Mordskerle (German Edition)
lächelte dünn. „Das hat ihm bestimmt jeder sofort geglaubt.“
„Tja, es scheint ihm immer leicht gefallen zu sein, andere Menschen für sich einzunehmen.“
„Wollte er meine Mutter umbringen?“
„Sicher nicht. Wie ich bereits sagte: Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort. Nachdem Axel in Fuhlsbüttel gelandet war, raste er zum Ferienhaus. Er war plötzlich nämlich gar nicht mehr sicher, ob es dort nicht doch Hinweise auf seine Treffen mit Metin Ünal gab. Er geriet allmählich in Panik, verstehen Sie? Erst erschlägt er seinen Freund, dann muss er nach Seebüll, um Breidbach auszuschalten, damit der keine – für Axel zu gefährliche - Informationen veröffentlicht, und anschließend läuft ihm ausgerechnet Annelie Klüver mitten in der Nacht auf der Terrasse des Ferienhauses über den Weg.“
„Und die Tatwaffe? Das Stuhlbein war doch bei Metin gefunden worden…“
„Ein Elektrokabel“, sagte Vonhoff einsilbig.
Auch Lena schwieg. Der Kreis schien sich zu schließen. Der Junge war erschlagen worden, weil ihn jemand zu sehr liebte, diese Liebe jedoch falsch verstand und somit falsch definierte.
„Inken hat so großen Wert darauf gelegt, dass Axel nichts von der alten Geschichte mit Breidbach erfuhr“, bemerkte sie irgendwann langsam.
Vonhoff hob die Achseln. „Er fand die alten Fotos in Inkens Sachen. Fotos, die genug aussagten. Warum sollte eine Frau Bilder von jemand aufbewahren, der ihr eigentlich nicht wichtig war? Außerdem ist durchaus möglich, dass Bernhard mal die eine oder andere Bemerkung gemacht hat. Er war so.“
„Was ist mit dem Hund?“
Diese Frage kam für den Kommissar unerwartet. „Welcher Hund?“
„Breidbachs Hund. Hatte Axel ihn irgendwo fest gebunden, um bei seiner Tat nicht gestört zu werden?“
Vonhoff zeigte sich überrascht. „Das weiß ich nicht. Ein Hund wird im Protokoll nirgends erwähnt.“
Lena schwieg erneut. „Eigentlich“, sagte sie schließlich „gibt es doch gar keinen Unterschied.“
„Wobei?“
„Bei der Liebe zwischen einem Mann und einer Frau. Oder einem Mann und einem Mann oder einer Frau mit einer Frau.“
Der Kommissar machte nicht den Eindruck, als träfe ihn diese Erkenntnis unerwartet. „Nein“, meinte er lediglich. „Es gibt keinen Unterschied. Liebe ist eben… Liebe. Manche macht sie blind.“
Lena sah auf ihre Armbanduhr. „Eigentlich sollte ich schon weg sein. Ich habe versprochen, Annelie zum Flugplatz zu fahren.“
„Ah, Annelie Klüver geht auf Reisen?“
„Richtig. Sofie Beer nimmt sie mit. Die Damen fliegen zu einem Tennisfinale nach Auckland.“
„Sofie Beer kehrt also ins Leben zurück?“
„Es bleibt ihr nichts anderes übrig, seitdem Annelie beschlossen hat, sich um sie zu kümmern“, belustigte Lena sich. Dann winkte sie einem Kellner und sagte, ohne den Oberkommissar dabei anzusehen: „Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich die Rechnung übernehme?“
„Überhaupt nicht“, grinste der Oberkommissar. „Sie werden mir zusehends sympathischer. Ich neige beinahe zu der Behauptung, dass dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein könnte.“
Sie sah ihn offen an. „Das war kein sehr schwieriger Fall für Sie, wie?“
„Nein“, er war schon wieder ernst. „Alles in allem brauchten wir zwei Wochen, um die Sache aufzuklären. Wir wären möglicherweise noch schneller gewesen, wenn Ihre Mutter nicht um jeden Preis gemeint hätte, selber Detektiv spielen zu müssen. Und wenn Sie den Kollegen in Schleswig von Anfang gesagt hätten, was Sie schon wussten...“
Lena wurde etwas rot. „Es war eigentlich Annelies Schuld. Hätte sie nicht diese Idee gehabt, für Tim Valendiek einen Staranwalt engagieren zu müssen…“
„Kann es sein“, sagte Vonhoff nachdenklich, „dass Ihre Mutter ebenfalls daran interessiert ist, dass Breidbachs Buch nicht auf den Markt kommt?“
Lena starrte ihn sekundenlang stumm an. „Sie wollte Tim einen Gefallen tun“, sagte sie, als hätte sie seine Frage nicht verstanden, doch ihre Stimme klang rau bei diesen Worten.
Der Kommissar blieb sachlich. „Tim Valendiek wurde zu keinem Zeitpunkt ernsthaft von der Polizei des Mordes an Metin Ünal verdächtigt. Und wissen Sie, warum nicht? Es war sehr rasch klar, dass die Tat von einem Rechtshänder begangen wurde. Valendiek ist Linkshänder.“
Nun wurde Lena endgültig flammendrot. Ihre Stimme klang gepresst, als sie sagte: „Was hat Axel Lentz erzählt?“
„Oh, vieles. Aber sicher nicht alles.
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