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Mordsidyll

Mordsidyll

Titel: Mordsidyll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Zandecki
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streifte ihr Lichtkegel die beiden leblosen Männer. Anna wandte sich ab. Ihr feines blondes Haar klebte strähnig an ihrem Kopf. Sie war erschöpft.

Kapitel 11
    26. April

    Die Schützenbrüder trugen Ruste auf ihren Schultern durch Olpe. Über seinen Kopf stemmte er, bejubelt von zahlreichen Schaulustigen, mit beiden Armen den hölzernen Schützenvogel in die Höhe. Die Stadtkapelle spielte zackige Märsche. Ruste war ein Held. Er allein hatte den entführten Vogel gefunden. Charmant warf er den Frauen in der Menge ein Lächeln zu. Doch plötzlich mischte sich ein schräger Ton unter die jubilierende Musik. Aus einer Tuba ertönte ein schrilles Geräusch. Die Gesichter der Menschen wurden milchig grau. Alles um Ruste herum löste sich auf.
    Ruste schlug die Augen auf. Auf dem Nachttisch klingelte sein Handy. Verschlafen schaute er auf den Funkwecker. 2.20 Uhr. Er hatte gerade mal zwei Stunden geschlafen. Er tastete nach seinem Mobiltelefon.
    Nachdem er sich gemeldet hatte, kam Peter Leuters ohne Umschweife zum Punkt: »Ben, die verschwundene Bäuerin, diese Anna Lobbisch, hat sich gemeldet.«
    Â»Ja, das ist doch prima«, antwortete Ruste todmüde. »Ich werde gleich morgen früh mit ihr sprechen.«
    Â»Es wäre besser, wenn du sofort kommen könntest. Nicht zur Dienststelle, sondern zu einem Hotel an der Listertalsperre. Da ist sie nämlich.«
    Â»Dann soll sie noch ein paar Stunden da bleiben«, murmelte Ruste ins Telefon.
    Â»Sie hat aber drei Leichen gemeldet. Unser ganzer Apparat ist schon auf den Beinen.«
    Ruckartig richtete sich Ruste im Bett auf. »Wiederhol das bitte noch mal.«
    Â»Drei Leichen. Zwei an der Staumauer. Eine in einer Fischerhütte bei der Listertalsperre.«
    Ruste fuhr sich durch die Haare. Träumte er noch immer? Stand irgendwo in der Ecke ein Tubabläser?
    Â»Ben, bist du noch dran?«, riss Leuters ihn aus seinen Gedanken.
    Es musste wohl wahr sein. Der Kreis Olpe würde dieses Jahr mit seiner Verbrechensstatistik gleichauf mit New York liegen.
    Â»Ich bin unterwegs«, stöhnte Ruste ins Handy und erhob sich.
    Wie gut, dass er als Junggeselle immer nur in Unterwäsche schlief. So konnte er gleich in Jeans und Kapuzenpulli schlüpfen.

    Als Ruste mit seinem Passat am Hotel eintraf, wurde er bereits von Schröder erwartet. Wie konnte es auch anders sein! Wie schaffte es dieser blasse, rothaarige Junge bloß immer wieder, vor ihm am Tatort zu sein? Ob er im Präsidium schlief? Oder hörte er zu Hause den Polizeifunk ab?
    Mit verquollenen Augen registrierte Ruste, dass Schröder auch zu dieser gnadenlos frühen Stunde wie aus dem Ei gepellt aussah. Einsatzbereit stand er mit seinem aufgeklappten Notizblock da, um Ruste direkt über alle Neuigkeiten zu informieren. Irgendwie kam es Ruste ja entgegen, dass er eine Art lebenden Computer als Assistenten hatte.
    Â»Also, was ist los?«, fragte Ruste ohne Umschweife.
    Â»Ã„hm, ja … Guten Morgen. Nun ja, ›gut‹ ist eigentlich etwas anderes … Wir haben zwei Leichen und einen Schwerverletzten. Zu den Toten: Bei dem einen handelt es sich um einen jungen Mann, der wie Wassiljew kürzlich aus der JVA in Attendorn entlassen wurde. Ein gewisser Tim Mazcevski. Er wurde in einer Blockhütte bei der Listertalsperre mit einer Angelschnur erdrosselt. Die Hütte gehörte Ronald Weber, den Sie ja gestern befragen wollten. Sie kannten ihn persönlich, nicht wahr? Nun, ja … Er wurde auf einem Parkplatz direkt an der Listertalsperre erschossen.« Schröder blickte Ruste zögerlich an.
    Ruste steckte sich eine Zigarette an, bevor er reagierte. »So gut kannte ich ihn auch wieder nicht, also fahren Sie fort. Wissen wir, wer Weber getötet hat?«
    Â»Der Dritte im Bunde, der Schwerverletzte, hat wohl den tödlichen Schuss abgegeben, bevor Anna Lobbisch ihn mit einer Taschenlampe niedergeschlagen hat. Dadurch erlitt er vermutlich eine Schädelfraktur, also ähnlich wie in dem Fall vor der JVA. Die Spurensicherung und der Mediziner sind noch bei der Arbeit. Die Identität des Verletzten konnten wir bisher noch nicht feststellen. Informiert wurden wir von der Bäuerin. Sie ist in die Tat oder sogar in beide Taten verwickelt. Oder auch nicht.«
    Â»Was soll das heißen?«
    Â»Nun, wir wollten auf Sie warten. Damit Sie die Bäuerin vernehmen. Das war doch richtig, oder?«
    Â»Dann

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