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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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dem Steuer und gab alles andere als einen vorbildlichen Verkehrsteilnehmer ab. In besinnlicher Stimmung versägten sie mehrere Ampeln und bretterten Richtung Krankenhaus.
    »Dilettant!«, schimpfte Cüpper schließlich.
    Rabenhorst biss sich kleinlaut auf die Lippen.
    »Kommen reingeplatzt und plaudern alles entscheidende Neuigkeiten aus, während einer der Hauptverdächtigen zuhört. Warum haben Sie’s nicht gleich in die Zeitung gesetzt?«
    »Ich dachte, er sei eigentlich nicht mehr ganz so verdächtig«, murmelte Rabenhorst und sah aus dem Fenster.
    »Sie dachten«, knirschte Cüpper.
    Er hielt mit qualmenden Reifen vor dem Haupteingang und stürmte zornentbrannt die Stufen hoch. Rabenhorst hampelte verlegen hinterher.
    »Sie können hier nicht …«, begann ein Pförtner.
    »Kripo. Ich kann.«
    »Er … äh, kann«, sagte Rabenhorst entschuldigend und mühte sich, Cüppers Tempo mitzuhalten.
    »Warum sind Sie überhaupt hier?«, Cüpper stand unter Dampf wie eine Lokomotive. »Sie könnten mittlerweile Eva verhaften.«
    »Das geht nicht, und das wissen Sie«, keuchte Rabenhorst. »Von Barneck hat gesagt, sie ist noch einen Tag in Frankfurt. Vor morgen kommt sie nicht zurück.«
    »Ach, Scheiße!«
    »Verdammt!« Rabenhorst griff nach Cüppers Arm und hielt ihn fest. »Ich habe einen Fehler gemacht, okay. Ist das ein Grund, mir bis in alle Ewigkeit die Zähne zu zeigen?«
    »Ja!«
    »Was soll ich machen? Auf die Knie fallen?«
    »Mindestens.«
    »Na schön, es kommt nicht wieder vor. Was soll ich tun? Ich kaufe Ihnen ein Restaurant!«
    »Grmpf.«
    »Eines mit Sternen.«
    »Pfft.«
    »Ein kölsches Brauhaus.«
    Cüpper blieb stehen. Er versuchte grimmig auszusehen, dann musste er plötzlich lachen.
    »Schlagen Sie was im Rahmen Ihrer Möglichkeiten vor.«
    »Na schön. Ich lade Sie zum Sauerbraten ein.«
    »Wie bitte?«
    »Ja!« Rabenhorst nickte eifrig. »Ich koche. Sagen Sie, wann.«
    Cüpper betrachtete ihn, als hätte sein Assistent den Verstand verloren.
    »Sie stehen da und laden mich zum Sauerbraten ein«, sagte er. »Ich muss komplett bescheuert sein. Aber ich sage zu.«
    »Der Himmel sei gepriesen«, seufzte Rabenhorst, und sie marschierten Schulter an Schulter den Gang zu Astrids Zimmer hinab.
    Notariat
    Päffgen sortierte seine Unterlagen von rechts nach links. Seine Brille rutschte den Nasenrücken entlang. Er schob sie hoch. Sie rutschte wieder runter.
    Vor ihm saß dieser von Barneck. Reicher Mann, wie man wusste. Päffgen gefiel das. Reiche Männer waren gute Männer.
    Er drückte seine Zigarette aus und zog eine neue aus der Packung.
    Daneben Inka von Barnecks Tochter. Korrekterweise Tochter von Inka Ried, Marion Ried mit Namen.
    Sonst niemand.
    Er riss den Umschlag auf und zog den handbeschriebenen Bogen Papier hervor, unterzeichnet von Inka von Barneck.
    »Ich verlese den letzten Willen«, sagte er. »Er ist rechtsgültig und nicht anfechtbar. Will jemand vorher etwas sagen?«
    Es blieb still. Päffgen schob seine Brille hoch. Sie rutschte runter. Er zog eine Zigarette aus der Packung, zündete sie an, nahm einen tiefen Zug und legte sie in den Aschenbecher. Verblüfft stellte er fest, dass da schon eine vor sich hin qualmte.
    Woher kam …? Ach so.
    »›Ich, Inka von Barneck‹«, las er vor, »›vermache meinen jesamten Besitz …‹« Er stutzte, rückte die Brille hoch, »›meiner Tochter Marion. Sorry, Fritz.‹«
    Beide, Fritz von Barneck und Marion Ried, starrten ihn fassungslos an.
    »›Sorry, Fritz‹, dat steht da«, sagte Päffgen. »Hab ich mir nit ausjedacht.«
    Er griff nach seiner Zigarettenpackung.
    »Jezeichnet«, schloss er, »Inka von Barneck!«
    Falsche Fährten
    Astrid Hasling wirkte ausgeruht und lebenshungrig. Sie konnte sich an nichts erinnern, was während der letzten Tage und Nächte in ihrem Innern vorgegangen war, entwickelte einen ungeheuren Appetit und trank literweise Wasser. Offenbar hatte sie nicht nur eine knappe Woche aufzuholen, sondern Jahre, endlich befreit von ihrer übermächtigen Rivalin.
    Inka war tot. Astrid begann zu leben.
    Cüpper fragte nach dem Italiener. Sie erzählte, Inka habe sie kurz vor dem Bruch zu einem Neujahrsbrunch in die Villa eingeladen. Eva Feldkamp hatte damals das Buffet eröffnet und eine kurze Rede gehalten, mehr eine Parodie auf eine Rede, pointiert und voller Anspielungen. Sie hatte die Frau bewundert. Cüpper wollte wissen, ob sie damals mit Eva Feldkamp gesprochen hatte, was Astrid verneinte. Eva habe sie überhaupt nicht

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