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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Traum vom Reichtum! Wie sie also auch das Mädchen ermordete und plötzlich nicht mehr leben konnte mit der Schuld!« Seine Stimme sank zu einem Flüstern. »Wie sie Schluss mit allem machte.«
    Sie verbrannte.
    Sie erfror.
    Sie war weit weg.
    »Der Brief steckt in deiner alten Schreibmaschine. Ich war so frei. Leider hast du vergessen, ihn zu unterschreiben. Na, kommt vor. Und während alle um deine Leiche herumstehen, wird niemand bemerken, dass ich verschwinde, so unauffällig, wie ich gekommen bin. Der Fall wird abgeschlossen sein. Der Fall von Barneck, aus dem plötzlich der Fall Eva Feldkamp wurde. Wie das Leben halt so spielt.«
    Schweben.
    »Bis dahin werde ich dich gut verstauen, dass dich auch keiner findet. Du wirst nichts sagen und dich nicht bewegen können.«
    Dunkel.
    Seine Stimme war weit weg, kaum mehr ein Wispern.
    »Schlaf gut, mein Liebling. Morgen werde ich dir zu einem phänomenalen letzten Auftritt verhelfen. Dein Ruhm wird die Zeitungen füllen. Du wirst unsterblich sein. Das tue ich für dich.«
    »Du hast gesagt, du wirst mich immer lieben«, hörte sie ihre eigene Stimme erstaunlich klar.
    »Sicher! Aber ich habe nicht gesagt, dass du es überleben wirst.« …
    Überleben wirst, überleben wirst …
    Leiser …
    Überleben wirst …
    Leiser, weiter weg ….
    Überleben wirst …
    Schwarz.
    Revier
    Eine Rose in einem Becher, fallend. Eine Rose in einem Becher, fallend. Eine …
    »Was?«
    Cüpper schreckte hoch.
    »Was heißt, was?«
    »Sie sagten: ›Eine Rose in einem Becher, fallend.‹«
    »Oh«, machte Cüpper.
    Rabenhorst runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit?«
    Cüpper wies wortlos auf die Rose in ihrem Becher.
    »Fallend?«, hakte Rabenhorst nach.
    »Vergessen Sie’s.«
    Der Anruf
    Am späten Nachmittag wurde der Regen heftiger, während die Luft zu kochen schien. Die Gewitter der letzten Tage hatten kaum Abkühlung gebracht. Marion fühlte sich wie in einem Hexenkessel. Sie kroch durch die Käfige im Raubtierhaus und fragte sich, welcher Wahn eine Millionenerbin dazu trieb, Wände und Böden von angetrockneten Fleischresten zu säubern.
    Was hinderte sie, alles hinzuschmeißen?
    Seltsamerweise fand sie diese Vorstellung noch absurder als den Umstand, Inkas Vermögen geerbt zu haben. Erschöpft hockte sie sich mit dem Rücken gegen die Wand der Zelle und legte die Wange an den kühlen Stein. Durch die Gitter konnte sie hinaus aufs Freigelände sehen. Wo der Wassergraben die strenge Uferlinie durchbrach und einen kleinen, fast natürlich anmutenden Teich bildete, waren lange, flache Felsen aufgeschichtet. Gleich dahinter lag ein großer, toter Baum, dessen oberes Ende auf zwei Aststumpfen ruhte und so mehrere Meter über den Erdboden ragte. Eine der Löwinnen hatte sich darunter ausgestreckt. Ihre Schwanzspitze hob sich von Zeit zu Zeit wie ein eigenes Wesen mit der Aufgabe, die Gegend zu inspizieren und dem mächtigen Körper Bericht zu erstatten, um ihn vor unnötiger Bewegung zu bewahren. Alles schien wahrscheinlicher, als dass die Katze es fertigbringen würde aufzustehen, geschweige denn zu laufen. Sie war der Augenschein von Faulheit.
    Und tödlich für jeden, der sich davon täuschen ließ.
    Marion lächelte.
    Sie überlegte, ob sie Cüpper anrufen sollte. Ihm erzählen, was geschehen war. Einfach nur seine Stimme hören. Aber sie brauchte Zeit. Es gab zu vieles zu ordnen, die Morde, das Testament, den Riss in der Festung, hinter der sie sich verschanzt hatte.
    Sie wollte noch einmal ganz mit sich allein sein.
    Hinten im Gang schellte das Telefon. Marions Muskeln spannten sich. Sie sprang behände aus dem Käfig. Mit einem Satz war sie am Apparat und nahm ab.
    »Ein Gespräch für Sie«, sagte die Frau aus dem Verwaltungsbau.
    Cüpper, dachte sie. Er will wissen, was mit der Erbschaft ist.
    »Ried«, sagte sie atemlos.
    »Hallo, Marion.«
    Sie stutzte. Das war von Barnecks Stimme.
    »Fritz?«
    »Ja. Ich dachte, wir sollten uns mal unterhalten. Du bist jetzt immerhin meine Partnerin.«
    »Ich bin Inkas Erbin«, gab sie kühl zurück.
    »Natürlich. Aber du bist auch meine … nun, ich denke, wir haben einiges nachzuholen. Was ist uns schließlich geblieben nach Inkas Tod? Nur Geld.« Er zögerte. Dann sagte er: »Weißt du, ich dachte, wir könnten uns wieder ein bisschen näherkommen, du und ich.«
    »Weil du leer ausgegangen bist? Meinst du das?«
    »Du kannst in die Geschäfte einsteigen.«
    »Ich verstehe nichts von deinen Geschäften.«
    »Es liegt bei dir.«
    Das

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