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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Maschine landet morgen Mittag.«
    »Ja. Da fangen wir sie ab.«
    »Und legen den Fall ad acta.«
    Cüpper kickte mit dem Zeigefinger einen Radiergummi weg und sah aus dem Fenster.
    Eine Rose in einem Becher, fallend …
    Südstadt
    Eva Feldkamp griff nach ihrem Glas. Sie verfehlte es.
    »Orientierung verloren?«, fragte jemand und lachte.
    Blackout. Blitze hinter ihren Augen.
    Wo war sie?
    Ach ja, in ihrer Wohnung. War reingekommen, und da wartete eine Flasche Champagner auf sie und zwei Gläser und …
    »Ich fühle mich nicht gut«, lallte sie. Seltsam, wie schwer ihre Zunge plötzlich war.
    »Kein Wunder«, sagte die Stimme.
    Sie kniff die Augen zusammen. Der wabernde Schatten vor ihr verwandelte sich wieder in einen Mann. Hochgewachsen, wallendes weißes Haar, lächelnd.
    »Ich musste dir was ins Glas tun«, sagte er freundlich. »Du weißt, wir haben das Zeug schon mal benutzt.«
    Die Erkenntnis kam wie ein Tritt in die Magengrube. Sie war in die Falle gegangen. Entsetzt versuchte sie, sich aufzurichten.
    »W… was hast du …?«
    »Ruhig, mein Schatz. Ganz ruhig.«
    Kraftlos sank sie zurück.
    »Du warst eine gute Helferin, aber jede Rolle hat mal einen Vorhang. Sei nicht eitel. Du hast deinen Applaus gehabt.«
    Sie schluckte. »Das … kannst du nicht … wirklich …«
    Er stand auf und trat hinter sie. Jetzt hörte sie nur noch seine Stimme.
    »Es hat Schwierigkeiten gegeben. Dieser Cüpper, gar nicht dumm! Stell dir vor, er hat den Trick mit der Philharmonie durchschaut.«
    Seine Schritte machten weiche Geräusche auf dem Teppichboden. Wupp. Wupp. Was immer an ihr Ohr drang, schien sich bis zur Unendlichkeit zu dehnen, ein expandierendes Universum, das ihr Bewusstsein mit sich forttrug. Die Droge wirkte immer schneller.
    »Aber was noch schlimmer ist, sie haben deine Tarnung aufgedeckt. Sie wissen, dass du der Italiener warst. Das ist natürlich dumm. Jetzt kommen sie und nehmen dich in die Mangel, und du wirst nach einem Stündchen Standhaftigkeit brav den Mund aufmachen und ihnen alles erzählen, was sie hören wollen. Du warst immer schon ein bisschen sentimental.«
    Seine Worte türmten sich zu Gebirgen.
    Wupp. Wupp.
    »Ich habe ihnen gesagt, du bist noch einen Tag in Frankfurt. Das haben sie geglaubt.«
    Er machte eine Pause.
    Sonnen explodierten hinter ihren Lidern.
    Sie zwang sich, die Augen zu öffnen.
    Wupp! Wupp!
    »Wie ich Cüpper kenne, wird er trotzdem bei dir vorbeischauen. Aber er wird einige Zeit brauchen, bis er handfeste Beweise gegen dich in der Hand hat. Solange brauchst du wenigstens keine Angst zu haben, dass sie dir die teure Wohnung aufbrechen.«
    Er kam wieder in ihr Blickfeld. War er gewachsen, angeschwollen? Ein Ballon mit weißer Krone?
    »W www …« , sagte sie.
    »Aber weißt du, was das Dümmste ist?«
    Sein Gesicht schoss auf sie zu, eine wabernde Masse, in der Augen, Nasenlöcher und Zähne einen Tanz vollführten.
    »Inka hat ein Testament gemacht. Sie, die nie eines machen wollte. Das wäre ja so weit noch zu verkraften, aber dieses Biest hat sich post mortem eine bilderbuchreife Schweinerei einfallen lassen.« Er lachte. »Sie hat alles Marion vermacht. Alles, verstehst du? Jeden Pfennig!«
    Sie schloss die Augen, verbannte sein Bild aus ihrem Kopf. Worauf hatte sie sich eingelassen? Warum hatte sie ihm geholfen?
    Warum liebte sie ihn so sehr?
    »Ist das nicht schrecklich? Jetzt wird es wieder einen Toten geben. Eine Tote, um genau zu sein. Ich werde morgen in den Zoo gehen und die arme Marion erdolchen müssen. Sie werden einen gebrochenen Stiefvater neben der Leiche finden, der jemanden weglaufen sah um Hilfe schreiend, der arme Mann! Einen Unglücklichen, der sich zeitlebens Vorwürfe machen wird, dass er den Mord an seiner Tochter nicht verhindern konnte.«
    Was er sagte, klang so absurd, dass sich die Wirkung der Droge für einen Augenblick verlangsamte. Eva ballte die Fäuste.
    »Damit kommsss Uu … nicht … duurrr …«
    »Sie müssen mich fürs Erste gehen lassen«, fuhr er fort, »auch wenn sie Zweifel haben. Doch dann erreicht die Tragödie ihren Höhepunkt! In der Südstadt wird sich eine Frau aus der sechsten Etage in den Tod stürzen, nur wenige Stunden später! Sie wird einen Abschiedsbrief hinterlassen. Wie sie erst Inka von Barneck hat ermorden lassen, um dann den Mörder umzubringen, einen gewissen Max. Wie sie hoffte, durch die Heirat mit dem nunmehr millionenschweren Fritz von Barneck reich und glücklich zu werden. Und dann das Testament! Aus der

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