten Foto.
»Rabenhorst«, sagte Cüpper. »Ich lasse mich prügeln und aufs Rad spannen, wenn das …«
»… kein Stoff ist!«
»Übergabe mit Lustgewinn. Eva Feldkamp sagte, Inka hätte sich den Schädel vollgekokst. Irgendwie muss sie an das Zeug ja rangekommen sein.«
»Koks für Sex? Wozu? Sie hatte genug Geld, um den ganzen Kerl gleich mitzukaufen.«
»Ja, aber es hätte ihr wahrscheinlich keinen Spaß gemacht.«
Rabenhorst nickte. »Ob diese Bilder auch von Hartmann stammen?«
»Anzunehmen. Habt ihr sonst noch was gefunden?«
»Hier.«
»Das schwarze Notizbuch!«, rief Cüpper.
»War hinter einen Schrank gerutscht. Kein Wunder, dass Hartmann es nicht finden konnte. Machen Sie sich gar nicht erst die Mühe reinzuschauen. Es ist voller Zahlenreihen.«
»Zahlen?«
»Krüger meint, Max hat sämtliche Eintragungen codiert.«
»Du lieber Himmel! Kann denn nichts, aber auch gar nichts einfach sein an diesem Fall? Gut, wir könnten uns ein kleines, logisches Gebäude zimmern, Rabenhorst. Inka und Max haben eine Affäre. Max weiß, dass Inka sprunghaft ist und schnell die Nase von ihm voll haben wird. Boshaft, wie sie ist, würde sie nicht mal zögern, ihn vor von Barneck bloßzustellen, was ihn mindestens seinen Job kosten würde. Gleichzeitig aber lässt sie sich auf einen Flirt mit der Drogenmafia ein. Max, nicht dumm, spioniert ihr nach und fotografiert die Übergabe. Jetzt hat er Inka in der Hand.«
»Und den Drogenmann dazu. Vielleicht war Hartmann dumm genug, ihn zu erpressen.«
»Möglich.«
»Dann hätten wir ja alle beisammen. Inka, Max, den Italiener, ein Motiv.«
»Was will man mehr?«
»Ergibt Sinn.«
»Tja.«
Eine Weile hingen sie ihren Gedanken nach.
»Glauben Sie dran?«,
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