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Mordsidyll

Mordsidyll

Titel: Mordsidyll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Zandecki
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Idylle und die heile Welt des Sauerlands waren eben trügerisch, dachte Ruste. Bestes Beispiel war ja diese Bäuerin. Was hatte eine völlig unbescholtene Bürgerin mit solch einem Fall zu tun? Wieso war sie wie vom Erdboden verschluckt? Und warum war sie überhaupt beim Gülleausfahren beschossen worden? Doch nicht allein wegen des Scheißgestanks! Dass Gestalten wie der schießwütige Alexej Borgmann und dieser Boris Wassiljew in Verbrechen verwickelt waren, verwunderte Ruste wiederum nicht. Auch solche Leute lebten …
    Mit quietschenden Bremsen lenkte Ruste seinen Passat rechts an den Straßenrand und brachte ihm zum Stehen. Das hatte er fast vergessen, heute war er wirklich nicht in bester Form! Aus der Innentasche seiner Jeansjacke holte er seinen Notizblock heraus und tippte die Angaben über Alexejs Kumpane ins Handy ein. Nachdem er die angekündigte SMS an Schröder verschickt hatte, durchforstete er seine Kontakte. Die Nummer von Ronald Weber war eingespeichert. Mit dem Mobiltelefon am Ohr steuerte er seinen Wagen wieder auf die Straße Richtung Olpe. Nach fünf Freizeichen meldete sich Mailbox.
    Â»Ronald, hier spricht Ruste. Es ist sehr dringend, bitte melde dich sofort, wenn du die Nachricht abgehört hast.«
    Ruste legte auf und warf sein Handy auf den Beifahrersitz. Er hatte Olpe fast erreicht, als das Funkgerät im Passat knackte. Er drehte die Lautstärke auf.
    Â»Achtung. An alle Wagen in der Nähe von Sundern am Biggesee. An alle Wagen in der Nähe von Sundern am Biggesee. Begeben Sie sich sofort an die Anlegestelle der Bigge-Ausflugsschiffe. Spaziergänger haben dort ein Objekt im Wasser treiben sehen. Es könnte der entführte Schützenvogel oder eine ertrunkene Person sein. Ich wiederhole, es könnte der Schützenvogel sein. Es gilt äußerste Diskretion. Informationen dürfen nicht nach außen dringen.«
    Sollen die Kollegen in den eiskalten Biggestausee springen, um den Vogel da rauszuholen? Ruste schmunzelte bei dem Gedanken. Zwar befand er sich in der Nähe, doch er dachte überhaupt nicht daran, sich um diesen Vogel zu kümmern.
    Â»Lieber Gott, lass es einen Ertrunkenen sein, der macht weniger Ärger«, murmelte er und trat aufs Gas.

Kapitel 10
    25. April

    Anna hatte in der Jagdhütte einen Tag voller Ungewissheit verbracht. Rastlos war sie immer wieder durch den Raum gelaufen und hatte alle fünf Minuten durch das Fenster nach Tim Ausschau gehalten. Es gelang ihr nicht, sich abzulenken. Ohne Fernseher, ohne Radio und Telefon war sie komplett von der Welt abgeschnitten.
    Anna saß mit einem heißen Kaffee auf dem Sofa vor dem Kamin und versuchte, nicht in Panik zu geraten. Mittlerweile war es dunkel geworden und Tim war immer noch nicht zurückgekehrt. Vielleicht lag seine Verspätung an diesem verrückten Wetter? Obwohl es April war und der Winter überstanden schien, hatte am frühen Abend ein leichter Schneefall eingesetzt. So war das eben in ihrem schönen Sauerland, dachte Anna und seufzte. Der Frühling täuschte sein Kommen kurz an, bevor er sich wieder boshaft zurückzog und Minustemperaturen nochmals für glatte und rutschige Wege sorgten. Aber was, wenn Tims Wegbleiben nicht mit den schlechten Straßenbedingungen zusammenhing? Was, wenn er von ihren Verfolgern aufgespürt worden war?
    Anna hoffte inständig, Tim würde bald zurückkehren. Sie war gespannt, ob die geheimnisvolle CD endlich Licht ins Dunkel bringen würde. Sie wollte das Ergebnis von Tims Recherchen noch abwarten, bevor sie sich der Polizei stellte. Das erschien ihr als der einzig richtige Weg. Anna war sich dessen bewusst, dass sie einige Jahre ins Gefängnis müsste. Wenn der Mann nicht aus dem Koma erwachte, drohte ihr unter Umständen sogar eine lebenslängliche Haft. Diese Last, einen Mordplan verfolgt und dabei einen Unschuldigen erwischt zu haben, konnte sie unmöglich länger ertragen. Sie musste ein Geständnis ablegen, das hatte sie sich fest vorgenommen. Sobald Tim zurückkehrte, würde sie mit ihm darüber reden. Seltsam, dachte Anna, erst hatte er ihr Leben zerstört und nun zerstörte sie es selbst. Jetzt, wo doch alles hätte besser werden können. Sie würde auch mit Ronald sprechen müssen.
    Plötzlich hörte Anna Motorengeräusche. Sie stürzte zum Fenster und spähte vorsichtig hinaus, sodass man sie von außen nicht sehen konnte.

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