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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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ein. Am Samstag würde er ganz sicher im Briefkasten sein und sie, Paula, in Berlin. Sie redete sich ein, daß das die sauberste Lösung war, die auch dazu diente, Simon eine häßliche Szene zu ersparen.
    Doch bereits im Zug kamen ihr erste Zweifel. Sie wünschte, sie hätte Doris sofort zur Rede gestellt und hinausgeworfen, anstatt zähneknirschend die Unbedarfte zu spielen. Alles wäre nach ihrer Rückkehr klar, alles überstanden. So sah es verdammt nach Feigheit aus.
    Rainer Zolt kam sich allmählich blöde vor. Rauchend und ab und zu an seinem Flachmann saugend kauerte er in seinem Wagen und starrte durch die Büsche auf eine bestimmte Haustür. Wie ein heruntergekommener Privatdetektiv! Zum Teufel mit Jäckle, dachte er und inspizierte im Rückspiegel sein Auge, dessen Umgebung spannte, juckte und in sämtlichen Farben schillerte. »Monokelhämatome, hatte der Apotheker gegrinst und ihm eine kühlende Salbe ausgehändigt. Wenigstens war die Schwellung so weit zurückgegangen, daß er wieder etwas sehen konnte.
    Und seit zwei Tagen sah er nichts anderes als Doris Körner. Am Karfreitag war sie abends bei Monzens zum Fischessen eingeladen gewesen, eine Nachricht, die Jäckle nicht gerade erfreut zur Kenntnis genommen hatte. Danach fuhr sie nach Hause, in Paulas Haus, genau genommen, und ging zu Bett.
    Den Samstag verbrachte sie in München, zuerst mit Einkaufen. Jede Menge Klamotten und Schuhe, eine recht umfangreiche neue Frühjahrskollektion. Sie suchte auch einige Geschäfte auf, in denen es nur Kindersachen gab. Ostergeschenke für Simon? Danach fuhr sie nach Bogenhausen und parkte vor einem ziemlich großen, modernen Apartmenthaus. Zolt studierte die Messingschilder an den Klingeln und stieß auf ›J. Körner‹.
    Kurze Zeit später kam sie mit ihm heraus, sie stiegen in ihren Wagen, den Käfer, und fuhren nach Schwabing. Zolt beschattete die zwei beim Bummeln durch den Englischen Garten. Ein paarmal legte er den Arm um sie. Die beiden kanten ihm vor wie ein Schülerpärchen beim ersten Rendezvous, wobei ihm der weibliche Part aktiver, fast schon bedrängend erschien, der männliche eher zurückhaltend, abwartend. Irgendwo auf der Leopoldstraße gingen sie chinesisch essen, und anschließend fuhr Doris Körner nach Hause, allein, während ihr Mann sich ein Taxi rief. Nichts Auffälliges war geschehen, was auch immer Jäckle darunter verstand. Warum sollte die Frau nicht ihren Ehemann besuchen, auch wenn sie getrennt lebten?
    Solange das Objekt in Bewegung geblieben war, hatte Zolt die Jagd Spaß gemacht. Aber jetzt wurde die Sache zusehends fade, denn das Objekt verbrachte den Samstagabend anscheinend brav vor Paulas Fernseher.
    Rainer Zolt kämpfte gegen Müdigkeit und Langeweile und ärgerte sich, daß er das »Sportstudio« versäumte. Er seufzte. Hätte ruhig mal eine Schicht selber übernehmen können, der Herr Hauptkommissar, der jetzt wahrscheinlich bequem mit einer Flasche Remy Martin vor der Glotze … Schritte auf dem Gehweg ließen ihn aufhorchen. Mit einer schnellen Bewegung glitt er tief in seinen Sitz. Die Schritte, Männerschritte, liefen ohne den Takt zu ändern an seinem Wagen vorbei, durch das Tor, auf das Haus zu. Zolt richtete sich ein wenig auf und spähte durch die leicht angelaufene Scheibe.
    Jäckle, du verdammter Fuchs, dachte er anerkennend, als er Vito unter dem schwachen Licht der Außenbeleuchtung erkannte.
    »Er wird wiederkommen. Irgend etwas verbindet ihn, die Nickel und die Körner, das kann ich fast greifen. Finde raus, was es ist«, hatte Jäckle bei ihrem letzten Treffen am Karfreitag gesagt, nachdem er ihm erst seine Faust und danach einen Eisbeutel aufs Auge gedrückt hatte. »Ich vermute, er erpreßt die beiden mit irgend etwas. Vielleicht weiß er etwas über das Kind der Körner, oder über den Brandanschlag auf den Russen, oder über den Tod der Schön…« Jäckle hielt inne und blickte Rainer Zolt reichlich stier an. »Mein Gott, Rainer, wo leben wir hier eigentlich? In diesem lausigen Nest geht es wüster zu als in der Bronx.«
    »Zumindest, was gewalttätige Polizisten angeht. Warum fragst du nicht Paula selber?«
    »Hab’ ich. Die sagt mir auch nicht alles, was sie weiß. Und jetzt, wo du aufgeflogen bist, wird sie erst mal gar nicht mehr mit mir reden. Aber egal. Solange Paula weg ist, bleibst du an der Körner dran. Tag und Nacht, wenn’s sein muß.«
    »Wir haben Ostern!« wandte Zolt ein. »Feiertage. Eiersuchen, und so!«
    »Saufen und Rumhuren kannst

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