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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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fragte Jäckle zurück.
    »Es ist ganz einfach unlogisch«, wehrte Paula ab. »Das alles sind doch nur wilde Verdächtigungen der Leute. Wer für die anders ist, der ist von vornherein suspekt. Wäre ja auch die bequemste Lösung: Schafft das Gesindel weg, dann sind unsere Kinder sicher.«
    »Mal angenommen, der Mann ist unschuldig«, mischte sich jetzt Lilli ein, »wer war’s dann?«
    Jäckle zuckte wieder mit den Schultern, und Paula fuhr fast übereifrig fort: »Wenn du meine Theorie hören willst: Ich könnte mir bei Max gut vorstellen, daß er gar nicht in den Kindergarten gegangen ist, sondern sich irgendwo herumgetrieben hat. Am See vielleicht, da waren Max und Simon immer gerne. Zwar nie allein, das haben wir ihnen strengstens verboten. Andererseits … Max, und ein Verbot akzeptieren! Er könnte durchaus die Gelegenheit wahrgenommen haben, zum See gegangen sein und … ich meine, Max konnte noch nicht schwimmen.«
    »Warum haben wir ihn dann nicht gefunden?«
    »Es sind schon Leute im Grundsee verschwunden«, bestätigte Lilli. »Als ich noch klein war, ist ein Kind beim Baden ertrunken, man fand es nie mehr. Und einmal nachts ein Betrunkener. Am Ende glaubte man, er sei gar nicht im See, aber dann ist er nach Wochen doch noch aufgetaucht, fragt nicht, wie er aussah.« Sie schüttelte sich, ein unechter Schauder. Lilli schätzte solche Geschichten über die Maßen.
    »Zucker?« fragte sie jetzt liebenswürdig lächelnd.
    »Vier Stück bitte.« Jäckle ruderte in seiner Tasse und wiegte bedächtig den Kopf hin und her. »Schon möglich, daß Max zum See gegangen ist. Dort könnte er seinem Mörder begegnet sein. Und wer wohnt in der Nähe vom See?«
    »Ich«, hörte Paula sich sagen.
    »Unsinn. Ich meine, in diesem Bauwagen!« Jäckle sah Paula herausfordernd an, aber die antwortete nicht. »Dein Gärtner hat kein Alibi für den ganzen Tag.«
    »Warum laßt ihr ihn dann wieder laufen?«
    »Weil wir keine Beweise haben.«
    »Vielleicht wollte Max aber auch auf große Abenteuertour gehen«, überlegte Paula. »Jedes Kind macht doch mal so etwas. Nicht gerade mit fünf Jahren, aber Max war ziemlich gewieft für sein Alter. Womöglich ist er per Anhalter gefahren. Bei dem muß man alles in Betracht ziehen.«
    »Du mochtest ihn nicht, stimmt’s?« fragte Jäckle.
    »Nicht besonders«, gab Paula zu. »Er hat Doris das Leben ganz schön schwer gemacht. Dabei sah er so niedlich aus. Wenigstens fanden das viele Leute. Bis sie ihn dann näher kennenlernten, also, ich hätte ihn manchmal am liebsten …«
    »Ja?«
    »Nichts.«
    »Du brauchst dich nicht zu genieren, ich weiß inzwischen einiges über Max«, erklärte Jäckle, »zum Beispiel was über durchgebissene Ohren …«
    Er machte eine Kunstpause. Paula dachte an den Hamster, aber sie schwieg.
    »… und einen Sechsjährigen hat er vom Klettergerüst gestoßen, daß er sich den Arm gebrochen hat.«
    »Ja, er war schon ein aufgewecktes Kerlchen.« Paula fiel auf, daß von Max mehr und mehr in der Vergangenheitsform gesprochen wurde, als wäre sein Tod bereits eine erwiesene Tatsache.
    »Die Leiterin eures Kindergartens hat Doris seinen Ausschluß aus dem Kindergarten angedroht, falls noch die geringste Kleinigkeit passiert. Der Elternbeirat drängte darauf, weil die Erzieherinnen sich nicht mehr in der Lage sahen, für die Sicherheit der anderen Kinder zu garantieren. Hast du das gewußt?«
    Paula schüttelte den Kopf. »Schau an, und jetzt triefen sie alle vor Mitgefühl.«
    »So sind die Menschen«, sagte Jäckle nüchtern und ließ sich von Lilli ein zweites Stück Nußtorte auf den Teller laden.
    »Wann war das? Das mit dem Kindergartenausschluß«, fragte Paula.
    »Eine Woche, bevor er verschwand. Hat dir das Doris nicht erzählt? Ich denke, ihr seid so dicke Freundinnen?«
    »Nein, sie … in dieser Woche haben wir uns nicht so oft getroffen. Sie hätte es mir schon noch gesagt.«
    »Was kannst du mir über den Vater sagen?«
    »Jürgen? Du hast ihn doch kennengelernt.«
    »Du kennst ihn länger«, gab Jäckle stur zurück.
    »Der typische Durchschnittsmann. Durchschnittlich attraktiv, durchschnittliches Einkommen, pures Mittelmaß. Bei ihm könnte ich mir äußerstenfalls eine Handlung im Affekt vorstellen. Aber er war doch in Saudi-Arabien. Der hat sich doch ganz elegant abgesetzt.«
    »Saudi-Arabien?« wiederholte Jäckle, so als höre er zum ersten Mal von der Existenz dieses Staates.
    »Ja. Ölscheichs und so.« Paula sah ihn an, als sei er ein

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