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Mordsidyll

Mordsidyll

Titel: Mordsidyll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Zandecki
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versuchte, sich auf den Weg zu konzentrieren, doch die Augen fielen ihm immer wieder zu. Als er Kierspe erreichte, hielt er an dem erstbesten Kiosk und holte sich einen Kaffee. Mit dem Becher in der rechten Hand steuerte er durch die Straßen des beschaulichen Städtchens. Während er nach dem Haus der Familie Borgmann suchte, ging er nochmals alle Fakten durch. Die Geschichte wurde immer verwirrender. Hingen der Mordversuch vor der JVA und die nächtliche Schießerei zusammen? Dafür sprach, dass in beiden Fällen Russlanddeutsche aus Kierspe involviert waren. Hinzu kam das seltsame Jagdmesser als Tatwaffe. Und jetzt waren wieder Jäger in den Fall verwickelt. Waren das alles nur Zufälle?
    Nachdem Ruste die richtige Adresse gefunden hatte, parkte er seinen Wagen vor dem großen Einfamilienhaus und ging durch den gepflegten Vorgarten zur Eingangstür. Er hasste diese Seite an seinem Job. Angehörigen eine Todesnachricht zu überbringen ging ihm immer selbst an die Substanz. Innerhalb eines kurzen Moments veränderten seine Worte ein ganzes Leben und stürzten die Menschen in einen Abgrund der Trauer. Das Schwierigste war jedoch, dass er sie in dieser Schocksituation meistens auch noch befragen musste.
    Eine grauhaarige Frau öffnete Ruste die Tür, hinter ihr stand ein älterer Mann im Unterhemd. »Ja, bitte«, sagte die Frau mit einem leichten Akzent.
    Â»Frau Borgmann, Herr Borgmann?«, fragte Ruste.
    Â»Ja?«
    Â»Ich bin Kommissar Ruste, können wir uns bitte drinnen unterhalten?« Er zeigte den Eheleuten seinen Dienstausweis.
    Â»Geht es um Alexej?«, fragte Frau Borgmann mit sorgenvoller Stimme auf dem Weg in das nüchtern eingerichtete Wohnzimmer.
    Ruste nickte und nahm auf dem Sofa Platz. »Ich muss Ihnen leider eine traurige Nachricht überbringen. Ihr Sohn wurde bei einem Schusswechsel tödlich getroffen.«
    Die Frau schlug die Hände vors Gesicht, während ihr Mann nur den Kopf schüttelte. »Ich habe es kommen sehen, ich habe es kommen sehen!«, rief er aufgebracht. »Wie oft habe ich ihn vor denen gewarnt. Das sind alles Verbrecher! Dabei war er so gut in der Schule. Aber nein, Alexej wusste ja immer alles besser!«
    Frau Borgmann ließ schluchzend die Arme sinken. »Mein Sohn war ein guter Junge. Seine Freunde, die sind böse und haben ihn auf die schiefe Bahn gebracht! Dieser Viktor, Boris, Roman und wie sie alle heißen.«
    Ruste wartete eine Weile, bis sich die Eltern von Alexej etwas beruhigt hatten, bevor er fragte: »Die Freunde, von denen Sie gerade sprachen … Kennen Sie die vollständigen Namen oder die Adressen, Telefonnummern? Irgendwas?«
    Â»Ja, die Adressen habe ich«, antwortete Frau Borgmann und ging zu dem schweren Wohnzimmerschrank an der Stirnseite des Raumes.
    Â»Aber was ist eigentlich passiert?«, unterbrach ihr Mann.
    Â»Die genauen Umstände sind noch nicht geklärt. Ich kann sagen, dass Ihr Sohn mit bislang unbekannten Komplizen gestern Nacht im Wald bei Ratemicke Jäger beschossen hat. Diese haben in Notwehr ebenfalls das Feuer eröffnet und dabei Alexej tödlich getroffen. Aber wie gesagt, wir stehen ganz am Anfang der Ermittlungen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir jetzt die Namen von Alexejs Freunden geben könnten.«
    Frau Borgmann trat zurück ans Sofa und reichte Ruste ein kleines, ledernes Adressbuch. »Boris heißt Wassiljew, von Roman und Viktor kenne ich die Nachnamen nicht. Aber ich weiß, wo sie wohnen. Sind alle aus dem Ort.«
    Zufrieden übertrug Ruste die Angaben auf seinen Notizblock. Endlich war er einen großen Schritt weitergekommen! Dass Boris Wassiljew zu den Freunden Alexejs gehörte, bestätigte seine Vermutung, dass die Fälle zusammenhingen. Blieb nur noch zu klären, wie. Wenn er das herausfand, würde er auch sehr bald den oder die Täter schnappen.
    Ruste bedankte sich bei den Borgmanns und verabschiedete sich von ihnen. Vor ihm lag ein Tag voller Arbeit, er durfte keine Zeit verlieren. An Schlaf war heute auch nicht zu denken. Er wollte direkt zu Alexejs Bekannten fahren und sie vernehmen.
    Auf dem Weg zu seinem Auto rief er Schröder an, um dessen Stand der Ermittlungen zu erfahren. Sein junger Kollege ging direkt nach dem ersten Klingeln ran.
    Â»Ach, Chef, Sie sind es, ich hätte mich auch gleich bei Ihnen gemeldet.«
    Â»Lassen Sie diese Arschkriecherei mit dem ›Chef‹ und

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