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Mordskerle (German Edition)

Mordskerle (German Edition)

Titel: Mordskerle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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„Dabei war der Junge ihm völlig egal. Bernhard liebte Metin nicht. Er war gar nicht fähig, jemand zu lieben - außer sich selbst. Bernhard griff sich immer nur, was oder wen er wollte, benutzte und warf anschließend weg. Mit allem hat er es so gemacht. Und mit allen. Was wollte er mit Metin? Aber ich… ich…“
    Wieder begann er zu weinen. Die Hände vor dem Gesicht, saß er lange Zeit schluchzend da, ein zutiefst verzweifelter, ja, gebrochener Mensch, der noch gar nicht begriffen hatte, was geschehen war.
    „Ich habe ihn geliebt“, sagte er irgendwann rau. „Ich liebte Metin, wie ich noch nie jemand vorher geliebt hatte.“
    Es brauchte keine weiteren Erklärungen mehr.
    Der Junge Metin.
    Der Tote, der im Stadtpark einer kleinen Stadt an der Ostsee gefunden worden war.
    Erschlagen mit einem Stuhlbein, das er immer bei sich trug, um sich im Notfall damit zu wehren.
    So hatte man es in den Zeitungen lesen können.
    Ein türkischer Junge, achtzehn Jahre alt, erschlagen von einem unbekannten Täter.
    Nein, nicht von einem Unbekannten.
    Lena wurde schlecht. Sie fühlte eine widerwärtige Schwäche in sich aufsteigen, und dann gab es nichts mehr, was sie noch tun konnte, um den Whisky, den sie getrunken hatte, daran zu hindern, ihren Magen wieder zu verlassen.

20. Kapitel
    A nnelie hatte ein Dutzend Mal das Telefon in Lenas Loft und später das Handy im Handschuhfach des Porsche klingeln lassen, doch nirgends eine Antwort erhalten. Schließlich fuhr sie von Uhlenhorst hinüber nach Blankenese, um, wie sie es gerne nannte, nach dem „rechten zu schauen“, was nichts anderes bedeutete, als dass sie mit einem Wohnungsschlüssel, von dem Lena nichts wusste, in das Loft ihrer Tochter gelangte und sich dort gründlich umsah.
    Bis auf ein Blatt Papier, das auf Lenas Schreibtisch lag, als hätte ein zufälliger Windstoß es dorthin geweht, gab es nichts, woran Annelie hätte Anstoß nehmen können. Sie, für die normalerweise der Begriff „Ordnung“ gar nicht existierte und deren Ferienhaus an der Ostsee regelmäßig im Chaos unterzugehen drohte, wenn nicht Rosie Valendiek regelmäßig dort sauber gemacht hätte – ausgerechnet sie regte sich angesichts dieses Papiers auf der blanken Schreibtischplatte beinahe auf, weil es die schöne, stille Sauberkeit in Lenas Wohnung störte.
    Schließlich, als sie fand, dass sie lange genug unschlüssig herum gestanden hatte, nahm sie das Blatt, faltete es auseinander und las es ohne die geringsten Gewissensbisse. Dreißig Sekunden später war sie am Telefon und rief, ungeachtet der späten Stunde, bei Sofie Beer an.
    „Ich störe dich hoffentlich nicht, Sofie“, stieß sie hastig hervor, als sich die Freundin mit dünner Stimme meldete. „Ich bin es – Annelie.“
    „Das höre ich“, erwiderte Sofie belustigt. „Nein, du störst nicht. Ich sehe noch fern.“
    „Ist Inken zu Hause?“
    „Nein. Inken hat heute Abend ein Essen mit Geschäftsfreunden im Maritim in Travemünde“, zeigte Sofie sich erstaunlich gut informiert. „Wieso fragst du?“
    „Ach, ich bin in Lenas Wohnung in Blankenese und finde eben ein Fax von Inken an Lena. Die beiden haben sich für heute Abend in deinem Ferienhaus verabredet.“
    „Das ist ganz unmöglich“, widersprach Sofie energisch. „Die Polizei hat das Haus noch gar nicht frei gegeben. Wegen der Spurensicherung.“
    Nun wurde Annelie unruhig. Sie hatte keine Erklärung dafür, doch unwillkürlich begann ihre Stimme zu jagen, als sie sich von Sofie verabschiedete. Sie konnte auch nicht verhindern, dass ihre Hände zitterten, während sie die Telefonnummer vom Hotel Maritim in Travemünde wählte.
    Die Rezeption meldete sich prompt und stellte sofort die Verbindung zu Inkens Hotelzimmer her. Das Telefon läutete unzählige Male, ehe endlich eine undeutliche Stimme fragte: „Wer ist da?“
    Annelie stockte der Atem. „Inken, du bist tatsächlich im Hotel?“
    „Wo denn sonst?“, stöhnte Inken kraftlos. „Es geht mir gar nicht gut. Ich habe den Rotwein nicht vertragen. Mein Kopf tut weh und meinem Magen geht es auch nicht besonders.“
    Annelies Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen, als sie hervor stieß: „Warst du denn schon beim Ferienhaus, um Lena dort zu treffen?“
    Inkens Lachen klang freudlos. „Ganz bestimmt nicht, Annelie. Wie hätte ich das nach mehreren Gläsern Rotwein schaffen sollen? Außerdem, ich weiß nichts von einer Verabredung mit Lena. Bist du sicher, dass du dich nicht irrst?“
    Ganz sicher,

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