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Mordskerle (German Edition)

Mordskerle (German Edition)

Titel: Mordskerle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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Alleingang in der Angelegenheit gemacht hatte.
    „Es war Bernhard Beer tatsächlich jahrelang gelungen, das Bild vom unwiderstehlichen Frauenheld aufrecht zu erhalten“, stellte sie jetzt mit ungläubigem Kopfschütteln fest. „Weder Sofie noch Inken hatten jemals eine Ahnung von seinem Doppelleben?“
    „Sofie Beer bestimmt nicht, aber die Tochter?“ Vonhoffs Gesicht verriet Zweifel. „Wir sind nicht sicher, ob sie etwas wusste und ihren Vater schützen wollte, ohne dass zwischen den beiden je ein Wort darüber fiel. Oder ob sie nur etwas ahnte. Unser Psychologe ist überzeugt, dass Inken Beer-Lentz eine Wiederholungstäterin ist, was dies betrifft. So, wie wir alle Wiederholungstäter sind, weil sie mit Axel Lentz einen Mann heiratete, der die gleiche Veranlagung hatte wie ihr Vater.“
    Darüber musste Lena erst einmal nachdenken. Sie erinnerte erneut an Annelie, die zunächst übrigens vehement abgestritten hatte, die ganze Zeit während Lenas Befreiung geweint, ja, geschluchzt zu haben. Das könne gar nicht so gewesen sein, behauptete sie immer wieder, denn sie weine schon seit einer Ewigkeit nicht mehr – und verbat sich fortan jede weitere Diskussion zu diesem Thema.
    Lena gab indes Vonhoff gegenüber kleinlaut zu: „Ich bin mit Bravour einer falschen Spur gefolgt und habe mich rettungslos blamiert.“
    „Ist das möglicherweise eine Entschuldigung?“, grinste Vonhoff, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnte. Dann schwieg er sekundenlang, ehe er hinzufügte: „Manches konnten Sie nicht wissen. Zum Beispiel, dass Axel Lentz sehr wohl im Ferienhaus der Familie Beer gewesen ist, obwohl Inken das Gegenteil behauptete. Damit wollte sie ihn nicht schützen, sie wusste es eben nicht besser. Sie hatte keine Ahnung, dass Axel und sein junger Freund immer wieder auch an die Ostsee fuhren, um dort im Beer´schen Ferienhaus ungestört zu sein.“
    „Und die Familie von Metin Ünal?“
    Vonhoff blickte an Lena vorbei auf die graue, Regen verhangene Alster. „Der Junge war wie so viele Jungs in dem Alter. Er redete kaum. Als einziger Sohn wurde er von seiner Familie sehr verwöhnt. Wenn er manchmal tagelang von zu Hause weg blieb, fragte ihn niemand, wo er gewesen war.“
    Er schwieg erneut. „Metin Ünal“, sagte er schließlich halblaut, „war ein schweigsamer, ernster Junge, der seinen Eltern viele Rätsel aufgab und auch nach seinem Tod immer noch aufgibt.“
    „Hatten sie denn gar keine Ahnung von der Homosexualität des Sohnes?“
    „Nein“, antwortete der Kommissar knapp. „Als wir es ihnen sagten, begriffen sie es nicht. Sie konnten es nicht verstehen. Und ich habe nicht weiter in dieser Wund gebohrt, weil man jemand, der schon am Boden liegt, nicht noch einen Tritt versetzen soll.“
    „Sie sagten, Axel und der Jungen stritten sich unterwegs im Auto. Hat Axel da zugeschlagen?“
    „Nein. Später, als sie auf dem Rastplatz standen. Dem Untersuchungsrichter hat er gesagt, dass er es nicht mehr ertrug, wie Metin zwischen ihm und Bernhard hin und her lavierte. Axel wollte klare Verhältnisse, aber Metin weigerte sich, eine Entscheidung zu treffen. Axel verlor die Beherrschung und riss das Stuhlbein, das der Junge bei sich trug, aus dessen Jackentasche, um damit mehrfach auf ihn einzuschlagen.“
    Lenas Magen krampfte sich zusammen. „Er muss doch schrecklich geblutet haben…“
    „Richtig. Aber Axel fährt nicht nur einen amerikanischen Straßenkreuzer, sondern außerdem einen englischen Spitfire und einen schlichten, deutschen BMW. Es fiel niemand auf, dass er den Spitfire gar nicht mehr benutzte. Man kann ihm, denke ich, zugutehalten, dass er im Affekt gehandelt hat. Er war nach der Tat verstört, suchte sein Heil in der Flucht, obwohl der Junge nach den Schlägen noch lebte. Allerdings ist fraglich, ob er hätte gerettet werden können. Axel gelang es, ihn im Stadtpark abzulegen, ohne dabei gesehen zu werden.“
    „Meine Mutter kann er aber nicht niedergeschlagen haben“, gab Lena zu bedenken. „An dem Abend war er in London, hat Inken ausgesagt.“
    Der Kommissar, nun sichtlich müde, erklärte: „Das stimmt nur bedingt, denn er kam mit der letzten Maschine von Gatwick nach Hamburg zurück. Wir konnten das ziemlich leicht feststellen. Und es gab einen gravierenden Fehler, der ihm dabei unterlief. Seinen Mitarbeitern sagte er, er wolle direkt nach Sylt zu den Surfmeisterschaften und man solle das bloß nicht seiner Frau verraten, sie hätte dafür gar kein Verständnis…“
    Lena

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