Mordsidyll
sodass Schröder eine endlos lange Papierbahn hinter sich hergezogen hatte. Seit diesem Tag hatte er auf dem Revier den Spitznamen âºRolleâ¹. Die entfernteste Stelle, auf die er sich hatte versetzen lassen können, war im Sauerland gewesen. Seine gröÃte Befürchtung war nun, dass die Geschichte bis hierher vorgedrungen war.
Schröder nahm daher seinen ganzen Mut zusammen und fragte Ruste direkt heraus: »Sie haben keinen Hintergedanken?«
Ruste verschluckte sich fast an seiner Cola. »Sagen Sie mal, Schröder, war da was in Ihrem Burger? Was haben Sie blo� Ich habe den Eindruck, Sie sind von der Rolle? Kann das sein?«
»Ach nichts, alles gut. Entschuldigung, war nur so ein Gedanke. Ich bin etwas durcheinander«, gab Schröder sichtlich erleichtert zurück.
»Na, dann kümmern wir uns jetzt um die Besucherliste von Wassiljew, und vielleicht sollten wir einige alte Jäger befragen. Dieses Messer ist derart ungewöhnlich, jemand muss es schon mal gesehen haben!«, gab Ruste zurück und saugte weiter an seiner Cola light.
Kapitel 5
24. April
Ronalds Geländewagen stand vor der Tür, als Anna nach dem Melken in ihr Bauernhaus zurückkehrte. Bevor sie nach ihm suchte, ging sie ins Jagdzimmer, um die Schrotflinte im Waffenschrank zu verstauen. Dann öffnete sie die Tür zur Küche, wo sie der Duft von Kaffee und frischen Brötchen empfing  â doch von ihrem alten Freund war keine Spur zu sehen.
»Ronald? Wo steckst du?«, rief Anna in den Flur.
»Ich bin oben, im Bad. Ich habe mich mit Marmelade bekleckert.«
Warum wusch er sich nicht direkt in der Küchenspüle?, wunderte sich Anna. Sie setzte sich an den Tisch und wartete geduldig, bis Ronald herunterkam. Als er den Raum betrat, wirkte er verlegen.
»Ich wollte dich überraschen. Es ist ein schöner, sonniger Tag, vielleicht können wir nach dem Frühstück ein Stück spazieren gehen. Was meinst du?«
»Musst du nicht ins Büro?«, fragte sie, während sie Kaffee einschenkte.
»Wozu bin ich selbstständig?«
»Bin ich auch, aber ich kann nicht einfach die Arbeit liegen lassen.«
Ronald teilte sein Brötchen, bestrich es mit Erdbeermarmelade und biss hinein. Mit vollem Mund sagte er: »Ich dachte, du könntest Abwechslung vertragen. Du wirkst in letzter Zeit angespannt. Ist irgendwas? Bedrückt dich etwas?«
Anna schüttelte den Kopf. »Nein, alles in Ordnung. Ich habe nur viel zu tun.«
»Kann ich dir ein wenig helfen? Hättest du dann mehr Freizeit?«
Anna freute sich über das Angebot. Sie konnte wirklich etwas Ruhe und Zerstreuung gebrauchen â und vor allem einen Freund. »Das wäre prima«, willigte sie ein. »Ich wollte heute Gülle abpumpen und ausfahren, da kannst du mir zur Hand gehen.«
»Gülle?«, fragte Ronald ungläubig und sah an seinem Anzug herunter.
Anna lachte und strich eine Strähne hinters Ohr. »Na gut, vielleicht machen wir etwas anderes. Wie wäre es, wenn wir zusammen den Kälbchen ihre Milch geben?«
»Hört sich besser an«, gab Ronald lächelnd zurück.
»Dann lass uns direkt loslegen«, forderte Anna ihn auf.
»Geh du schon vor, ich räume noch hier auf.«
»Ach, lass stehen, das mache ich später.«
»Keine Widerrede. Ich mache den Küchendienst und dann komme ich zur Fütterung nach.«
»Okay, aber beeil dich.«
Anna stand auf und schlenderte zum Stall. Ronald war ein echter Schatz, der alles dafür tat, ihr zu helfen. Wenn er wüsste, wie dringend sie momentan tatsächlich seinen Beistand brauchte.
Als sie im Kuhstall die ersten Tränkeimer mit Milch aus dem Container gefüllt hatte, stieà ihr Freund zu ihr. Gemeinsam trugen sie die Behälter zum Trakt mit den Kälbern.
»Es ist eigentlich keine Arbeit, vielmehr eine Freude«, sagte Anna, als sie die Eimer am Stallzaun einhakten. Die Jungtiere begannen sofort, mit ihren rosa Zungen an den Saugern zu lecken. »Sind sie nicht sü�«, fragte Anna.
»Ja«, stimmte Ronald zu. Er streichelte den Kopf eines braun-weiÃen Kalbes.
Beide schauten schweigend zu, wie die vier Kleinen schmatzend ihre Milch tranken. Nach einer Weile unterbrach Ronald zögerlich die Ruhe. »Anna, ich sehe, wie sehr dir die Landwirtschaft am Herzen liegt. Also, ich meine ⦠wenn du das in Zukunft weitermachen möchtest,
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