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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Paula, jetzt am Rande ihrer Beherrschung angelangt, »scheren Sie sich zum Teufel!«
    »Ja, tun Sie das besser«, sagte Lilli, die erkannt hatte, daß es höchste Zeit war, ihren Beobachtungsposten aufzugeben und einzuschreiten. Ihr Ton war leise und ruhig, aber zwanzig Jahre Bühnenerfahrung bewirkten, daß man sie bis in den letzten Winkel des Gartens deutlich verstand. Paula und die Schönhaar drehten sich gleichzeitig erschrocken um.
    Lilli schritt mit betonter Langsamkeit auf die Schönhaar zu, wobei sie sie mit ihren eisblauen Augen festnagelte, der Blick drückte tiefe Verachtung aus. Paula beobachtete sie fasziniert und rätselte dabei, welche ihrer zahlreichen Rollen wohl gerade an der Reihe war. Die Verwandlung der Schönhaar jedenfalls war höchst bemerkenswert. Sie zuckte zusammen, als sei sie geschlagen worden, der Ausdruck der Häme wich augenblicklich aus ihrem Gesicht, sie stierte Lilli an, als sei sie ein Gespenst. Ihre Lider flatterten, der ansonsten gelbliche Teint färbte sich an unregelmäßigen Stellen pinkfarben.
    »Worauf warten Sie noch«, sagte Lilli kalt, und sogar Paula wurde es für einen Moment unbehaglich. Eine unbestimmte Autorität ging von dieser zierlichen Person aus, der man sich nicht so leicht entziehen konnte.
    Isolde Schönhaars Abgang hatte etwas Hündisches. Sie mied Lillis Blick, als könnte der sie zu Stein verwandeln. »Sie hören noch von mir«, sagte sie trotzig zu Paula, »verlassen Sie sich darauf.«
    Paula, die sich in diesen wenigen Augenblicken wieder gefangen hatte, antwortete freundlich: »Das Tor ist zu. Sie müssen schon den Hintereingang nehmen. Durch den sind Sie doch auch hereingeschlichen, oder?«
    Beide sahen zu, wie die Schönhaar in ihren altjüngferlichen Pumps über den frisch gemähten Rasen stocherte und hinter den Magnolien verschwand. »Du hast ihr das Leben gerettet«, seufzte Paula grenzenlos erleichtert. »Ich hätte sie sonst …«
    »Das habe ich bemerkt.« Lilli zog anklagend die rechte Augenbraue hoch. »Du warst mal wieder dabei, die Contenance zu verlieren!«
    »Ach, Tante Lilli«, Paula legte den Arm um ihre Tante und atmete den rauchigen Duft ihres Parfums ein, »ich bin ein bißchen mit den Nerven runter.«
    »Ich fürchte nur, die sind wir noch nicht endgültig los. Dummheit und Haß, das ist eine gefährliche Mischung. Aber in einem Punkt muß ich der Frau recht geben: die Sache mit dem Motorrad.«
    »Ich kann mir nicht beides leisten und will es auch nicht«, antwortete Paula bestimmt. Das Motorrad war eines der wenigen Dinge, bei denen sie bis jetzt den Rat ihrer Tante übergangen hatte. »Außerdem kann ich jederzeit den Wagen von Doris haben.«
    »Abhängigkeit von Fremden ist immer schlecht«, entgegnete Lilli.
    Lächelnd zog sie ein Schlüsselbund aus der Tasche und klimperte damit aufreizend vor Paulas Nase herum: »Ich habe ein Geschenk für dich, nachträglich zum Vierzigsten. Es parkt vor dem Tor.
    Zwei Wochen waren seither vergangen, als es nachmittags, zur besten Katleekränzchenzeit, an der Tür klingelte. Paula öffnete dem Besucher. »Wird das eine Zeugenvernehmung oder ein Kaffeeklatsch?«
    Bruno Jäckle reichte ihr ein Paket von der Bäckerei und fuhr sich verlegen durch sein braunes Haar, in dem eine lange zurückliegende Ehescheidung und der Berufsalltag etliche graue Spuren hinterlassen hatten.
    »Teils, teils«, gestand Jäckle. »Aber du kannst schon mal Kaffee kochen. Falls du das kannst. Wo ist Simon?«
    »Bei den Seibts«, antwortete Paula. »Sie haben junge Katzen oder so was.« Glücklicherweise war Simon vom gerechten Volkszorn verschont geblieben und wurde nun, da man nicht mehr die Begleitung von Max zu befürchten hatte, auffallend häufig zu anderen Kindern aus der Siedlung eingeladen, wenn auch unter der unausgesprochenen Bedingung, daß er seine Mutter zu Hause ließ.
    »Ich mache den Kaffee«, tönte es aus der Küche. Jäckles ernstes Gesicht hellte sich auf, als er Lilli kommen sah. In einem Anfall burlesker Galanterie krümmte er seine hagere Gestalt, so daß er aussah wie ein Fragezeichen.
    »Madame …«, er erinnerte sich nicht an ihren französischen Nachnamen, denn jeder im Ort sprach sie mit ihrem Mädchennamen Schimmel an, »es freut mich, Sie hier zu sehen«, strahlte er und küßte ihr beinahe formvollendet die Hand.
    »Nennen Sie mich Lilli«, antwortete Lilli generös.
    »Es ist eigenartig«, stichelte Paula, »bei Lilli werden sogar Leute zu Kavalieren, die sich sonstwie die Axt im

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