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Mordsidyll

Mordsidyll

Titel: Mordsidyll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Zandecki
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verschwand und keine Gefahr mehr bestand, dass sie ihn entdecken könnten, eilte auch Viktor zu seinem Auto. Er drückte aufs Gaspedal.
    Als er auf die Straße einbog, sah er die Rücklichter des Geländewagens hinter einer Kurve verschwinden. Er folgte dem Mercedes in einiger Entfernung, bis Weber an der Staumauer Halt machte. Viktor ließ sein Auto in der Zufahrt weit vor dem Parkplatz stehen und versteckte sich in den Büschen. Verwundert registrierte er, dass die beiden offenbar miteinander stritten. Die Bäuerin schrie hysterisch herum und schien vor Weber auf die Staumauer zu flüchten.
    Die Auseinandersetzung war immer weiter eskaliert, bis Weber schließlich die Lobbisch angegriffen hatte, um dann selbst gegen das Gelände gedrückt zu werden. Prompt war er in den See gestürzt.
    Was das hieß, war Viktor klar. Immerhin hatte es in den letzten Tagen viel geregnet. Bei dem Hochwasser würde Weber mitgerissen werden. Kein schöner Tod. Viktor hatte genug gesehen, jetzt war es an ihm, zu handeln.

    *

    Nachdem Anna sich instinktiv von Ronald abgewandt hatte, stand sie nun starr vor Entsetzen auf der Staumauer. Nach einer kurzen Weile wurden ihre Sinne wieder klar. Sie setzte sich in Bewegung und rannte panisch zu Ronalds Auto zurück. Sie hatte nur einen Gedanken: Sie musste so schnell wie möglich von hier verschwinden. Außer Atem erreichte sie den Wagen und zog am Türgriff. Gott sei Dank, unverschlossen.
    Anna setzte sich auf den Fahrersitz und griff zum Zündschloss. Der Schlüssel fehlte. Voller Verzweiflung schlug Anna auf das Lenkrad. Ronald musste ihn abgezogen haben. Tränen stiegen ihr in die Augen. Schnell versuchte sie, sich wieder zu beruhigen. Sie musste einen kühlen Kopf bewahren.
    Sie wischte sich die Wangen trocken und lehnte sich zum Handschuhfach auf der Beifahrerseite hinüber. Vielleicht war hier ein Ersatzschlüssel oder ein Handy, überlegte sie. Doch das einzig Brauchbare, was sie fand, war eine große Stabtaschenlampe. Sie würde damit zur Landstraße zurückgehen müssen und ein Auto anhalten.
    Anna stieg aus, schaltete die Lampe ein und hielt sie fest umschlossen. Ihre Hände zitterten. Vorsichtig schritte sie den Weg zur rettenden Straße entlang. Der helle Strahl fiel auf die dünne Schneedecke. Gleich hätte sie es geschafft. Gleich würde der Albtraum ein Ende nehmen.
    Â»Frau Lobbisch, wo wollen Sie denn hin?«
    Anna blieb wie angewurzelt stehen.
    Â»Schön, dass ich Sie endlich gefunden habe«, sagte eine Stimme mit osteuropäischem Akzent hinter ihr.
    Anna wagte nicht, sich umzudrehen. Weg von hier, sie musste weg von hier, einfach weitergehen, befahl ihr eine innere Stimme. Zögerlich machte sie einen Schritt nach vorn.
    Â»Frau Lobbisch. Ich habe eine Waffe auf Sie gerichtet. Wir werden jetzt eine kleine Autofahrt zu meinen türkischen Freunden unternehmen. Die erwarten Sie schon.«
    Langsam wandte sich Anna der Stimme zu. Im Lichtkegel erblickte sie einen unscheinbaren Mann mittleren Alters. Er trug Jeans und eine Winterjacke … und bedrohte sie mit einer Pistole.
    Â»Nehmen Sie die Taschenlampe herunter!«
    Anna leuchtet vor ihm auf den Boden.
    Â»Gut. Und jetzt gehen Sie voraus. Dort hinten steht mein Auto. Und ich warne Sie. Sollten Sie versuchen, zu fliehen, werde ich Sie erschießen.«
    Durch den Akzent hörten sich die Befehle des Mannes unwirklich an. Wie in einem Film. Doch es war bittere Realität. Anna folgte den Anweisungen des Unbekannten und kehrte ihm den Rücken zu. Langsam setzte sie sich in Richtung Landstraße in Bewegung. Hinter sich hörte sie die Schritte des Mannes im Schnee knirschen.
    Plötzlich zerriss ein spitzer Aufschrei die Stille, gefolgt von schwerem Keuchen. Anna erstarrte. Sie nahm all ihren Mut zusammen und drehte sich um. Mit der Taschenlampe leuchtete sie den Weg ab. Der Lichtkegel erfasste zwei Männer, die im Schnee miteinander kämpften. Anna traute ihren Augen nicht. Ronald lag triefend nass auf dem bewaffneten Mann und drückte ihn auf den Rücken. Ihr Angreifer wehrte sich mit allen Kräften. Dann löste sich ein Schuss. Ronald stürzte nach hinten.
    Anna rannte auf den Fremden zu, der im Begriff war, sich vom Boden aufzuraffen, und schlug ihm mit voller Wucht die Taschenlampe auf den Kopf. Ihr Gegner sackte in sich zusammen.
    Polternd fiel die Lampe aus Annas Hand. Als sie über den Weg rollte,

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