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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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kam überraschend. Marion biss sich auf die Lippen und überlegte, was sie darauf erwidern sollte.
    »Du musst nichts überstürzen«, setzte er eilig nach. »Ich will vor allem, dass wir Freunde werden.«
    Sie lachte bitter. »Der Gedanke kommt dir reichlich spät.«
    »Ich weiß. Ich habe viel gutzumachen. Lass es mich einfach versuchen.«
    Ein Vater, ganz plötzlich? Marion fühlte Misstrauen in sich aufsteigen.
    »Dafür ist es zu spät«, sagte sie, aber es klang lahm und unentschieden. Sie wünschte sich so sehr, jemandem trauen zu können.
    »Es ist nicht zu spät! Marion, pass auf, ich muss für einige Tage verreisen. Wenn du morgen im Zoo bist, würde ich dich gerne besuchen.«
    »Das geht nicht«, sagte sie hastig. »Ich hab den ganzen Tag zu tun und …«
    »Gegen acht. Bevor die Besucher kommen.«
    »Da ist Fütterung! Das ist zu früh!«
    »Später bin ich weg! Marion, wir müssen einen Anfang finden. Bitte!«
    Seine Stimme klang aufrichtig.
    »Gut«, seufzte sie. »Ich sag vorne Bescheid, dass sie dich durchlassen.«
    »Danke. Ich freue mich.«
    »Bis morgen, Fritz.«
    »Ja. Bis morgen.«
    Sie hängte ein und ging hinaus in den Regen. Am Fuß der Treppe, die zum großen Weiher hinaufführte, thronten die beiden Bronzelöwen, starr, blind und gleichgültig. Früher hatte sie oft das Bedürfnis gehabt, sich einfach neben sie zu legen und für alle Zeiten dort liegen zu bleiben. Jetzt war etwas in ihr erwacht, das wilder war als die Katzen.
    Und es gierte nach Leben.
    Gopper kam die Stufen herunter und grinste ihr zu.
    »Na, du reiche Göre?«
    »Pass bloß auf!«, lachte sie. »Am Ende musst du mich heiraten.«
    »Der Himmel bewahre mich vor zickigen Millionärinnen!«
    »Du, Gopper.«
    »Was denn?«
    »Mein Vater … ich meine, Fritz hat angerufen.«
    Gopper stellte den Eimer mit Fischen ab, den er getragen hatte, und zog die Kapuze seines Anoraks über den kahlen Schädel. Marion sah, dass er trotz der Hitze fröstelte. »Was sagt er denn?«
    »Er will Frieden schließen.«
    »Gut.«
    »Gut? Sonst nichts?«
    Er zuckte die Achseln. »Was soll ich dazu sagen? Frieden ist immer gut.«
    Sie betrachtete ihn, wie er vor ihr stand, unschlüssig und gebeugt. Dann ging sie zu ihm hinüber und kniff ihn in die Nase. »He. Wir bleiben doch Freunde.« Er richtete sich langsam auf und entblößte zwei Reihen gelber Zähne.
    »Sicher bleiben wir Freunde«, nickte er. »Schau ihn dir gut an. Wenn du meinst, dass er es ehrlich meint, solltest du ihm ordentlich was abgeben.«
    »Von dem Geld? Na klar!«
    »Nein. Von dir.«
    Zweifel
    »Ei, Ei«, murmelte Rabenhorst.
    Er stand in seiner kleinen Küche, den Hals zum Kochbuch hin verrenkt. Ein Griff, ein Schlag. Die Schale knackte auseinander. Neugierig sah er zu, wie Eiweiß und Dotter das Gemisch aus geriebenen Kartoffeln, Mehl und Zwiebeln überzogen, nahm den Salzstreuer zur Hand und zögerte.
    Wie viel Salz?
    Weiß ich auch nicht, pflegte seine Mutter auf entsprechende Anfragen zu erklären. So was hat man im Gefühl.
    Rabenhorst hatte eher im Gefühl, dass einer, der nicht kochen kann, das Maul nicht so weit aufreißen sollte. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Cüpper hatte für kommende Woche zugesagt. So lag der Sauerbraten zwar noch nicht in Essig, ihm aber umso mehr im Magen.
    Probier was Leichtes für den Anfang, hörte er seine Mutter sagen.
    Leicht? Was ist das?
    Reibekuchen, hatte sie gemeint. Macht lediglich viel Arbeit. Also hatte Rabenhorst Kartoffeln gekauft und eine Reibe. Und sich fast die Finger abgerieben.
    Er sah auf die Uhr. Viertel nach acht.
    Der Nachmittag hatte sich ergebnislos hingezogen, überdies waren sie durch Bagatellen unterbrochen worden. Messerstecherei in der Südstadt. Einbruch auf der Hohe Straße. Egal. Bevor Eva Feldkamp zurückkehrte, konnten sie ohnehin nichts tun als warten.
    Rabenhorst streckte sich und widmete sich wieder dem Rezept. Wie es aussah, hatten sie den Fall gelöst.
    Dann hielt er inne. Hatten sie das wirklich?
    Plötzlich kam es ihm vor, als hätten sie etwas Grundverkehrtes einfach nur richtig erklärt.
    Unsicher begann er zu salzen.
     
    Cüpper saß bis spät in die Nacht vor dem Fernseher, ohne richtig hinzugucken.
    Der Gedanke an die Rose trieb ihn zum Wahnsinn. Wieder und wieder sezierte er die Szene, das Rot der Blütenblätter, schwappendes Wasser, jeden Reflex auf dem transparenten Plastik, als der Becher ins Kippen geriet, von Barnecks blitzschnelle Reaktion, das Geräusch, mit dem die provisorische

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