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Mordsidyll

Mordsidyll

Titel: Mordsidyll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Zandecki
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Tal. In der Sekunde, als er seinen Wagen erreichte, hörte das Läuten auf. Er schaute auf dem Display nach der Rufnummer. Der Anrufer hatte sie unterdrückt. Das konnte nur einer sein. Er rief seinen Auftraggeber an.
    Â»Verdammt, wo steckst du denn?«, schimpfte die Stimme am anderen Ende der Leitung.
    Â»Ich bin noch auf dem Parkplatz. War nur kurz draußen, um mir die Beine zu vertreten.«
    Â»Hast du die CD etwa nicht bekommen?«
    Â»Ich bin gestern Nacht eingestiegen, habe alles auf den Kopf gestellt und nichts gefunden. Keine Sorge, der Frau ist nichts passiert. Um weiterzusuchen, müsste ich wieder auf den Hof. Aber die Lobbisch rennt dort jetzt mit einer Schrotflinte herum.«
    Â»Wieso Schrotflinte?«
    Â»Nun ja, sie hat mich wohl gestern gehört«, gab Lebrecht kleinlaut zu. Die panischen Schreie der Bäuerin verschwieg er lieber.
    Â»Dann behalt sie im Auge und ruf mich an, falls sich etwas tut. Du unternimmst nichts, bevor du nicht weitere Anweisungen von mir bekommst, verstanden?«
    Â»Sie bezahlen und ich tue, was Sie sagen.«

    *

    Als Ruste zur Dienststelle kam, war auf den Fluren schon reger Betrieb. Seine Kollegen rannten alle mit Notizblöcken bewaffnet in den großen Konferenzraum.
    Ein sichtlich erregter Schröder kam auf ihn zu: »Polizeidirektor Junge hat sämtliche Einsatzkräfte zusammengerufen. Scheint eine große Sache zu sein. Es muss um eine Entführung gehen, mehr haben wir noch nicht gehört.«
    Ruste trat als Letzter ins überfüllte Zimmer. Der gesamte Olper Polizeistab schien hier versammelt zu sein. An der Stirnseite des Raumes saß Junge auf einem Podest neben dem übergewichtigen Vorsitzenden des Schützenvereins Willi Bremicke und dessen Vertreter Alfons Ströbel. Die Männer blickten mit ernsten Gesichtern in die Runde. Bremicke, dessen hochroter Kopf gleich zu platzen schien, wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
    Junge wartete, bis sich die Unruhe gelegt hatte, bevor er die Sitzung eröffnete. »Es hat eine skandalöse Entführung gegeben. Gestern Nacht wurde beim Schreiner Wehner eingebrochen und   …«, er machte eine bedeutungsvolle Pause, »es wurde der Olper Schützenvogel entführt.«
    Junge ließ die Worte im Raum stehen, wahrscheinlich damit die Männer das Gesagte verkraften konnten. Immerhin waren die meisten unter ihnen selbst Schützenbrüder. Tatsächlich mussten einige der hartgesottenen Polizisten, die in ihrem Dienst schon so manches gesehen und erlebt hatten, erst mal schlucken, wie Ruste bemerkte.
    Den Blick auf die entsetzen Gesichter gerichtet, fuhr Junge fort: »Die Entführer haben ein Schreiben hinterlassen, in dem sie 10.000 Euro Lösegeld fordern, andernfalls drohen sie damit, den Schützenvogel auf einem öffentlichen Platz zu verbrennen. Meine Herrschaften, Ihnen dürfte wohl allen klar sein, dass wir uns nicht derartig vorführen lassen können! Für alle ist die oberste Priorität, den Schützenvogel unbeschadet aus den Fängen der Entführer zu befreien.«
    Viele der anwesenden Beamten klatschten Beifall oder nickten eifrig mit dem Kopf. Ruste hatte den Eindruck, im falschen Film zu sein. Er blickte zu Schröder neben ihm, der eifrig mitschrieb. Ruste wandte sich genervt ab und schaute stur nach vorn.
    Â»Willi, vielleicht willst du noch etwas dazu sagen?«, wandte sich Junge an Bremicke.
    Â»Was soll ich sagen? Es ist ein schmähliches Verbrechen. Einzigartig in unserer langjährigen Vereinsgeschichte. Ich möchte nicht, dass etwas davon an die Öffentlichkeit gelangt, und zähle auf eure Diskretion. Wie ich sehe, sind die meisten ja Kameraden.« Er wischte sich erneut den Schweiß von seiner Stirn und nickte dem Direktor zu.
    Â»Wir werden jeden Stein in Olpe und Umgebung umdrehen. So einen großen Vogel kann man nicht einfach im Handschuhfach verstecken. Im Sekretariat werden gerade Fotos des Entführungsopfers ausgedruckt. Ich schlage vor, dass wir an den neuralgischen Punkten Straßensperren einrichten und insbesondere Lieferwagen inspizieren. Außerdem sind leer stehende Gebäude, Garagen und Scheunen zu überprüfen. Meine Herren, ich hoffe, ich kann den Olper Vogel bereits heute Abend wieder dem Vorsitzenden übergeben.«
    Während Junge, Bremicke und Ströbel sich bedeutungsvoll die Hände schüttelten, rief Ruste laut von hinten:

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